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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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Kommunikationsplattformen der Neonazi-Szene betrieben, ein Diskussionsforum im Internet.
    Einige nationale Sozialisten stören sich an der kommerziellen Ausrichtung der Branche, weil die Musik mit ihren ideologischen Botschaften zu niedrigeren Preisen noch größere Verbreitung fände. Manche Versandhändler werden gar als »Szene-Juden« bezeichnet, weil sie angeblich überteuerte Ware anbieten und zu wenig Geld in die politische Arbeit investieren. Ingo Knauf, der den V7-Versand in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) betrieben und sich mehrere Wettbewerber einverleibt hat, wurde nachgesagt, dass er Porsche fahre. Auf die Frage der Nazi-Läden-Initiative, ob er regelmäßig Aktionsbüros und Kameradschaften unterstütze, ist er am 17. Januar 2006 ausgewichen. Und als er anschließend gefragt wurde, | 211 | welchen Anteil seines Gewinns er »in die Bewegung« zurückfließen lasse, antwortete er: »Diese Frage lässt sich meiner Meinung nach nicht genau beantworten. Es gibt aus rechtlichen Gründen immer wieder Unterstützung für Bands, Personen oder was/wen auch immer, die ›offiziell‹ nirgendwo auftauchen dürfen beziehungsweise sollen. Da ist es eben sehr schwierig und in meinen Augen auch relativ unerheblich, dort mit Fakten oder Zahlen aufwarten zu können beziehungsweise zu wollen.«
    Zum Vergleich folgt, was Thorsten Heise von W+B Records aus dem thüringischen Fretterode der Initiative am 20. Januar 2006 mitgeteilt hat:
    »Selbstverständlich unterstützen wir laufend alle möglichen (und unmöglichen) nationalen Projekte, die vielen Verweise und Danksagungen auf vielen nationalen Seiten sprechen ihre eigene Sprache. Wir haben ja auch 2000 einen alten Bauernhof in Fretterode gekauft, den wir wöchentlich mehrmals für Kameradschaften und Bands zur Verfügung stellen (zum Beispiel Bandübungsräume und Kameradschaftsabende). Als ich vom NPD-Vorstand gefragt wurde, wie viel mein Referat ›Freie Kräfte‹ im Jahr an Etat braucht, war meine Antwort selbstverständlich: ›nichts‹! Ich betrachte den Posten im NPD-Bundesvorstand als Ehrendienst am deutschen Volk und gebe alle damit verbundenen Kosten (auch die zahlreichen Reisekosten, Übernachtungen  …) als Spende.«
    V7-Chef Ingo Knauf schien lieber unmittelbar in die Kundenbindung als in die politische Bewegung zu investieren: Er gründete einen eigenen Club. Für Mitglieder gab es monatlich eine kostenlose CD und vereinzelt Partys mit Livemusik.
    Neben dem V7-Versand war der H8Store-Versand in Wismar eines der größten Szenekonglomerate. Gegen beide haben andere Neonazi-Geschäftsleute im Januar 2007 zu einer Boykottaktion aufgerufen. Die Vorwürfe, die in den einschlägigen Internetforen nachzulesen waren, reichten von der Bereicherung auf Szenekosten bis hin zur Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden. Der Boykott zeigte nach wenigen Wochen Wirkung: H8Store benannte sich in Totenkopfversand um und wurde von einem früheren H8Store-Mitarbeiter übernommen. | 212 |
    Zum H8Store-Imperium gehörte unter anderem der Werwolf-Shop in Wismar – und der ehemalige Betreiber Philip Schlaffer soll obendrein bei Werwolf-Records in Skandinavien mitgemischt haben, wie in Neonazi-Foren behauptet wurde. Außer dem Namen war diesem Laden und dem Label zeitweise ein Teil des – nach deutschem Recht verbotenen – Sortiments gemeinsam. Dazu zählte die CD The White Race Will Prevail von »Race War«. Einen Teil der Tonträger, die es in Skandinavien zu bestellen gab, konnte die Wismarer Laufkundschaft aus einem Koffer kaufen, der klischeetypisch unterm Ladentisch stand. Jede CD darin gab es nur einmal, so dass das Angebot im Falle einer Razzia als »private Sammlung« durchgegangen wäre, für die keine Strafe gedroht hätte. Der Besitz von einzelnen Exemplaren solcher CDs ist erlaubt – damit zu handeln, nicht.
    Eine ähnliche Geschäftsidee hatte ein Berliner Versandhändler entwickelt, der seine Ware nicht auf einer »Heimatseite« im »Weltnetz« anpries, sondern unter mehreren Pseudonymen per E-Mail. Mindestens knapp drei Jahre lang dauerte die Auflösung seiner angeblichen »Sammlung«, wobei die Sammlung in diesem Zeitraum teilweise größer statt kleiner wurde. Mal umfasste sie »nur« runde 1400 CDs, Kassetten und DVDs, mal waren es ungefähr 1700 Tonträger – darunter auch Werke, die neu auf den Markt gekommen waren. Um eine alte »Sammlung« hat es sich demnach nicht gehandelt .
    Den Boykott von V7 und H8Store scheinen konkurrierende

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