Blut muss fließen
viele aus Gera, aus Thüringen, aus Sachsen, die in den Westen fahren müssen, um dort Arbeit zu verrichten, weil sie hier keine Arbeit finden. Und wir wollen dem entgegenwirken, indem wir heute uns ganz klar gegen die Globalisierung entscheiden und indem wir von der Politik fordern, dort Arbeit zu errichten, wo die Menschen ihre Heimat haben. Und das ist dort, wo wir wohnen, wo wir zuhause sind.«
»Lunikoff« Regener knüpfte daran an: »Wenn es den feinen Herrschaften in ihren Villen graust, dann kommt mit Karacho Rock’n’Rollocaust.« Und: »Sie nennen es Freiheit, sie nennen es Toleranz. Ich nenne es Europas Totentanz. Sie träumen von einem Multikultistaat. Für mich ist es nur weißer Verrat.«
Udo Voigt versuchte, das Publikum über Konzerte hinaus zu mobilisieren: »Es ist nicht so toll, wenn heute zu einer politischen Veranstaltung Tausende und Abertausende kommen, die dann bei politischen Aktionen fehlen.« Und »Lunikoff« heizte die Stimmung weiter an: »Wir lieben unser Land, aber wir hassen diesen Staat. […] Und dann gibt es keine Gnade, unser Hass ist viel zu groß .«
Bei den sogenannten Pressefesten ihres Parteiorgans Deutsche Stimme bietet die NPD fast allen Kräften des nationalistischen Spektrums eine Bühne. Als ich 2006 in Dresden-Pappritz war, fand ich Zelte voller Infostände vor. Es gab Buchlesungen, Vorträge, Volkstanz, ein Kinderprogramm und natürlich wieder Musik sowie Werbung vom Szeneversand bis zum nationalistisch geführten Honigladen. Sascha Wagner war daran beteiligt, »eigene Wirtschaftskreisläufe contra Globalisierung« zu organisieren: »Das nationale Netzwerk versucht, die wirtschaftliche Erpressbarkeit nationaler Menschen zu vermindern und gleichzeitig die Kapitalströme aus | 124 | dem nationalen Lager heraus zu minimieren, um so die Finanzkraft nationaler Menschen zu stärken.« So stand es auf einem Flugblatt, das Wagner unterzeichnet hatte. »Alle Personen, deren Herz für das deutsche Volk schlägt, sind daher aufgefordert, Waren und Dienstleistungen, die sie bei Nationalisten erwerben können, auch dort zu beziehen.« Mit dem Erlös könnten Nationalisten ihre Existenz sichern oder nationale Projekte unterstützen. In Rheinland-Pfalz und dem Saarland bestand dieses Netzwerk angeblich schon aus rund 70 Akteuren, vom Apotheker bis zur Zweiradwerkstatt. Darüber konnten sich beim Deutsche Stimme-Pressefest 7000 bis 8000 Leute informieren.
Die NPD nutzt ihren Parteistatus, um öffentliche Großveranstaltungen anzumelden, die keine Freie Kameradschaft genehmigt bekäme. Sie schreckt nicht einmal zurück, als Tarnorganisation für das verbotene B&H-Netzwerk zu agieren, wie bei der CD-Release-Party von »Act of Violence« am 22. Oktober 2005 im bayerischen Mitterschweib. Auf einem Aussiedlerhof mit Gaststätte hatte der NPD-Funktionär Erich Kaiser das Konzert angemeldet, das sein Parteifreund Norman Bordin moderierte. Im Vorfeld hatte Bordin den Kameraden darüber informiert, dass die Veranstaltung einen B&H-Hintergrund haben werde – in einer E-Mail, die später dem Spiegel TV Magazin zugespielt wurde.
Beim »Day of Honour«, dem Tag der Ehre in Budapest, zeigten NPD-Führer ebenfalls keine Berührungsängste mit Blood & Honour – der ungarische Ableger der Organisation zählte zu den Veranstaltern. Auf dem Heldenplatz wurde am 10. Februar 2007 der SS-Verteidigungsschlacht um Budapest gedacht, die am 13. Februar 1945 verlorengegangen war. Auf der Rednerliste standen die damaligen NPD-Funktionäre Udo Voigt, Matthias Fischer und Eckart Bräuninger.
Fischers Feststellung: »Ob die von den Siegermächten immer stärker einsetzende Überfremdungsmaschinerie oder die immer extremer um sich greifende Globalisierung, mit all ihren asozialen Auswüchsen . Es sind weiterhin die gleichen internationalistischen Kreise, die unsere Völker bedrohen und in die Knechtschaft zwingen.« Sein Aufruf: »Es muss also an uns nun liegen, den Kampf weiterzuführen und in der Tradition unserer Helden alles fürs Vaterland zu geben. […] Wir sind eine entschlossene Minderheit! Und wir werden die Revolution sein!« | 125 |
[ Bild vergrößern ]
Beim »Day of Honour«, an dem Neonazis der verlorenen SS-Schlacht um Budapest gedenken, kam der damalige NPD-Funktionär Matthias Fischer im Shirt von »Blood and Honour Hungaria«- dem ungarischen Zweig des internationalen Netzwerks, dessen deutscher Ableger verboten ist.
Bräuninger beklagte: »Die alliierten Sieger vernichteten das
Weitere Kostenlose Bücher