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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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keine für Reggie. Das begrenzte ihre Zielpersonen. Smith war dafür, die Sache möglichst unauffällig zu drehen. Festnehmen, verhören, Druck machen oder laufenlassen. Brundage widersprach. Die Roten kennen sich. Sorgen wir für einen großen Informanten-Pool.
    Der Streit zog sich hin. Crutch entschied für Brundage. Mehr war besser. Smith war für eine Weniger-ist-mehr-Taktik. Die Gefängnisse nicht überfüllen. Den Ärschen nicht die Möglichkeit geben, die Köpfe zusammenzustecken und sich abzusprechen. Die Läuse, die weder Celia noch Reggie kennen, gleich zu Anfang ausschließen. Verrat mit Geld belohnen. Die Verhöre auf die wahrscheinlichen Verdächtigen beschränken.
    Sie entschieden sich für vierunddreißig Namen. Dreiundzwanzig wohnten in der DOM, elf in Haiti. Sie hatten vier La-Banda-Trupps mit Polizeiwagen. Sie hatten drei Tonton-Trupps mit Polizeiwagen. Die Gefängnisse waren in der Mitte der Insel, in der Nähe von Dajabon. Zu Fuß nur über eine schmale Brücke zu erreichen. Die Plaine du Massacre steckte voller Krokodile. Die Viecher ernährten sich von Müll und Haitianern, die sich auf Voodoo-Kräuter-Trips verirrten.
    Die Lügendetektoren waren eingerichtet. Das Pentothai lag bereit. Die Verhörspezialisten standen bei Fuß. Die beiden Gefängnisse verfügten über Sprechfunkkontakt. Die Polizeiwagen hatten Sprechfunk. Das System war technisch auf dem neuesten Stand.
    Smith hatte den Oberbefehl. Crutch gesellte sich im DOM-Knast zu ihm. Die Krokodile wärmten sich am Flussufer. Sie sahen hinreißend aus. Crutch starrte sie durchs Fenster an.
    Zeitfeststellung: exakt 07:00.
    Smith nahm mit den Wagen Funkkontakt auf. Die Wagen gaben englische und französische Empfangsbestätigungen. Verbrecher-Fotos hingen an der Wand: vierunddreißig Genossen insgesamt.
    Crutch hatte die Akten gestern Nacht gelesen. Meist Jugendliche in seinem Alter. Sie sahen wie Jugendliche aus. Er nicht. Er hatte graues Haar und Narben auf dem Rücken. Unter den Jugendlichen eine Ausnahme: Dr. med. Estevan Sänchez. Er sah abgekämpft aus. Joan hatte ihn als »alten Kämpen der Roten Brigaden« bezeichnet.
    Die Rückrufe trafen ein: Zugriff erfolgt, Zugriff erfolgt, Zugriff erfolgt. Smith saß am Funkgerät. Crutch hörte Stottern und Quäken. Einige Rote leisteten Widerstand, andere nicht. Wir treffen jetzt ein.
    Crutch ging raus und wartete auf der Brücke. Krokodile sonnten sich und schwammen unten durch den Fluss. Er warf ihnen eine Handvoll Dauerwürstchen zu. Sie schnappten sie auf. Die Zähne blitzten. Die Schnauzen deuteten auf die Brücke.
    Joan.
    Die nun jeden seiner Gedanken bestimmte. Jenseits seines Fall und jenseits seiner Idee. Selbst hier.
    Sie hebt ihre Arme. Er küsst sie dort. Sie sagt: »Du bist wahnsinnig zäh und hartnäckig.« Sie holt weiter aus. Sie spricht vom Gen der Hartnäckigkeit. Er will wissen, was es damit auf sich hat. Sie erklärt: »Das sag ich nicht.«
    Die Stunden verstrichen. Crutch blieb in der Joan-Zone. Er schluckte Dexies. Er beobachtete die Krokodile. Er hörte einkommende Anrufe auf dem Lautsprecher. Ja, wir haben Rote - aber keinen Reggie oder Celia.
    Die Polizeiwagen erschienen. Vom Auspuffdröhnen angekündigt. Eine doppelte Ladung - von beiden Seiten des Flusses. Wie synchronisiert. Crutch hatte einen doppelten Flussblick.
    Die Augen rechts - Tonton-Leute und schwarze Rote Socken. Die Augen links - La Banda mit schwarzen und braunen Roten. Crutch stand auf der Brücke und zählte ab. Die DOM: achtzehn insgesamt. Haiti: neun von dreizehn. Kein Reginald Hazzard, keine Celia Reyes.
    Die Genossen trugen Handschellen. Crutch zählte vierundzwanzig Männer und drei Frauen. Die Schläger schubsten und schoben. Einige wollten nicht weitergehen. Der zurückhaltend eingesetzte Totschläger brachte sie in Bewegung.
    Sie betraten die Gefängnisse. Doppelter Flussblick. Rein und raus, und das gleich.
    Durch die Fenster konnte man nichts sehen. Crutch stand auf der Brücke und fütterte Krokodile. Er schwankte und ihm schwindelte. Flecken tanzten vor seinen Augen. Er hatte seit L.A. nicht mehr geschlafen.
    Ein Krokodil sprang sehr hoch. Crutch fasste nach ihm und kraulte ihm die Schnauze. Ein Mann schrie im dominikanischen Gefängnis auf, ganz in der Nähe. Ein Mann schrie im haitianischen Gefängnis auf, weiter entfernt.
    Das dauerte zehn Sekunden. Die Krokodile schwammen unter der Brücke hindurch. Füttere mich gefälligst weiter.
    Crutch blendete alles aus. Die Krokodile verteilten

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