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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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eine andere Art von Nervosität. Eine erwartungsvolle Angespanntheit.
    Während ich mich in meine Jeans quetschte, suchte ich den Blickkontakt zu Darian.
    „Du spürst es ebenfalls.“ Seine Worte klangen mehr nach einer Tatsache denn Frage. Folglich bestätigte ich es ihm: „Ja. Alistair und Kahina, richtig? Meinst du, es geht alles glatt? Mir wäre fast lieber, du würdest sie begleiten.“
    ich sah, dass er zwischen dem Wunsch hier zu bleiben und zu ihnen zu eilen, hin und her gerissen war. „Ich vertraue auf Stevens Talente,
    Faye.“
    „Trotzdem wärst du gern dort“, ergänzte ich, zog das weiße Shirt über und angelte nach meinen weiß-roten Ringelsöckchen. Nachdem ich sie übergezogen hatte, sah ich meinen Mann lange an und wies mit dem Kinn schließlich zur Tür. „Geh schon. Ich komme zurecht. Dad und Ernestine sind hier. Jason geht es wieder gut. Es ist schön, dass du bei mir bleiben möchtest, aber du wirst woanders dringender gebraucht.“
    Lächelnd erhob er sich, küsste mich und blieb auf dem Weg zur Tür noch einmal stehen. „Ich weiß nicht, womit ich dich verdient habe, Faye. Aber ich danke Gott dafür, dass er dich zu mir geführt hat.“ Ich warf ihm einen Kuss zu, den er gespielt auffing und in seine Hosentasche steckte. Danach eilte er hinaus, nahm im Vorbeigehen sein Handy mit und war kurz darauf durch die Appartementtür verschwunden.
    „Er ist unterwegs zum Museum“, erklärte ich meinem Vater, der bei meinem Eintritt in den Salon lautlos fragend aufsah. Er brummte etwas Unverständliches, stellte den letzten Teller auf den Esstisch und wies zur Küchenzeile. „Ernie macht Salat und ein paar Sandwiches. Holst du das Besteck?“
    „Ich habe einen trockenen Weißwein besorgt“, erklang ihre Stimme bemüht froh gestimmt. „Jason, es wäre reizend, wenn Sie die Flasche öffnen könnten. Ich glaube, ich habe ein paar passende Gläser vorhin in der Bar entdeckt.“
    Es kam mir reichlich unwirklich vor, als wir wenige Minuten später zusammen am Esstisch saßen. Trotz des frischen Salates mit einem hervorragenden Dressing, leckeren Sandwiches und dem Wein, zwei angezündeten Kerzen und aus versteckten Lautsprechern dudelnden Balladen von Eros Ramazotti, wollte sich keine wirklich lockere Atmosphäre einstellen. Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum und spähte fortwährend auf die Uhr an Dads Handgelenk. Er wiederum konnte seinen Blick kaum von meinen aufgescheuerten Handgelenken nehmen. Ernestine versuchte unterdessen ein wenig Smalltalk mit Jason zu führen, doch entgegen seiner gewohnten Art fielen seine Antworten diesmal recht karg aus.
    Fast gleichzeitig ließen Dad und ich das Besteck klirrend auf den Teller fallen.
    „Himmel, Arsch und Wolkenbruch“, platzte er heraus und sah mich zornig an. „Ich hätte da sein sollen.“
    „Und ich sollte jetzt ganz woanders sein“, erwiderte ich nicht minder erbost und sprang auf.
    Seine Hand umfasste meine. „Nein. Das solltest du nicht. Wir müssen darüber reden, Faye.“
    „Nicht jetzt und nicht hier, Dad. Was geschehen ist, lässt sich durch Reden nicht ändern. Außerdem habe ich ganz andere Sorgen.“
    „Wir machen uns alle Gedanken um deinen Bruder, deinen Mann und die anderen, Kindchen. Aber wir können derzeit nichts für sie tun. Wir sind nun einmal hier, und sie sind dort“, probierte Ernestine zu beschwichtigen.
    „Du hast es auf den Punkt gebracht.“ Ich fuhr herum und rief im Hinauseilen zurück. „Hebt den Salat für mich auf, ich esse ihn später.“
    Ein Stuhl scharrte über den Boden. „Du willst ihnen doch wohl nicht folgen, Tochter?“
    „Genau das werde ich tun. Allerdings anders, als du denkst.“
    Im Schlafzimmer angelangt, holte ich meine Tasche aus dem Schrank und warf sie auf das Bett. Im Schneidersitz hockte ich mich davor und zog schwungvoll den Reißverschluss auf.
    Mein Vater und Jason standen schon in der Tür, Ernestine nahm meine Tochter aus dem Kinderstuhl und gesellte sich anschließend dazu. Interessiert beobachteten sie, wie ich die schmale Holzkiste herausnahm, die Tasche energisch vom Bett fegte und die Kiste auf meinen Oberschenkeln abstellte.
    „Du hast sie dabei?“, fragte Dad erstaunt.
    Ohne zu zögern, klappte ich den Deckel auf und entnahm ihr die beiden Federn. Dann sah ich auf. „Ja. Ich habe sie mitgenommen, weil ich dachte, dass ich sie vielleicht brauchen würde. Der Zeitpunkt ist jetzt da. Willst du mich begleiten?“
    „Ist es das, was ich glaube, dass es ist?“,

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