Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Dengate sofort einen Draht finden würde.
»Was für ein Arzt war Clarence Jordan denn?«, erkundige ich mich, als sei ich inzwischen für sein Schicksal zuständig.
»Er hatte eine sehr erfolgreiche Hausarztpraxis in der Washington Avenue. Jemanden wie Clarence Jordan bringt man nicht um. Und man ermordet auch nicht seine Frau.« Beim Sprechen und Trinken sieht Jaime mich unverwandt an. »Und man tötet ganz sicher nicht seine niedlichen kleinen Kinder. Die Leute hier werden Lolas Unschuld nicht akzeptieren wollen. Für sie ist sie Jack the Ripper.«
»Deine Methode, mich um meine fachkundige Hilfe zu bitten, ist nicht unbedingt das, was ich gewöhnt bin«, merke ich schließlich an.
»Es passieren gerade mehrere Dinge gleichzeitig. Indem ich dich hierher geholt habe, helfe ich uns beiden.«
»Ich bin mir da noch nicht so sicher. Doch eines steht fest: Du weißt, wie man Marino an der Leine führt. Oder, besser gesagt, du hast es nicht vergessen«, merke ich an.
»Du bist Zielperson einer Ermittlung des FBI, Kay. Das würde ich nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
»Diese Ermittlungen sind reine Formsache, was ausgerechnet dir doch klar sein müsste«, entgegne ich. »Angesichts meiner Position und insbesondere wegen meiner Verbindungen zum Verteidigungsministerium muss man allen Unterstellungen auf den Grund gehen. Selbst wenn mir jemand vorwirft, dass ich der Osterhase bin, muss man das überprüfen.«
»Du möchtest nicht, dass irgendwelche Anschuldigungen gegen dich in den Nachrichten kommen. Vor allem nicht der Vorwurf, du hättest jemanden angegriffen und zum Krüppel gemacht. Auf diese Schlagzeile kannst du wirklich verzichten.«
»Hoffentlich versuchst du nicht, mir zu drohen. Denn diese Bemerkung klingt mir stark nach etwas, das ihre Verteidiger sagen würden«, entgegne ich.
»Gütiger Himmel, nein. Warum sollte ich dir drohen wollen?«
»Ich denke, das liegt auf der Hand.«
»Natürlich drohe ich dir nicht. Ich will dir nur helfen«, antwortet sie. »Vielleicht bin ich der einzige Mensch, der dazu in der Lage ist.«
Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. Wie soll Jaime Berger mir helfen? Doch ich hake nicht nach.
»Viele könnten Mitgefühl mit Dawn Kincaid bekommen«, fährt sie fort. »Meiner Ansicht nach ist es deshalb das Beste für dich, wenn der Mordanschlag auf dich niemals vor Geschworenen verhandelt wird.«
»Und sie soll ungeschoren davonkommen? Inwieweit soll das hilfreich sein?«
»Ist es nicht gleichgültig, wofür sie bestraft wird, solange sie nur im Gefängnis landet?«
»Sie wird noch wegen weiterer Anklagepunkte vor Gericht stehen. Wegen vierfachen Mordes.« Ich vermute, dass sie darauf anspielt.
»Ein Jammer, dass sie für die Mensa-Morde Jack Fielding als Sündenbock vorschieben kann.« Nachdenklich blickt sie in die Reste ihres Scotch. »Sie lastet ihre sadistischen Verbrechen einfach einem Toten an, einem Bodybuilder und psychisch labilen und aggressiven Forensikexperten, der außerdem in eine Reihe von Machenschaften verwickelt war, die dem Durchschnittsgeschworenen sauer aufstoßen werden.«
Ich schweige.
»Wenn es zum Schlimmsten kommt und die Mordprozesse ein schlechtes Ende nehmen, bist du fällig. Sollte es Dawn gelingen, die Morde Jack anzuhängen, gehen dir meiner fachkundigen Meinung nach die Argumente aus«, verkündet Jaime. Ich höre die Staatsanwältin sprechen. »Falls die Geschworenen Jack für den Mörder halten, sieht es aus, als hättest du eine ahnungslose Frau angegriffen, die nur zu dir gekommen ist, um ihren Hund abzuholen. Dann wirst du bestenfalls auf Schmerzensgeld verklagt, und die Angelegenheit wird teuer und unschön.« Jetzt ist sie wieder Verteidigerin.
»Wenn alle glauben, dass Jack der Täter ist, wäre das gar nicht gut«, räume ich ein.
»In deinem Fall würde eine silberne Kugel helfen, meinst du nicht auch?« Sie lächelt mich an, als würden wir nur freundlich miteinander plaudern.
»Ja, nur dass wir hier nicht bei den Gebrüdern Grimm sind.«
»Aber es gibt sie trotzdem«, erwidert Jaime. »Und zufällig haben wir eine.«
13
Bestimmt und sich ihrer Sache sicher, teilt sie mir mit, bei einer erneuten Untersuchung der Beweisstücke im Mordfall Jordan seien vor kurzem DNA-Spuren entdeckt worden, die von Dawn Kincaid stammen.
»In Abstrichen und Proben aus dem Haus der Jordans, zum Beispiel Blut am Griff eines Messers, die damals nicht zugeordnet werden konnten, wurde nun eine Übereinstimmung festgestellt «,
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