Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
mitgeschnitten wird, weshalb ich meine vertraulichen Mitteilungen auf den Notizblock geschrieben habe. Kathleen hat ein Motiv, sich mit ihren Bemerkungen zurückzuhalten. Allerdings muss ich zugeben, dass das bei Lola anders ist. Sie ist in ihren geistigen Fähigkeiten stark eingeschränkt und hat sich schlecht in der Gewalt. Außerdem prahlt sie gern, drängt sich in den Vordergrund und ist zu fast allem bereit, wenn es ihr nur Aufmerksamkeit einbringt. Sie weiß zwar, dass die Beweisstücke noch einmal getestet wurden, kennt aber die Befunde nicht.«
    »Ich frage mich, ob sie nicht trotzdem davon erfahren hat. Das könnte ihre feindselige Haltung gegenüber Kathleen erklären. Schließlich ist sie die Mutter der Frau, für deren Verbrechen Lola nun seit neun Jahren büßt«, schlage ich vor.
    »Meine viel größere Sorge ist, dass die Medien Wind davon bekommen könnten, ehe ich so weit bin«, sagt Jaime.
    »Ich finde, es gibt Wichtigeres, über das du dir Gedanken machen solltest. Mir ist aufgefallen, dass du eine Überwachungskamera und eine Alarmanlage hast einbauen lassen.« Ich füge nicht hinzu, dass sie vielleicht sogar eine Waffe trägt. »Du solltest dich eher um deine eigene berufliche und persönliche Sicherheit kümmern«, ergänze ich.
    »Wahrscheinlich hättest du auch eine topmoderne Alarmanlage und Kameras angeschafft, wenn du hier arbeiten würdest. Oder jemand würde das für dich erledigen«, entgegnet sie, und ich frage mich, ob sie auf Lucy anspielt. »Sobald ich weitere forensische Daten zusammengetragen habe und mir meiner Sache vollständig sicher bin, werde ich beantragen, das Urteil gegen Lola wegen vorsätzlichen Mordes zu revidieren. Ich verlange eine Wiederaufnahme des Verfahrens wegen voreingenommener Auslegung der Fakten und einer vom Wunsch nach Vergeltung motivierter Deutung wissenschaftlicher Befunde, und hoffentlich wirst du mir dabei helfen.«
    Sie hält inne, als warte sie auf meine Bestätigung, aber ich gebe sie ihr nicht.
    »Bis auf die blutverschmierte Kleidung liegt kein Belastungsmaterial gegen Lola vor. Offenbar hat Dawn Kincaid sie angewiesen, die Sachen zu beseitigen oder zu reinigen. Vielleicht hat sie sie ja sogar in ihrem Zimmer hinterlegt, um ihr die Tat in die Schuhe zu schieben«, spricht Jaime weiter. »Doch ich brauche Einzelheiten. Bevor ich den nächsten Schritt mache, muss ich gut vorbereitet sein.«
    »Woher kannten sich Lola und Dawn? Kannten sie sich eigentlich überhaupt?«, frage ich, während die nächste SMS von Benton eintrifft.
    Wo bist du? In deinem Hotelzimmer geht niemand ran .
    Alles ist gut , schreibe ich zurück.
    Ruf mich an, wenn du kannst. (Anna Copper hat einen schlechten Ruf.)
    Ich antworte wieder mit einem Fragezeichen, während Jaime weiterspricht. »Lass mich betonen, dass ich nicht gegen die Schweigepflicht verstoße. Lola hat mir erlaubt, die Angelegenheit mit dir zu erörtern.«
    »Warum? Abgesehen davon, dass sie vermutlich alles tun würde, was du verlangst.«
    »Weil dein Wort vor Gericht etwas zählt«, erwidert Jaime. »Uns fehlt nämlich ein angesehener Forensikexperte, der bereit ist, sich aus dem Fenster zu lehnen.«
    Was heißt, dass Colin Dengate es nicht tun wird. Zumindest glaubt sie das.
    »Damit macht man sich angesichts der öffentlichen Empörung, die diese Morde ausgelöst haben, nämlich nicht beliebt«, fügt sie hinzu. »Selbst nach all den Jahren ist da nichts als blanker Hass. Und wenn wir beweisen, dass Dawn Kincaid die Jordans auf dem Gewissen hat, wäre das außerdem ein Pluspunkt für dich«, betont sie noch einmal.
    Sie will mich damit bestechen, das Richtige zu tun. Vielleicht ist es das, was mich am meisten abstößt.
    »Wenn Dawn Kincaid fähig ist, eine ganze Familie im Schlaf niederzumetzeln, sind ihr die Verbrechen in Massachusetts eindeutig zuzutrauen, und niemand wird ihr auch ein Wort ihrer Vorwürfe gegen dich glauben«, beendet Jaime eine Argumentationskette, die eigentlich überflüssig und nicht unbedingt ein Kompliment für mich ist.
    »Hat Lola Dawn Kincaid erwähnt? Hat sie zugegeben oder angedeutet, dass Dawn die geheimnisvolle Komplizin ist, die sie Racheengel nennt?«, frage ich.
    »Nein.« Ihr Glas in der Hand, betrachtet Jaime mich von der Sofaecke aus. Sie wird immer unruhiger, und ihr Alkoholpegel steigt. »Sie sagt, sie habe keine Ahnung. Am Morgen des 6. Januar sei sie in ihrem Zimmer im Übergangswohnheim aufgewacht und habe Kleidungsstücke aus ihrem Besitz auf dem Boden

Weitere Kostenlose Bücher