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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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müssten die Freier Schlange stehen, um sich im Akkord befriedigen zu lassen. Tun sie aber nicht. Um auskömmlich verdienen zu können, müssten die Frauen ihre Preise erhöhen. Das würde voraussetzen, dass die Zimmermieterinnen nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft als Selbstständige arbeiten können. Was dagegen spricht: In keinem der Bordelle, in denen ich mich von Zimmer zu Zimmer durchgefragt habe, konnte ich Preisunterschiede feststellen. Und in den Häusern, wo der Mindestpreis nicht bei 25, sondern bei 30 Euro lag, wurde der Quickie fünf Minuten länger angeboten. Dieser niedrige Einheitspreis bei mäßiger Nachfrage dürfte tendenziell zu konstanten Mietverhältnissen geführt haben. Denn etwaige Verbindlichkeiten gegenüber dem Zimmervermieter erhöhen die Abhängigkeit der Frauen und erschweren ihnen den Ausstieg aus der Prostitution.
    Auf finanzielle Abhängigkeit ausgerichtet ist auch eine Strategie von Zuhältern aus dem Rockermilieu, von der ich in Ostdeutschland erfahren habe. Das Prinzip: Sexarbeiterinnen werden fest angestellt, die angeblichen Barauszahlungen ihres Lohns müssen sie im Voraus blanko quittieren, ohne dass dafür jemals Geld fließen würde – zumindest nicht vom »Arbeitgeber« an seine Angestellten. Stattdessen müssen die Frauen sämtliche Sozialversicherungsabgaben bezahlen und die Hälfte ihrer Einnahmen an ihren Zuhälter abführen. Das sei sogar großzügig, erzählte mir eine Prostituierte, die viel herumgekommen war. Als ihre Familie in Geldnot geraten sei, habe ihr neuer »Chef« außerdem Kredit gewährt, berichtete sie dankbar. Allerdings sei jetzt der Weg in die Privatinsolvenz versperrt, »denn Schulden | 261 | beim Zuhälter bleiben« – und wer sie nicht abbezahlen könne, müsse Konsequenzen fürchten. Die Frau hatte Angst.
    Ein weiterer »Service« ihres Zuhälters: Wenn etwas repariert werden musste, wusste er jemanden aus dem Umfeld seines Rockerclubs, der das übernehmen konnte – angeblich günstig, da schwarz. Das ganze Leben der Frau wurde von ihrem »Arbeitgeber« organisiert und damit kontrolliert. Auf diese Weise kommt legale Sexarbeit einer Zwangsprostitution sehr nahe. So eine Frau sitzt in der Schuldenfalle: Sie muss weiterarbeiten, um die Zinsen bezahlen zu können. Auf die Tilgung dürfte es nicht einmal ankommen. Denn für einen Zuhälter ist es wichtig, dass die Abhängigkeit bestehen und ihm dadurch die Arbeitskraft erhalten bleibt, die mindestens die Hälfte ihrer Einnahmen abgibt.
    Zuhälter und Zimmervermieter verdienen auf Kosten der Frauen, auch im Bahnhofsviertel von Frankfurt am Main: Wie muss es einer Afrikanerin gehen, die in holperigem Deutsch »Blasen ohne Gummi« schon für 50 Euro anbietet? Als ich das fragliche Bordell betreten hatte, lief ich im Eingangsbereich auf ein Veranstaltungsplakat der örtlichen Hells Angels zu, deren Clubhaus ich anschließend noch einen Besuch abstattete – sie hatten »Open Day«. Das Charter wurde inzwischen verboten.
    Im Sexgeschäft sind in deutschen Großstädten unzählige Millionen zu verdienen. Um diesen Markt dürfte es in den Kämpfen mancher Motorradclubs gehen, nicht um die schönsten Routen für sonntägliche Ausfahrten.
    Außerdem gehören die Türen von Clubs und Discotheken zu den Rockerrevieren. Wer in diesen Läden mit Drogen dealen will, muss am Türsteher vorbei. Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erahnen, dass sich Dealer diesen Zugang erkaufen. Eine Türstehervereinigung kann also am Drogengeschäft verdienen, ohne sich unmittelbar daran zu beteiligen, was das strafrechtliche Risiko minimiert. Wer sich das Security-Monopol sichert, kann das außerdem ausnutzen, um – getarnt als Zahlung für den Sicherheitsdienst – Schutzgeld zu kassieren.
    Das niedersächsische Innenministerium hat am 28. August 2009 darauf hingewiesen, dass »die in Einzelfällen auch belegte Gefahr« | 262 | bestehe, »dass Rockergruppierungen ihre straffe netzwerkartige Organisationsform gezielt und gewerbsmäßig zur Begehung schwerer Straftaten nutzen«. Bestandteil einer solchen Organisationsform können Supporter-Clubs sein.
    Dass die Red Devils und andere Unterstützer wie die Brigade 81, der Clan 81, das Commando 81, die Legion 81 und die Garde 81 (zur Erinnerung: 8 für H, 1 für A, 81 also für Hells Angels) nur als Thekendienst für Hells-Angels-Partys gebraucht werden, erscheint eher als unwahrscheinlich. Sie sind ein Sammelbecken für schlagkräftige Männer,

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