Blut Licht
erkundigte Ernestine sich mit sichtlichem Unbehagen.
„Faye, du solltest das nicht tun. Du hast gerade ein traumatisches
Erlebnis hinter dir
Mein entschlossener Blick gebot ihm Einhalt. Mein Vater seufzte. Ich rang mir ein beschwichtigendes Lächeln ab. „Es geht mir gut, Dad. Wirklich. Ich weiß, was ich tue.“
„Wie funktioniert das mit dem Begleiten?“, meinte Jason milde, trat zu mir und blickte neugierig auf die Federn. „Was muss ich tun?“ „Hinter sie setzen und die Hände auf ihre legen“, erläuterte mein Vater an meiner Stelle und schnaufte. „Es passt mir überhaupt nicht, Tochter.“
„Ich weiß, und ich habe dich auch sehr lieb, Papa. Aber ich muss es tun.“
Ich sah, wie er trocken schluckte. Ebenfalls wusste ich, dass er keinerlei Gegenwehr mehr aufbrachte, denn wenn ich ihn Papa nannte, schmolz er für gewöhnlich dahin. So auch diesmal. Ergeben legte er Ernestine einen Arm um die Schultern und führte sie widerstrebend hinaus. „Komm, lassen wir sie allein. Sie lässt sich ohnehin nicht umstimmen und wir würden nur stören.“
„Du solltest sie davon abbringen, Duncan.“
Ich hörte sein zynisches Lachen durch den Gang hallen. „Du kennst ihren Starrsinn nicht, Ernie. Eher bringe ich einem Esel das Singen bei.“
Typisch Dad. Ich schüttelte den Kopf. Dann blickte ich Jason an. „Schließ bitte die Tür, damit wir Ruhe haben. Danach setz dich hinter mich, wie Dad es dir gesagt hat.“
Nachdem er meiner Bitte gefolgt war und sich hinter mir auf dem Bett platziert hatte, meinte er ruhig: „Sei vorsichtig und denk an dein Kind, Faye. Ein Risiko -“
„Gerade weil ich an sie denke, mache ich das alles, Jason“, unterbrach ich ihn und sah mich zu ihm um. „Danke, dass du mitkommst.“ „Natürlich.“ Er lächelte mich nachsichtig an und legte seine Hände auf meine, ohne dabei die Federn direkt zu berühren. „Was immer zu tun ist, ich bin bereit. Notfalls werde ich dich unterbrechen, erscheint mir die Situation zu gefährlich.“
„Einverstanden.“ Ich lehnte mich mit dem Rücken an seine Brust, konzentrierte mich auf Darian und murmelte: „Nur sehen, nicht gehen.“
Kapitel fünfundzwanzig
D utzende blitzende Lichtblitze schossen vor meinem Augen vorbei und wir jagten wie auf einem rasenden Motorrad durch einen Tunnel. Wenige Sekunden nur, dann sah ich Bilder. Zunächst etwas verwischt, als wäre ich zu schnell. Dann machte ich plötzlich etwas Dunkles vor mir aus. Einen Schatten. Vielleicht eine Art Sperre? Nein, es bewegte sich. Im Zickzackkurs, abgehackt, irgendwie orientierungslos. Dann vielleicht ein Spion wie ich? Ich spürte Jason dicht an meinem Rücken und fühlte, wie er für eine Sekunde erschreckt zusammenfuhr. Er hatte es ebenfalls bemerkt.
Bevor ich es ergründen konnte, waren wir daran vorbeigeschossen. Mich beschlichen bereits leichte Sorgen wegen der Dauer der Reise, als ein leichter Ruck erfolgte. Wir verlangsamten spürbar und kamen sodann vor den äußeren Mauern des Museums zum Stillsand. Ich war ein wenig überrascht, dass die Federn ihr Potential heute anders offenbarten als zuvor.
Bislang hatte es wohl keiner Aktivierung eines in den Federn scheinbar eingebauten Frühwarnsystems bedurft, weshalb ich meistens gradlinig an mein Ziel gelangt war. Heute war es das erste Mal anders gewesen. Eventuell lag es daran, dass die Energie meiner Transportmittel nicht mit der des Vatikans harmonierte. Immerhin waren Lilith nebst ihren beißenden Berufsgenossen und die katholische Kirche keine engen Busenfreunde. Es bestand auch die Möglichkeit, dass der Vatikan einfach nur besser gegen unsichtbare Eindringlinge geschützt war als meine sämtlichen vorangegangenen Ziele. Was immer der Grund dafür sein mochte, wir hatten deswegen einen riesigen Umweg in Kauf nehmen müssen. Genau das trieb mir tiefe Sorgenfalten auf die Stirn.
„Sind wir physisch hier, oder sehen wir das nur?“, fragte Jason flüsternd vom Rücksitz aus.
„Beides“, erwiderte ich in normaler Lautstärke. „Körperlich sind wir im Hotel auf dem Bett und geistig stehen wir vor dem Museum. Folglich muss Darian hier irgendwo sein, denn ich habe mich auf ihn konzentriert. Trotzdem sollten wir verflixt vorsichtig sein.“
„Du denkst dabei an diesen fliegenden Schatten“, stellte er fest und ich nickte. „Ja, ich habe so etwas nie zuvor gesehen und habe keine Ahnung, was es ist.“
Beunruhigt sah ich mich um. Es hatte aufgehört zu regnen, doch der
Asphalt glänzte noch vor
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