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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Herr Grundler?“
    „Nein“, gab ich zu. Welche Rolle Brandmann spielte, war mir nicht klar. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zufällig vorbeigekommen ist und er deshalb ermordet wurde. Es sieht vielmehr so aus, als habe er den Männern die Tür geöffnet. Ich vermute, der steckte mit denen sogar unter einer Decke.“
    Prompt kam die Frage, die Böhnke einfach stellen musste: „Warum musste er dann sterben?“
    „Wenn ich das wüsste, wären wir ein großes Stück weiter.“ Ich wusste es aber nicht. „Was machen unsere Politiker?“, fragte ich. „Bei denen ist alles in Ordnung“, antwortete der Kommissar. „Das ist ein richtig schönes Volksfest auf dem Markt. Von den angeblichen Attentatsversuchen hat sich kein Öcher beeinflussen lassen.“ Aber er traute dem Braten nicht. „Ich bin erst dann von unserem Phantom überzeugt, wenn die Show über die Bühne ist und unser englischer Gast wieder deutschen Boden verlassen hat.“
    „Er hat es ja eilig“, erinnerte ich mich an die Zeitplanung des Premiers. „Der rauscht nach dem Mittagessen wieder ab.“ Der Politiker musste unbedingt nach Washington, wie er als Grund für seine überstürzte Abreise angegeben hatte. In einer Hubschrauberstaffel sollte er vom Reitstadion nach Köln-Wahn geflogen werden. „Dadurch blockiert er zwangsläufig die Helis für andere“, hatte Böhnke gebrummt, als er über die Absicht informiert wurde. „Jetzt müssen die anderen mit dem Auto zurück an den Rhein.“
    Böhnke fragte mich, ob ich mit in die Innenstadt wolle. „Da können Sie einmal unseren Kanzler in Hochform erleben. Wenn der in der Menge badet, erblassen alle anderen Gestalten neben ihm.“
     
     
    Dankend lehnte ich ab. Ich wollte mich lieber mit den geänderten Einsatzplänen beschäftigen und fragte mich, wie Böhnke die Politiker zurück zum Quellenhof bringen würde. Auf der alten oder der neuen Strecke? Aber das sollte nicht meine Sorge sein, sagte ich mir und nahm mir zum wiederholten Male die Mappe mit Böhnkes Unterlagen vor. Ich hatte mich in ein Zimmer zurückgezogen und den Fernseher angestellt, auf dem die Übertragung der Karlspreisverleihung lief. Sie bot den Hintergrund für mein Aktenstudium. Auf mehreren Blättern machte ich mir Aufzeichnungen. Ich hatte das Gefühl, irgendetwas zu übersehen, aber ich wusste noch nicht, was es sein könnte. Vielleicht verrieten mir Müller und Jerusalem die Lösung, wenn sie in Maastricht auf dem Flugplatz festgenommen werden würden. Hoffentlich enttäuschten sie mich nicht.
     
     
    Das Rütteln an der Schulter weckte mich auf. „Na, mein Freund, ausgeschlafen?“ Böhnke grinste mich zufrieden an. „Wo bleibt denn nun unser Attentat?“
    „Was ist?“ Ich gähnte und streckte mich. „Was ist passiert?“
    „Nichts“, antwortete der Kommissar entspannt, „der Premier ist längst schon wieder in der Luft. Ich glaube, Sie haben das drohende Unglück nur geträumt.“
    „Und was ist mit dem zweiten Versuch?“
    „Den hat es nicht gegeben. Wahrscheinlich haben die vermeintlichen Attentäter resigniert.“
    Ich sah keinen Grund, erleichtert zu sein. Mussten die Menschen sterben? Ohne einen Grund? Das konnte nicht sein. „Wie geht es weiter?“, fragte ich Böhnke, der sich zufrieden in einen Sessel zurückgelehnt hatte.
    „Wie schon? Unsere Gäste werden noch etwas feiern und sich morgen in alle Himmelsrichtungen verteilen.“
    „Sie bleiben alle hier im Quellenhof?“
    „Fast alle“, antwortete Böhnke. „Der Bundespräsident ist schon auf der Autobahn. Unser Kanzler und einige Botschafter wollen heute noch abfahren.“
    Ich verharrte in meiner Bewegung. Das war es! „Die haben es nicht auf den Premier abgesehen, die wollen den Kanzler! Das war bisher alles nur eine Finte“, redete ich schnell auf Böhnke ein. „Die wollen den Kanzler abschießen!“ Böhnke stierte mich ungläubig an. „Wissen Sie noch, was Pusch in den Lehm gekritzelt hat?“
    „Ein Z oder ein N.“
    „Nein“, widersprach ich vehement. „Das sollte eine Zwei sein. Eine Zwei für die Nummer zwei in unserem Staat.“ Ich reichte Böhnke die Teilnehmerliste: „Nummer eins im Staate ist der Bundespräsident, Nummer zwei ist in der Hierarchie der Bundeskanzler.“
    Böhnke staunte mich bewegungslos an.
    „Tun Sie was, Mann!“, brüllte ich ihn an. „Er darf heute nicht abfahren, halten Sie ihn zurück!“
    „Und wie?“, stotterte der Kommissar.
    „Von mir aus sperren Sie ihn in die Toilette ein“,

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