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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schon hier draußen?«
    Ich schnalle mich an. »Ich brauchte frische Luft. Die Kiste klingt ja schrecklich. Wie im letzten Stadium eines qualvollen Todeskampfes.«
    »Ich dachte, ich hätte dich davor gewarnt, allein hier herumzulaufen. Insbesondere mitten in der Nacht.«
    »Wie du siehst, bin ich nicht weit gelaufen.«
    »Sie wollte mit dir allein sein. Ich habe gedacht, dass du das auch willst.«
    »Bitte denk nicht für mich mit«, entgegne ich. »Ich würde gern einen Umweg machen und mir das Haus der Jordans anschauen, wenn dieses Auto das ohne Totalschaden hinkriegt.«
    »Es ist ziemlich sicher die Lichtmaschine«, erwidert er. »Vielleicht auch lockere Zündkabel. Und die Verteilerkappe könnte verschmutzt sein. Ich habe einen Mechaniker gefunden, der sich drum kümmern wird.«
    Als ich noch einmal zu Jaimes Wohnung hinaufstarre, stelle ich fest, dass sie wieder im Wohnzimmer ist, wo die Jalousien offen sind. Ich kann deutlich erkennen, dass sie am Fenster steht und uns nachblickt, als wir davonfahren. Inzwischen hat sie etwas Rotbraunes an, vermutlich einen Bademantel.
    »Es ist ein bisschen unheimlich, findest du nicht?«, meint Marino, während wir nach Süden fahren. Die dunklen Schatten der Bäume und Büsche bewegen sich im heißen Wind. »Ich habe Jaime gefragt, ob sie die Wohnung deshalb genommen hat, weil sie in der Nähe des Tatorts ist. Sie hat es abgestritten, doch es sind nur zwei Minuten von hier.«
    »Sie hat sich in etwas hineingesteigert. In den Fall ihres Lebens «, merke ich an. »Nur dass ich nicht ganz sicher bin, an welchem Fall sie arbeitet – dem in Savannah oder ihrem eigenen.«
    Wir brausen an prachtvollen alten Häusern mit erleuchteten Fenstern und Gärten vorbei. Jede Fassade ist anders gestaltet und besteht aus unterschiedlichen Materialien. Italienisch, Ko lonialstil, Federal Style. Putz, Backstein, Holz und die im Rumpf von Segelschiffen mitgeführten Ballaststeine. Auf der rechten Seite mündet die Straße in ein Gelände, das wie ein kleiner Park aussieht und von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben ist. Als wir näher kommen, erkenne ich Grabsteine, Mausoleen und weiße, einander kreuzende, von Glühlampen erhellte Pfade. Am südlichen Rand des Friedhofs befindet sich die East Perry Lane mit ihren großen antiken Villen, die auf bewaldeten Grundstücken stehen. Ich erkenne die Villa im Federal Style wieder von den Fotos aus dem Internet, die ich heute gesehen habe, als ich vor der Waffenhandlung parkte, um Artikel über Lola Daggette zu lesen.
    Die heiße Nachtluft trägt den süßen Duft von Oleander heran, als ich das dreistöckige Gebäude aus grauem Savannah-Backstein mit seinen symmetrischen Doppelfenstern und der großen, von hohen weißen Säulen flankierten Veranda mustere. Das Dach ist rot gedeckt und mit drei beeindruckenden Kaminen ausgestattet. An der Seite ist ein Carport aus Stein angebaut, dessen früher offene Torbögen inzwischen verglast sind. Wir parken direkt vor dem Haus, das zu besitzen ich mir nicht vorstellen kann. Auch wenn es noch so schön ist, könnte ich nie in einem Haus wohnen, in dem Menschen ermordet worden sind.
    »Ich möchte nicht zu lange hier herumstehen, denn die Nachbarn haben, wie du dir sicher denken kannst, feine Antennen, was verdächtige Fremde und Fahrzeuge angeht«, sagt Marino. »Aber wenn du nach rechts schaust, siehst du kurz vor der Rückseite des Hauses hinter dem Carport die Küchentür, wo die Täterin eingebrochen ist. Gut, wirklich sehen kannst du sie von hier aus nicht, aber dort ist sie. Und die große Villa rechts hat dem Nachbarn gehört, der am Morgen des 6. Januar seinen Hund ausgeführt und bemerkt hat, dass die Scheibe an der Hintertür kaputt war und dass für diese frühe Uhrzeit sehr viele Lichter brannten. Soweit ich es rekonstruieren konnte, ist besagter Nachbar, ein Typ namens Lenny Kasper, gegen vier aufgewacht, weil sein Pudel zu kläffen anfing. Da der Hund so aufgebracht war und sich nicht mehr beruhigen ließ, dachte Kasper, dass er vielleicht Gassi musste.«
    »Hast du selbst mit diesem Nachbarn geredet?«
    »Am Telefon. Er wurde damals auch von sämtlichen Medien interviewt und sagt heute mehr oder weniger dasselbe wie vor neun Jahren.« Marino blickt an mir vorbei aus dem offenen Fenster zu dem Haus im italienischen Stil hinüber, das er meint. »Gegen halb fünf hat der Pudel genau hier bei den Palmen und Büschen sein Geschäft gemacht.«
    Er deutet auf die beleuchtete Reihe aus Palmen, Oleander

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