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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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vor drei Jahren, als ich noch in Charleston lebte und er sich in Georgia mit einer Verbrechensserie mit rassistischem Hintergrund herumschlug.
    »Es hätte kein Geheimnis sein dürfen«, wende ich ein. »Und eigentlich sollte es ein Grund sein, sich zu freuen, wenn zwei Menschen einander lieben.«
    »Lass uns ehrlich sein«, widerspricht Marino. »Nicht jeder denkt so wie du. Die beiden entsprachen nicht der Vorstellung vom typischen Bilderbuchpaar. Nicht alle haben sich für Jaime und Lucy gefreut. Meiner Ansicht nach wollte Jaime die Beziehung beenden, weil sie sich damit große Schwierigkeiten eingehandelt hat. Die ganze Scheiße im Internet, Mannweib war noch eine der harmloseren Bezeichnungen. Es war unschön, und deshalb hat sie die Flucht ergriffen. Inzwischen bereut sie es, gibt es aber nicht zu.«
    »Mich würde interessieren, wie du darauf kommst, dass sie es bereut.«
    Wir befinden uns auf einer schmalen, zweispurigen Straße, die den Namen Middle Ground Drive trägt. Sie schlängelt sich durch ein Stück dicht mit Gestrüpp und Nadelbäumen bewachsenes staatliches Land. Von menschlichen Behausungen fehlt jede Spur. Das Georgia Bureau of Investigation hatte seine Gründe, Rechtsmedizin und kriminaltechnische Labors mitten in die Einöde zu bauen.
    »Mist. Also glaubst du, dass sie mit ihrem neuen Leben nicht glücklich ist?«, fragt Marino. »Ich meine, persönlich.«
    »Ich würde lieber hören, was du denkst.«
    »Nach der Trennung hat Jaime angefangen, mit Männern auszugehen, auch mit Baker Thomas, diesem Typen vom Sender NBC.«
    »Hat sie dir das erzählt?«
    »Ich habe noch immer Freunde beim NYPD. Als ich Jaime vor ein paar Monaten einen Besuch abgestattet habe, habe ich mich mit ein paar von ihnen getroffen und einiges aufgeschnappt. Der springende Punkt ist, dass es ganz offensichtlich ein Fall von Schaulaufen war. Sie verabredet sich mit einem Fernsehkorrespondenten, der als einer der begehrtesten Junggesellen von New York gilt. Obwohl ich, was ihn betrifft, auch so meine Theorien habe. Es ist kein Zufall, dass er noch nie verheiratet war. Lucy hat ihn früher oft in Greenwich Village gesehen, und zwar in der Art von Kneipen, in denen auch Bryce sich wohl fühlen würde.«
    Das Coastal Regional Crime Laboratory steht zwischen mächtigen Bäumen und ist von einem hohen, von spitzen Dornen gekrönten Sicherheitszaun umgeben. Ein Eisentor verhindert unbefugtes Betreten. Links davon befindet sich eine auf einer Gegensprechanlage angebrachte Kamera.
    »Wann wollte Jaime sich denn mit uns treffen?«, frage ich.
    »Sie wollte dir genug Zeit geben, dir die Fallakten anzuschauen.«
    »Hast du heute schon mit ihr geredet?«
    »Nein, aber ich hatte es vor.«
    »Ich verstehe. Ich darf alles allein durcharbeiten, damit sie erst hier auftauchen muss, wenn es ihr in den Kram passt. Sofern sie sich überhaupt die Mühe macht.«
    »Hängt davon ab, was du herausfindest. Ich soll sie anrufen. Verdammt, die Sicherheitsvorkehrungen in dem Laden sind ja fast so gut wie bei uns.«
    »Verbrechen mit rassistischem Hintergrund«, merke ich an. »Es begann schon vor einigen Jahren, etwa zum Zeitpunkt des Baus des Labors. Colin war ziemlich aufgebracht. Vor allem über einen Fall kam viel in den Nachrichten, als wir noch das Büro in Charleston hatten. Vielleicht erinnerst du dich.«
    Marino geht vom Gas und manövriert den Transporter vor die Gegensprechanlage.
    »Lanier County, Georgia. Ein Afroamerikaner namens Roger Mosley, Lehrer im Ruhestand und mit einer weißen Frau verlobt«, erkläre ich. »Er kam spätnachts nach Hause, und als er in seine Auffahrt einbog, standen plötzlich zwei weiße Männer vor seinem Auto.«
    Marino streckt den Arm aus dem Fenster und drückt auf den Knopf der Gegensprechanlage, die laut summt.
    »Sie haben ihn mit Flaschen und einem Baseballschläger zu Tode geprügelt. Colin wurde hinter den Kulissen unter Druck gesetzt, er solle der Verteidigung helfen zu beweisen, dass es ein fairer Kampf gewesen sei«, sage ich. »Ein eskalierter Konflikt im Straßenverkehr. Mosley habe angefangen, obwohl die Angeklagten keinen Kratzer aufwiesen, während er von Schürfwunden und Blutergüssen übersät war, die zeigten, dass er noch angeschnallt war, als sie versuchten, ihn aus dem Auto zu zerren.«
    »Widerliche Naziarschlöcher«, verkündet Marino.
    »Colin wurde bedroht, weil er die Wahrheit sagte, und kurz vor dem Prozess hat jemand die vorderen Fensterscheiben des Labors zerschossen. Danach hat

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