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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Frauen und wird von der Heilsarmee betrieben. Niemand von damals verkehrt mehr dort, und es hat sich auch optisch alles verändert«, antwortet Marino. »Wenn man das alles liest, kriegt man den Eindruck, dass Lola Daggette einfach nicht schlau genug war, um mit einem Mord durchzukommen.«
    »Damit durchgekommen ist sie eindeutig nicht. Aber hat sie den Mord auch wirklich begangen?«
    »Der Teufel hatte ihre Sachen an und hat sie nach der Tat in ihrem Badezimmer abgelegt«, wendet er ein. »Und sie verrät niemandem, wer dieser Teufel ist, und nennt ihn immer nur Racheengel .«
    »Offenbar ist ihr der Racheengel eingefallen, als sie im Badezimmer buchstäblich mit Blut an den Händen und beim Waschen blutiger Kleidung ertappt worden ist«, entgegne ich und staple weitere Papiere vor mir auf. »Jemand hat sich an ihr gerächt, eine Person aus der Zeit, als sie drogensüchtig war und auf der Straße gelebt hat. Offenbar hat sie geglaubt, dass man ihr etwas anhängen wollte, und vielleicht hat sie beschlossen, denjenigen Racheengel zu nennen.«
    »Kaufst du ihr wirklich ab, dass sie nichts damit zu tun hat und den Schuldigen nicht kennt?«
    »Ich bin noch nicht ganz sicher, was ich von der Sache halten soll.«
    »Nun, für mich sind die Dinge ziemlich klar«, antwortet Marino. »Die Geschichte klingt genauso abstrus wie damals. Und wie du sehen wirst, wenn du bei den DNA-Befunden angekommen bist, sind Spuren von allen Familienmitgliedern vorhanden. Lolas Kleider waren mit dem Blut der gesamten Familie Jordan befleckt. Ich habe Jaime von Anfang an gefragt, wie sie das erklären will.«
    »Jaime wird genauso vorgehen wie Lolas Verteidiger, indem sie betont, dass Lolas DNA nirgendwo im Haus der Jordans, an ihren Leichen oder ihrer Kleidung zum Zeitpunkt der Tat sichergestellt werden konnte«, erwidere ich. Inzwischen bin ich zu dem Teil des Protokolls vorgedrungen, der Fotos enthält. »Ihre DNA befand sich an den Kleidern, die sie in der Dusche ausgewaschen hat. Nur an der Cordhose, dem Pulli und der Windjacke. Allerdings gilt das auch für die DNA der Opfer. Für Geschworene ist das natürlich handfestes Belastungsmaterial, obwohl es einige Fragen aufwirft.« Ich spreche diese Fragen nicht aus.
    Nicht in Gegenwart von Mandy O’Toole, die so tut, als belausche sie uns weder, noch sei sie überhaupt interessiert an unserer Unterhaltung. Sie tippt auf ihrem BlackBerry herum und hört dabei angeblich Musik.
    »Sie kauert nackt in der Dusche und wäscht ihre Sachen«, stellt Marino fest. »Anscheinend hat sie allein dabei schon DNA-Spuren hinterlassen. Schließlich hat sie ja alles angefasst. Und außerdem befand sich ihre DNA ohnehin schon darauf, denn es war ja ihre Straßenkleidung, die sie bei ihrer Ankunft im Liberty House trug.«
    »Richtig. Also hatte sie die Kleidung bereits mit ihrer eigenen DNA verschmutzt, als sie angewiesen wurde, aus der Dusche zu kommen, ganz gleich, woher die Sachen auch stammen mögen«, stimme ich zu. »Dass ihre DNA auf ihrer eigenen Kleidung entdeckt wurde, ist also nicht von Bedeutung. Wenn man aber zusätzlich zu Lolas DNA die einer anderen Person gefunden hat, taucht das die Angelegenheit in ein völlig anderes Licht«, füge ich hinzu. Dabei denke ich an Dawn Kincaid, die ich nicht erwähnen werde. »Was, wenn eine andere Person ihre Sachen getragen hat und deren DNA auf Hose, Pulli und Windjacke sichergestellt wurde?« Ich drücke mich auf meiner Suche nach Informationen so vorsichtig wie möglich aus.
    Ich möchte nämlich nicht riskieren, dass Mandy O’Toole eine Anspielung auf neue DNA-Befunde mithört. Laut Jaime weiß Colin Dengate nichts davon. Offenbar ist nur ein kleiner Kreis eingeweiht, obwohl ich nicht verstehe, woher sie diese Gewissheit nimmt. Vielleicht will sie es einfach nur glauben und verwechselt Wunschdenken mit Realität. Meiner Ansicht nach hätte sie schon vor Wochen beantragen sollen, das Urteil gegen Lola aufzuheben. Dann wäre die Wahrheit ans Licht gekommen, und die Geheimniskrämerei hätte ein Ende gehabt. Für Lola wäre das eindeutig die bessere Lösung gewesen, allerdings nicht für Jaime. Wenn ich etwas von ihrer beruflichen Veränderung und ihrem wichtigen Fall geahnt hätte, hätte sie mich mit Sicherheit nicht unter einem Vorwand nach Savannah locken können.
    Mit ihrer Befürchtung, dass ich mich mit ein wenig Bedenkzeit wohl nicht freiwillig als Forensikexpertin zur Verfügung gestellt hätte, lag sie gestern Abend nämlich gar nicht so falsch.

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