Blut muss fließen
Erbe unserer Ahnen, unserer Heimat und ihrer kulturellen Werte, legten unseren Völkern eine selbstzerstörerische Wesens- und Geisteshaltung auf, vermischten die Rassen und ordneten den Zuzug fremder Völker an.« Er würzte seine Rede mit antisemitischen Weisheiten: »Ihre Armeen dienten der Erschaffung einer Weltherrschaft der auserwählten Kosmopoliten, einer Schreckensherrschaft des Profits, wie sie in den Büchern Mose beschrieben steht.« Und er beschwor seine großen Ziele: »Es ist unsere Pflicht, ein Europa der Vaterländer zu gestalten und dessen Freiheit vor jeder Form von Unterdrückung zu verteidigen. [.] Rufen wir deren Andenken wach, die im Kampf | 126 | für unserer Völker und unsere Rasse gegen den Bolschewismus kämpften und gefallen sind.« Die Angehörigen der Waffen-SS.
In Nogradsap, knapp 70 Kilometer nordöstlich von Budapest, ließen die europäischen Neonazis den Gedenktag bei einem Konzert in einem ehemaligen Industrie- oder Landwirtschaftsgebäude, das Blood & Honour offenbar als eine Art Clubhaus nutzte, ausklingen. Der Fürther NPD-Chef Matthias Fischer erschien im »Blood & Honour Hungaria«-Shirt, der bayerische JN-Landesvorsitzende Norman Bordin im »Waffenbrüder«-Shirt. Beide zeigten zur Feier des Tages mehrfach den Hitlergruß – am Abend des 10. Februar 2007.
Dem Bundesinnenministerium muss das entgangen sein. Am 14. März 2007 antwortete die Bundesregierung auf eine Große Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken Folgendes: »Mit dem Verbot der deutschen Division von ›Blood & Honour‹ und etwa zeitgleichen polizeilichen Aktionen gegen die ›Blood & Honour‹-Szenen in Ungarn und der Tschechischen Republik brachen viele in diesem Umfeld entstandene Kontakte weg. Der traditionell von ungarischen Neonazis begangene ›Tag der Ehre‹ (Gedenkfeier für gefallene Soldaten der Waffen-SS) zog in den letzten Jahren nur noch vereinzelt deutsche Besucher an.« Als ob einen Monat vorher nur Voigt, Fischer, Bräuninger und Bordin in Budapest gewesen wären .
Das vorläufige Ende vom Lied beziehungsweise die nächste (Kata-) Strophe: Die NPD ist in Sachsen (2009) und Mecklenburg-Vorpommern (2011) wieder in die Parlamente eingezogen, immerhin mit schlechteren Ergebnissen. Den mecklenburgischen Fraktionsvorsitzenden Udo Pastörs habe ich am 27. Juni 2009 im sächsischen Landtagswahlkampf erlebt, bei einem Sommerfest der NPD am Quitzdorfer See in der Oberlausitz. Die »Hexe Ragna« – verkörpert von Sigrid Schüßler, der familienpolitischen Sprecherin der Bayern-NPD, deren Ehemann Falko ebenfalls in der Partei aktiv ist und eine Werbeagentur unter dem Namen »Propagandakompanie« betreibt – erzählte dort Märchen. Zwei Volksmusiker unterhielten mit tiefem Blech und Quetschkommode, die NPD-Zeitung warb für ein »Ja zur sächsischen Kneipenkultur«, eine zünftig gewandete blonde Maid briet Pfannkuchen, am Abend gab’s einen Fackelmarsch für Kinder, und als es richtig dunkel war, spielte »Carpe Diem«, eine Rechtsrockformation: | 127 |
»Schwarz ist die Nacht, in der wir euch kriegen. Weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen. Rot ist das Blut auf dem Asphalt.«
Auf dass im Wahlkampf keiner schlappmacht, gab es »Kämpfertropfen«, einen Likör, zu kaufen – und für alles eine Erklärung. »Ihr macht ja mit allem Geld«, kritisierte ein Kunde. Ein Verkäufer des Deutsche Stimme -Standes antwortete: »Ja, wir müssen von unseren Feinden lernen.«
Zu den Feinden gehören die regierenden Parteien. Sie haben wirtschaftliche Entwicklungen zugelassen oder gar gefördert, die sich gegen die Masse der Menschen richten. Damit haben sie zu den Erfolgen der NPD beigetragen. Hartz IV und Leiharbeit düngen den braunen Nährboden.
»Was wir zur Zeit auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik erleben«, sagte Udo Pastörs, »das ist geradezu eine Steilvorlage für die nationale Opposition in ganz Deutschland, in Sachsen im Speziellen, ja, und für ganz Europa. Denn wir erleben zur Zeit einen wirtschaftlichen und damit auch sozialen Niedergang, wie er nach dem Zweiten Weltkrieg nie stattgefunden hat, liebe Freunde. Und daraus wird die nationalistische Opposition den Nektar saugen, den sie als Kraftstoff braucht.«
Pastörs beschimpfte die parteipolitischen Konkurrenten als »rote bolschewistische, demokratisch angemalte Affen in den Landtagen« – Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete er als »volksvergessene kleine FDJ-Sekretärin«. Und er kündigte an: »Wer in
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