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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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hatten fast nichts in der Hand, sahen wir einmal davon ab, dass fünf Männer gesucht wurden, von denen wir noch nicht einmal wussten, inwieweit sie überhaupt an den vermeintlichen Attentatsplänen beteiligt waren. Nur Puschs Aufzeichnung deutete eindeutig auf das Attentat hin.
    Warum sonst hätte er sterben müssen?
     
     
    Schlaflos wälzte ich mich im Bett umher. Es wurde schon langsam hell, als mir die Idee kam; eine wahrscheinlich wahnwitzige Idee, von der ich den Polizeipräsidenten überzeugen musste. Er musste nach meiner Überzeugung das Risiko eingehen, wenn er eine Chance haben wollte, ein Attentat zu verhindern und den Attentätern auf die Schliche zu kommen.
    Irgendwie musste ich doch eingeschlafen sein, denn der Kaffeeduft, der mir in die Nase zog, weckte mich auf. „Lasse mich wenigstens deine Küchenhilfe sein, wenn du mich sonst schon nicht brauchst“, lächelte mich eine ausgeschlafene Sabine an. Sie hatte den Tisch gedeckt und das Radio eingeschaltet.
    Beide wurden wir hellhörig, als wir die Sondermeldung hörten. Auf den Hubschrauber, der den britischen Premierminister am Morgen von der Awacs-Basis in Teveren nach Aachen fliegen sollte, war kurz nach dem Abheben eine Bazooka abgefeuert worden. Doch habe das Geschoss sein Ziel verfehlt. Es sei in einen Hügel eingeschlagen. Der Premier sei unbeschadet abgeflogen, umgeben von einer großen Begleitstaffel.
    Die sofortige Fahndung nach den Tätern war erfolglos geblieben. Auf einem kleinen, sandigen Weg in der Heide nahe der deutsch-niederländischen Grenze hatte die Polizei einen verlassenen Geländewagen gefunden, der vermutlich von den Attentätern benutzt worden war. Die Täter hatten sich abgesetzt, intensiv wurde nach ihnen gesucht.
    „Geht gar nicht“, bemerkte ich. „Dazu gibt es viel zu wenige Polizisten da oben. Die sind doch alle heute in Aachen.“
     
     
    Böhnke nahm den Anschlag mit gespieltem Gleichmut auf. „Na, und? Ist etwas passiert?“ Er grinste mich müde an, während wir zum Quellenhof fuhren. „Darum sollen sich andere kümmern. Wir sind für die Sicherheit in Aachen verantwortlich.“
     
     
    In der Hotelhalle stießen wir auf den Polizeipräsidenten, der nervös umherlief. „Das hat uns gerade noch gefehlt“, schimpfte er. „Das fängt ja gut an.“
    „Ich habe noch etwas viel Besseres für Sie“, sagte ich und bat ihn mit Böhnke zu einem Gespräch unter sechs Augen. „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.“
    Die Reaktion des Polizeipräsidenten war entschiedene Ablehnung, nachdem ich ihn in einem Nebenraum über meine Idee informiert hatte. „Das mache ich nicht. Da können die ja gleich zu Fuß gehen.“
    Ich versuchte mich in Ironie. „Aber klar doch, dass ist die Lösung schlechthin. Auf Fußgänger kann es keine Attentate geben. Die Ärsche wollen ja mit einer Panzerfaust ein Auto knacken. Ich hätte es fast vergessen.“
    Böhnke hielt sich nicht an der müßigen Diskussion auf. Er hatte einen Stadtplan genommen und fuhr mit dem Finger darüber. „Viel weiter ist der Weg auch nicht“, meinte er abschätzend. „Aber nicht gesichert“, entgegnete der Polizeipräsident. „Es weiß ja auch niemand, dass die Karawane dort langfährt. Bis eventuelle Attentäter darauf reagiert haben, sind die Politiker längst im Dom. Der Überraschungseffekt ist unser Trumpf.“ Für mich war der Vorschlag, kurzfristig und unangemeldet den Transfer vom Quellenhof in die Innenstadt auf einer anderen Strecke vorzunehmen als der vorgesehenen, einfach gut. „Auf der neuen Strecke kann sich kein Attentäter postiert haben“, behauptete ich. „Außerdem werden potenzielle Attentäter, die an der gesicherten Strecke lauern, ergebnislos und ernüchtert abziehen. Mit etwas Glück schnappen wir sie sogar.“
    „Vorausgesetzt, ein Anschlag ist tatsächlich im Verlauf dieser Strecke beabsichtigt.“ Böhnke sah mich nachdenklich an. „Ich halte Grundlers Vorschlag für machbar“, sagte er schließlich. „Wir sollten es versuchen.“
     
     
    Der Polizeipräsident lief aufgeregt durch den Raum. „Wie sollen wir das den Politikern und den Leibwächtern erklären?“
    „Überhaupt nicht“, antwortete ich. „Oder glauben Sie etwa, dem spanischen König oder dem päpstlichen Nuntius fällt es auf, wenn wir nach rechts in Richtung City fahren statt nach links? So lange niemand fragt, so lange gibt es auch keine Antwort.“ Ich spürte, dass ich Oberwasser bekam. „Sie brauchen nur die Ampelanlagen auszuschalten und

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