Blut für Blut: Thriller (German Edition)
kleinen Park umgab.
»Ali. Stopp. Ich will mit Ihnen reden.«
Er blieb nicht stehen, und Rebekka folgte ihm durch den Park auf eine Villensiedlung zu. Ali Hamad war schnell, und sie musste kämpfen, um ihn einzuholen. Sie hörte ihren eigenen heiseren Atem und das hitzige Pochen des Pulses in den Schläfen, während sie ihm unaufhaltsam näher kam. Schließlich war Ali nur noch wenige Meter vor ihr, und sie konnte sich davon überzeugen, dass er klein und von schmächtigem Wuchs war, wie sie sich von ihrem ersten Besuch her erinnerte. Mit ihm dürfte sie es gut aufnehmen können. Rebekka war fast neben ihm, als er abrupt stehen blieb und einen Arm nach hinten schwang – direkt in ihren Magen. Augenblicklich blieb ihr die Luft weg, und sie fiel keuchend hintenüber und knallte mit dem Kopf auf den Boden. Einen kurzen Moment wurde ihr schwarz vor Augen, dann kam sie verwirrt wieder auf die Beine und lief blind weiter wie in einem Nebel, schneller, als sie je gelaufen war. Sie holte Ali ein, packte ihn im Nacken, warf ihn zu Boden und hielt ihn fest. Der Angriff erfolgte so schnell, dass Ali keine Gegenwehr leisten konnte, obwohl er wie ein Rasender kämpfte, um sich zu befreien, und sie ihm das Knie tief in den Rücken bohren musste, damit er stillhielt. Das wirkte. Ali brüllte laut auf vor Schmerz und lag still da, als Reza sie kurz darauf fand.
»Verdammt, was geht denn hier ab?«, prustete er. »Wir haben nach dir gesucht.« Er holte schnell ein paar Handschellen aus der Tasche, die er Ali anlegte, und Rebekka rollte von dem Mann weg. Sie blieb kurz sitzen und rang nach Luft, bevor sie Ali gemeinsam hochhievten und zurück zu den Polizeiautos schleppten, bei denen Simonsen und Brodersen mit Haleema warteten. Rebekka sah sie an.
»Was ist mit den Kindern?«
»Wir haben das Jugendamt verständigt. Ein paar Verwandte sind auch gerade aufgetaucht, um sich in der Zwischenzeit um sie zu kümmern«, antwortete Simonsen und stieß Ali ins Auto. Sie blickte zum Reihenhaus hinüber, wo sie drei kleine Gesichter ausmachen konnte, die ihnen vom Fenster aus zusahen.
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»Verdammt.« Brodersen strich sich müde durch die Haare, und die übrigen Ermittler sahen ihn kleinlaut an. Es war ihnen trotz wiederholter Versuche nicht gelungen, auch nur ein einziges Wort aus Haleema und Ali Hamad herauszuholen. Das Ehepaar weigerte sich, sich zu den Frauen Iman Salib, Fatima Hosseini und Ayse zu äußern, und bei der Frage, wo sie sich aufgehalten hatten, als Kissi ermordet wurde, hatten beide die Lippen noch fester zusammengepresst.
»Wir kriegen sie schon noch. Sie sind nicht nur an der Ermordung der jungen Frauen mit Migrationshintergrund mitschuldig, ich bin auch davon überzeugt, dass sie Kissi ermordet haben, als sie ihnen auf die Spur gekommen ist.« Brodersen schlug mit der Hand auf den Tisch und sah die anderen grimmig an. »Geplant ist, die Untersuchungshaft aufrechtzuerhalten und sie die Nacht über jeder in seiner Zelle vor sich hin schmoren zu lassen. Ich bin mir sicher, dass sie dann morgen früh sehr viel williger sind, mit uns zusammenzuarbeiten.« Er stand auf und holte seine Aktentasche aus dem Schrank. Rebekka starrte mit müden Augen den herausgerissenen Zeitungsartikel über die unaufgeklärten Frauenmorde in Kopenhagen an, der an der Schranktür hing. Die neun Gesichter starrten zurück, und sie wollte gerade ihr Notizbuch zuschlagen und aufstehen, als sie plötzlich wusste, weshalb sie neulich gestutzt hatte. Sie hatte die junge Frau auf dem Foto ganz unten in der rechten Ecke erkannt.
»Das ist sie. Das ist sie ganz bestimmt.« Sie sprang von ihrem Stuhl auf und stürzte zu der Schranktür, während sie energisch auf das Foto zeigte. Die anderen starrten sie verblüfft an.
»Wovon redest du, Rebekka?« Brodersen runzelte die Stirn.
»Von ihr. Charlotte B. Hansen steht da unter dem Bild. Ich habe ein Foto von ihr gesehen, zu Hause bei Thomas Schack Lefevre. Reza, erinnerst du dich nicht, dass ich seine fotografischen Fähigkeiten angesprochen habe, als wir das erste Mal bei ihm waren?«
Reza trat zu ihr und studierte das Foto, dann schüttelte er langsam den Kopf.
»Leider nein, ich kann mich gut erinnern, dass wir uns diverse Fotos angesehen haben. Thomas hat erzählt, dass er gerne fotografiert hat, aber ich erinnere mich nicht an diese Frau.«
Rebekka drehte sich schnell zu Brodersen um, der sich gerade die Jacke anzog.
»Hast du damals ermittelt?«
Brodersen nickte. »Ja, das habe ich. Ich war
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