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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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neuer Mitglieder und Supporter. Weil die ebenfalls Jobs brauchen, muss der Herrschaftsbereich wachsen. Um jenen wiederum zu schützen, müssen weitere Mitglieder und Supporter verpflichtet werden. Dann sind einmal mehr Jobs erforderlich. So entsteht eine Wachstumsspirale, die mit zunehmender Wahrscheinlichkeit zur Gewaltspirale wird. Je schneller und umfangreicher sich solche Clubs ausdehnen, desto häufiger kommen sie sich in die Quere. Und wenn die Rocker-Staaten größer werden, geraten sie zu einer Gefahr für den demokratischen Rechtsstaat. Auch dadurch, dass zwangsläufig immer mehr Bürger darauf angewiesen sind, in den expandierenden Wirtschaftsimperien eine Stelle zu bekommen oder zu behalten: Sie müssen sich nach den dortigen Regeln richten.
    Das angebliche Freiheitsstreben der Rocker bezahlen andere mit Unfreiheit, vor allem ihre Prostituierten. Onepercenter schaffen nicht nur Parallelstrukturen zum Staat, sondern antistaatliche Strukturen. Sie verweigern gewöhnlich jede Zusammenarbeit mit der Polizei. Sogar, wenn sie Opfer eines Rockers aus einem anderen Club geworden sind. Sie setzen auf Selbstjustiz, sie sind letztlich Staatsfeinde.
    Der Verfassungsschutz wäre gut beraten, diese Staatsfeinde generell zu beobachten – unabhängig davon, wie viele »Einzelpersonen« inzwischen aus der Neonazi-Szene übergelaufen sind, die der Verfassungsschutz sowieso beobachten soll.
    Politisch halten sich die Rocker – zumindest bisher – zurück, um sich keinen zusätzlichen Ärger mit den Behörden einzuhandeln und möglichst in Ruhe ihren Geschäften nachgehen zu können. Trotz ihrer wirtschaftlichen Prioritätensetzung könnten die Outlaw-Biker | 265 | aber eine Gefahr für politische Gegner der Nazis werden. Lautet doch ein Leitspruch der Hells Angels: »Wenn jemand deinen Bruder angreift, stehst du ihm bei. Dein Bruder hat nicht immer Recht, aber er ist immer dein Bruder.« Und was Rocker mit Angreifern machen, ist hinlänglich bekannt. Am 17. März 2010 hat der Beamte eines Sondereinsatzkommandos einen polizeilichen »Angriff« mit seinem Leben bezahlt: Ein Höllenengel hat ihn in Anhausen bei Koblenz durch seine Haustür hindurch erschossen.
    Polizisten und Politiker sind inzwischen bundesweit für die Rockerproblematik sensibilisiert. Von August 2009 bis Mai 2012 sind sieben Hells-Angels-Charter und zwei Unterstützer-Charter verboten worden, außerdem zwei Bandidos-Chapter und sechs ihrer Supporter-Clubs. Laut Bundesregierung wurde allen Vereinen »zum Vorwurf gemacht, dass ihr Zweck und ihre Ziele den Strafgesetzen zuwiderlaufen, da ihnen durch ihre Mitglieder begangenen Straftaten zuzurechnen seien«. Sechs Hells-Angels-Charter haben sich von Mai bis Juli 2012 selbst aufgelöst, darunter das Hannoveraner. Möglicherweise wollten sie sich nicht länger dem Risiko eines Verbots aussetzen, weil dann das Club-Vermögen eingezogen worden wäre.
    Vor allem im Norden hat das Hells-Angels-Netzwerk Löcher bekommen: Die Charter in Flensburg (April 2010), Kiel (Januar 2012) und Berlin-City (Mai 2012) wurden verboten – wobei Berlin-City sich einen Tag vorher aufgelöst haben will, genauso wie das Berliner Charter Nomads. Potsdam, Southport (Hamburg), Hannover und Schwerin folgten. Auf der Deutschlandkarte der Höllenengel ist ein großer weißer Fleck entstanden.
    Wismar liegt mitten drin. In den Monaten vor den meisten Charter-Auflösungen und -Verboten hatten sich die Angels um Kontakt zum Motorradclub Schwarze Schar aus Wismar bemüht, obwohl jener im Internet betont: »Wir supporten niemanden.« Während bei einer Party des Clubs im Oktober 2011 noch kein Besucher mit geflügeltem Totenkopf zu sehen war, wurden Vertreter des Charters Rostock bei der Drei-Jahres-Party am 3. Dezember 2011 vorstellig. Und das schien der Schwarzen Schar so bedeutsam zu sein, dass sie eine Club-Gästeliste im Internet veröffentlichte. Von den vier bekanntesten Outlaw-Biker-Gruppen in Deutsch | 266 | land war zudem der Gremium MC mit zwei Chaptern vertreten, ähnlich wie bei früheren Feiern im Clubhaus Zum Schwarzen Herzog.
    Beim »Osterfeuer« am 7. April 2012 sah die Anwesenheitsliste etwas anders aus: Vom Gremium war offenbar niemand gekommen, aber Vertreter der Hells Angels Rostock, East Gate (Helmstedt), Schwerin, Nomads und Southport (Hamburg) – ihnen dankte die Schwarze Schar auf ihrer Homepage für ihren Besuch. Drei dieser Charter gibt es inzwischen nicht mehr.
    Abgesehen davon haben Schwarze Schar und

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