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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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sie nur unregelmäßig, dennoch wollte er wissen, wie viel die Presse über den Fall berichtete. Wie er erwartet hatte, war der jüngste Mord die oberste Schlagzeile.
    Der Ripper schlägt wieder zu!
    In den frühen Morgenstunden wurde ein weiteres Todesopfer aufgefunden, dem nach unbestätigten Zeugenberichten ebenfalls die Genitalien entfernt worden waren. Die ermittelnde Sonderkommission ‚Kevin‘ prüfe einen Zusammenhang mit den vorherigen Morden, hieß es am Nachmittag. Der Sprecher der Kriminalpolizei wollte das Gerücht, bei dem Opfer habe man ein Täterschreiben gefunden, nicht bestätigen.
    Den Rest überflog Thorsten nur. Ein Täterschreiben? Gruber hätte ihm gegenüber gewiss erwähnt, wenn sie ein solches gefunden hätten. Schließlich hatte Gruber ihm auch erklärt, warum die SoKo ‚Kevin‘ hieß – es war der Vorname des ersten Opfers gewesen. Gab es diesen Brief tatsächlich und was stand darin? Ein Hinweis, weshalb der Täter diese Männer umgebracht hatte?
    Thorsten entschied sich kurzerhand, Gruber anzurufen. Entweder er bekam die Antwort auf diese Fragen, oder eben nicht. Einen Versuch war es wert.
     
    Zehn Minuten später war er im Bilde. Das Schreiben existierte tatsächlich und der Wortlaut verhieß nichts Gutes. Er ließ ahnen, dass die Morde nicht eher aufhören würden, bis der Täter sein Ziel erreicht hatte und jeder Schwule entmannt wäre, oder er geschnappt würde. Die zweite Variante bestenfalls, bevor ein weiterer Mann sein Leben lassen musste. Gruber hatte optimistisch geklungen, da unerwartet ein Zeuge aufgetaucht war, der die Statur und Kleidung des vermeintlichen Mörders beschreiben konnte. Diese Neuigkeit ließ Thorsten hoffen, dass der Spuk bald vorbei sei. Er wollte nichts weiter, als Martin würdevoll zu beerdigen und zu wissen, dass der Verbrecher seine gerechte Strafe bekäme.

Kapitel 9
     
    Donnerstag
     
    Nachdem am Mittwoch gegen Abend eine offizielle Pressemitteilung herausgegeben worden war, hoffte Joachim jetzt auf neue Hinweise aus der Bevölkerung. Sein Boss, Kriminalrat Clemens, hatte das veranlasst, bevor die wilden Spekulationen mancher Pressevertreter Überhand nahmen. Nur die wichtigsten Fakten waren offengelegt worden: Alle Opfer waren schwule Männer, wurden mittels Midazolam betäubt und ihrer Genitalien beraubt. Bei den vorherigen Mitteilungen an die Presse waren diese Fakten nicht genannt worden. Es war Clemens als der richtige Weg erschienen, aus ermittlungstaktischen Gründen keine Einzelheiten bekannt zu geben. Da nun allerdings schon einige Details durchgesickert waren, blieb keine andere Lösung, als zumindest einen Teil der Erkenntnisse mit der Presse zu teilen.
    Es wunderte Joachim nicht, dass die größte deutsche Tageszeitung in der aktuellen Ausgabe erneut einen einseitigen Artikel herausgegeben hatte. Die Morde in Trier erregten deutschlandweite Aufmerksamkeit. Die Parallelen zwischen den Opfern ließen genug Raum für Spekulationen übrig. Eben diese konnte Joachim gar nicht leiden. Aber es gab halt immer wieder Vertreter von der Presse, die wenig seriös erschienen und glaubten, mehr zu wissen, als die ermittelnden Behörden.
    Als er ins Büro kam, amüsierten sich einige der Beamten über die Aussagen der Reporter. So stieß eine junge Kollegin auf einen Onlineartikel, in dem es hieß, ein fehlgeleiteter Geistlicher könnte der Mörder sein. Ein anderes Blatt hingegen versuchte sich darin, die Psyche des Täters zu analysieren. Im Artikel hieß es, der Täter könnte selbst homosexuell sein, seine Neigung aber verdrängen und verurteilen, weshalb er nun jeden umbrachte, der das gleiche empfand. Ein anderer Journalist riet allen Ernstes dazu, dass jeder Schwule sich nur noch im Tageslicht draußen bewegen sollte, um nicht das nächste Opfer zu werden. Joachim rollte entnervt mit den Augen, was ihm von einigen Kollegen ein zustimmendes Kopfnicken einbrachte.
    Der Höhepunkt an diesem Donnerstagmorgen war allerdings die Website eines religiösen Fanatikers. Der schoss den Vogel ab, indem er die Verbrechen lobte. Im Sinne des Herrn würden die Sünder bestraft. Joachim hatte von dem noch nie etwas gehört. Michael, der Beamte, der vom K1 zur SoKo gekommen war, kannte die Seite auch nicht, als er zufällig auf den Bericht gestoßen war. Er sagte, er habe die Homepage über eine Suchmaschine entdeckt. Joachim bat ihn, sich den Urheber einmal genauer anzusehen. Währenddessen wollte er sich mit den Eltern des jüngsten Opfers unterhalten. Die

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