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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Weinglas.
    »Danke für die Warnung«, entgegne ich. »Aber ich brauche deine Hilfe nicht.«
    »Doch, du brauchst sie. Und ich brauche deine.«
    »Ich habe den Verdacht, dass du Colin gegen dich aufgebracht hast«, stelle ich das Offensichtliche fest. »Er hat zwar manchmal einen Dickkopf, ist aber gut in seinem Beruf. Unter Kollegen und auch bei den Strafverfolgungsbehörden genießt er hohes Ansehen. Außerdem ist er ein Südstaaten-Gentleman und darüber hinaus noch ein Ire, wie er leibt und lebt. Mit Menschen wie ihm muss man umgehen können.«
    »Ich bin es nicht gewöhnt, dass man mich wie einen Paria behandelt.« Sie hantiert geschickt mit den Essstäbchen. »Wahrscheinlich könnte man sagen, dass ich verwöhnt bin. Normalerweise ist in der Rechtsmedizin oder in einem Polizeirevier niemand willkommener als ein Staatsanwalt. Es ist ein Schock, dass ich plötzlich zur Feindin geworden bin.« Sie führt ein Stück eingelegten Ingwer und eine Thunfischrolle zum Mund.
    »Du bist nicht zur Feindin geworden, sondern inzwischen zur Verteidigerin. Und es ist nicht fair, davon auszugehen, dass nur Staatsanwälte nach der Wahrheit suchen.«
    »Colin fühlt sich auf den Schlips getreten, weil ich Lola aus dem Todestrakt und aus dem Gefängnis holen will«, erwidert sie. »Meine Auffassung, der Fall Barrie Lou Rivers sei ein eindeutiger Hinweis darauf, dass man sich im GPFW große Mühe gibt, Hinrichtungen auf eine möglichst grausame Weise durchzuführen, interessiert ihn nicht. Man fügt den Gefangenen Schmerz und Leid zu, und das wird auch Lola passieren, die noch kaum volljährig war, als sie dort eingesperrt wurde. Und dass sie unschuldig ist, macht die Sache noch barbarischer und grausamer. Aber Colin fühlt sich von mir verhört.«
    »Und das tust du auch. Doch das ist ja unser täglich Brot.«
    »Es gefällt ihm nicht.«
    »Vielleicht hat er ja etwas gegen deine Methode.«
    »Ich könnte einen guten Coach gebrauchen.« Ihr Mund lächelt zwar, aber ihre Augen nicht.
    »Ich bin dir dankbar dafür, dass du dich moralisch verpflichtet gefühlt hast, mich zu warnen, jemand könnte Lügen über mich verbreiten, damit ich Ärger mit dem FBI bekomme«, entgegne ich. »Das heißt jedoch nicht, dass eine Hand die andere wäscht.«
    »Du hast vermutlich nicht irgendwo ein Sharp’s versteckt«, meint Marino zu Jaime. Er hat bereits die Shrimpssuppe und die Hälfte seiner Pommes vertilgt und greift zu, als hätte er den ganzen Tag nichts in den Magen gekriegt.
    Jaime tunkt das nächste Röllchen in Wasabi. »Ich hätte an alkoholfreies Bier denken sollen«, antwortet sie. »Tut mir leid.« Dann wendet sie sich an mich. »Ich wollte dir erzählen, was genau gespielt wird, bevor du es auf eine Art und Weise erfährst, die dir juristisch und beruflich schadet. Und der sicherste Weg ist, ein Gespräch hinter den Kulissen zu führen, während die Dinge ihren ganz normalen Gang gehen.«
    »Du hast eine Strafgefangene gebeten, mir deine Mobilfunknummer zuzustecken und mich anzuweisen, ein öffentliches Telefon zu benutzen. Das würde ich nicht als ganz normalen Gang bezeichnen.« Ich koste eine Kammmuschel.
    »Ja, ich habe Kathleen darum gebeten.«
    »Und wenn sie es weitererzählt?«
    »Wem denn?«
    »Einem Aufseher. Einer Mitgefangenen. Ihrem Anwalt. Häftlinge reden viel, wenn man ihnen Gelegenheit dazu gibt.«
    »Das würde doch niemanden einen Scheißdreck interessieren.« Marino verspeist seine Shrimps vom Grill. Seine Serviette macht ein kratziges Geräusch, als er sich den Mund abwischt. »Es sind nicht die Leute im Gefängnis, über die du dir Gedanken machen solltest«, sagt er zu mir, während er ein weiteres Portionstütchen Ketchup öffnet. »Sondern das FBI. Es wäre gar nicht gut, wenn die wüssten, dass Jaime dich über jeden ihrer Schritte informiert. Dann können sie dich nämlich nicht überrumpeln, wenn sie schließlich bei dir auf der Matte stehen, um dich zu befragen. Ich muss etwas wegen meinem Auto unternehmen. Und wenn ich schon dabei bin, besorge ich mir vielleicht noch ein Sixpack Sharp’s.«
    Marino hat recht. Dem FBI würde es gar nicht schmecken, wenn es erführe, dass ich gewarnt worden bin. Aber es ist zu spät. Das Überraschungsmoment ist endgültig dahin, auch wenn mir nicht ganz klar ist, was genau man mir zur Last legt. Die wahrscheinlichste Variante sieht so aus, dass Dawn Kincaid und ihre Anwälte falsche Anschuldigungen gegen mich erheben, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Es wäre

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