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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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vorgefunden. Sachen, die voller Blut gewesen seien. Und um sich nicht in Schwierigkeiten zu bringen, habe sie versucht, sie zu waschen.«
    »Glaubst du ihr das?«
    »Lola hat Angst. So viel steht fest. Sie hat eine Todesangst vor der Person, die sie immer wieder als Racheengel bezeichnet.«
    »Ist es wirklich eine Person oder nur ein Teufel oder ein Ungeheuer? Vielleicht leidet sie ja an Wahnvorstellungen.«
    »Ich halte es für möglich, dass Lola Dawn auf der Straße kennengelernt hat und von ihr mit Geld oder Drogen angeworben wurde. Es kann durchaus sein, dass Lola den richtigen Namen der Person nicht kannte, die sie in diese Sache hineingezogen hat. Und so ist sie zum Sündenbock gemacht worden.«
    »Als Dawn in Savannah war und die Morde geschahen, lebte Lola im Übergangswohnheim.« Ein Hinweis darauf, dass jemand, der wegen eines Drogendelikts in ein Übergangswohnheim eingewiesen wurde, vermutlich nicht einfach auf der Straße herumlaufen darf.
    »Es war ein offenes Heim«, antwortet Jaime. »Die Bewohnerinnen durften sich frei bewegen, wenn sie sich abmeldeten. Lola kam und ging nach Belieben; angeblich suchte sie Arbeit und sah in einem Pflegeheim in Savannah nach ihrer kranken Großmutter. Also hatte sie genug Gelegenheit, jemandem wie Dawn zu begegnen, die ihr vermutlich einen falschen Namen genannt hat. Vielleicht hat sie ja sogar den Spitznamen Racheengel benutzt, und Lola kennt deshalb keinen anderen. Angesichts dessen, was Dawn im Schilde führte, ist es nur natürlich, dass sie ihre wahre Identität verschleiert hat. Doch das ändert nichts. DNA lügt nicht und kümmert sich nicht um falsche Namen.«
    »Hast du Lola gefragt, ob ihr der Name Dawn Kincaid bekannt vorkommt? Vielleicht hat sie ihn ja vor Angst verdrängt.«
    »Sie gibt es nicht zu – vorausgesetzt, sie erinnert sich. Allerdings habe ich mich tatsächlich danach erkundigt. Sie streitet es ab. Ich war sehr vorsichtig und habe die DNA-Befunde nicht erwähnt«, wiederholt Jaime.
    »Sie fürchtet sich also vor jemandem, der sich Racheengel nennt. Sogar noch neun Jahre später.«
    »Sie behauptet, die Stimme von Racheengel zu hören«, erwidert Jaime. »Sie hört, wie Racheengel die schrecklichen Dinge beschreibt, die sie Lola antun wird, falls sie ihr je in die Quere kommen sollte. Nun braucht Lola uns nicht mehr zu verraten, wer Racheengel ist«, verkündet Jaime, und ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, Racheengel könnte frei erfunden sein.
    Eine Angstphantasie, erzeugt im Kopf einer emotional beschädigten jungen Frau mit einem IQ von siebzig, die an Halloween hingerichtet werden soll.
    »Die DNA ist die einzige Stimme, die wir berücksichtigen müssen«, sagt Jaime. »Außerdem sitzt Dawn Kincaid hinter Schloss und Riegel, und das wird auch so bleiben.«
    »Weiß Lola, dass Dawn Kincaid im Gefängnis ist? Dass sie irgendwann vor Gericht stehen wird?«, hake ich nach.
    »Sie ist darüber informiert, dass Dawn in Massachusetts mehrere Morde zur Last gelegt werden«, bestätigt Jaime. »Es kam in den Nachrichten, und ich habe es erwähnt. Dass Kathleen Lawlers Tochter im Butler Hospital auf ihren Prozess wartet, ist im GPFW kein Geheimnis.«
    »Du hast mit Kathleen sicher über Dawn gesprochen.«
    »Wie dir bekannt ist, habe ich Kathleen vernommen. Natürlich haben wir über ihre Tochter geredet.«
    »Dawn sitzt ein, und Lola schweigt noch immer aus Angst.« Das ergibt für mich keinen Sinn. Da kann Jaime argumentieren, so viel sie will.
    Lola ist seit fast zehn Jahren in der Todeszelle, und zwar wegen eines Verbrechens, das sie nicht begangen hat. Dawn Kincaid, die wahre Täterin, ist in Massachusetts in Gewahrsam. Warum also hat Lola noch immer Todesangst vor ihr? Und weshalb hat Kathleen Lawler Todesangst vor Lola? Irgendetwas stimmt nicht an diesem Konstrukt.
    »Furcht ist ein starkes Gefühl«, verkündet Jaime mit dem Brustton der Überzeugung. Allmählich klingt ihre Sprache verwaschen. »Und Lola hatte viele Jahre Zeit, sich vor einer Person zu fürchten, die auf freiem Fuß war. Vor Dawn, die gesund und munter und zu unbeschreiblichen Gräueltaten fähig ist. Du hast ja gesehen, wie wenig Skrupel sie hat. Als sie die Jordans in ihren eigenen Betten niedermetzelte, war sie erst dreiundzwanzig. Aus reinem Mutwillen. Als sportliche Herausforderung. Zum Spaß. Und anschließend hat sie sich ein Sandwich gemacht, ein paar Bier getrunken und ein in Schwierigkeiten steckendes, geistig zurückgebliebenes achtzehnjähriges Mädchen

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