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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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das Zepter schwingen, erfreuen sich Hinrichtungen ja großer Beliebtheit, obwohl ich nicht vorhabe, mich in Alabama oder in Texas niederzulassen. Aber um deine Frage zu beantworten, warum ich mich mit dem Fehlurteil gegen Lola Daggette befasse: Sie hat einige Briefe an das Innocence Project und andere Gruppierungen und Anwälte geschrieben, die kostenlos Fälle wie den ihren übernehmen. Ich muss hinzufügen, dass die Briefe sprachlich miserabel waren und bis letzten November in der Ablage gelandet sind, als Georgias Oberster Gerichtshof den Aufschub einer Hinrichtung in letzter Minute ablehnte. Die Folge war, dass sich verschiedene Menschenrechtsorganisationen die alten Fälle wieder vornahmen. Denn Anfang dieses Jahres wurde hier in Georgia eine Hinrichtung so vermasselt, dass viele überlegten, ob nicht absichtliche Grausamkeit dahintergesteckt hat.
    Man hat mich gefragt, ob ich mich Lola Daggettes Fall annehmen würde, da es, wie man mir sagte, sinnvoll erschien, eine Frau hinzuzuziehen«, fährt Jaime fort. »Lola kooperiert nämlich nicht mit Männern und ist nicht in der Lage, einem Mann zu trauen, weil sie als Kind von ihrem Stiefvater aufs Schlimmste missbraucht worden ist. Ich habe versprochen, mir die Sache anzusehen. Damals bestand kein Grund zu der Annahme, dass es Verbindungen zu dir geben könnte. Also habe ich angefangen, ihre Akten durchzusehen. Und dann hat Dawn Kincaid versucht, dich umzubringen.«
    »Ich erkenne keine Verbindung zu Lola Daggette, außer dass sie im selben Gefängnis sitzt wie Dawn Kincaids leibliche Mutter «, entgegne ich. »Obwohl Lola, wenn man Kathleen Lawler glauben kann, wiederum Verbindung zu Kathleen hat. Und zwar eine feindselige.«
    »Die meisten Fälle, die von bundesweiten juristischen und Menschenrechtsorganisationen untersucht wurden, betreffen Häftlinge in Georgia, Virginia, Florida und anderen von den Republikanern regierten Staaten.« Jaime ignoriert meinen Einwand. »Viele dieser Menschen wurden aufgrund von fehlerhaften forensischen Ergebnissen, falschen Identifizierungen oder erzwungenen Geständnissen zu lebenslänglich oder zum Tode verurteilt. Außerdem gibt es nicht viele Frauen im Todestrakt. Derzeit ist Lola die einzige, die in Georgia auf ihre Hinrichtung wartet. Eine von sechsundfünfzig Straftäterinnen in den gesamten Vereinigten Staaten. Und es gibt nicht genug Anwältinnen, die auf so viel Erfahrung und Erfolg zurückblicken können wie ich und solche Fälle übernehmen wollen.«
    »Das ist aber keine Antwort auf meine Frage.« Diese Ausflüchte werde ich ihr nicht durchgehen lassen. »Es erklärt nur, warum du gewisse Örtlichkeiten bevorzugst und warum es vorteilhaft für dich wäre, bei einer großen Kanzlei anzuheuern, die überall Büros unterhält.«
    »Wie dir sicher aufgefallen ist, habe ich keinen Esstisch. Also machen wir es uns im Wohnzimmer gemütlich. Bleib, wo du bist, ich serviere.« Als Jaime unser Essen hereinbringt, trifft mich ein Blick aus ihren tiefblauen Augen. »Ich bin froh, dass du wohlbehalten angekommen bist, Kay. Und ich bedaure es, dass ich dich solchen Unannehmlichkeiten aussetzen musste.«
    Was bedeutet, dass sie ihre Lügen bedauert. Sie bedauert es, dass sie es für nötig befunden hat, zu einem Trick zu greifen, damit ich ihr bei einem Fall helfe. Einem Fall, mit dem sie sich in der Welt der Strafverteidiger einen Namen machen wird, wenn es ihr gelingt, Georgias berüchtigtste Mörderin freizubekommen, die zufällig auch noch der einzige weibliche Häftling in einem Todestrakt dieses Bundesstaates ist. Ich unterstelle ihr keine mangelnde Hilfsbereitschaft. Doch ich bin sicher, auch Ehrgeiz und andere Motive zu wittern. Jaime geht es nicht ausschließlich um den Kampf für die Gerechtigkeit. Vielleicht nicht einmal hauptsächlich. Sie will Macht. Sie will sich wieder aus der Asche erheben, nachdem man sie in New York aus dem Amt gedrängt hat. Außerdem wünscht sie sich den Einfluss, der nötig ist, um Widersacher wie Farbman auszuschalten. Und vermutlich noch eine lange Liste weiterer Gegner.
    »Ich war fest entschlossen, dir zwei Dinge zu vermitteln«, wendet Jaime sich an mich und setzt sich mit ihrem Sushiteller aufs Sofa. »Nämlich dass du auf der Hut sein solltest, denn wir wissen beide, dass wenn die Polizei und das FBI erst einmal Blut geleckt haben, die Gerechtigkeit ausgespielt hat. Dann geht es um ihren Fall. Einzig und allein. Um Quoten, Schlagzeilen und Beförderungen.« Sie greift nach ihrem

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