Blut soll fließen
Sechzigtausend an eine Bank in der Innenstadt. Das Budget für sechs Monate. Lebensunterhalt, Informanten-Gelder und diverse Ausgaben eingeschlossen. OPERATION BÖÖÖÖSER BRUDER war angelaufen.
Dwight stellte die Fenstergeräte auf Volllast und produzierte den gewünschten Iglu-Effekt. Aaaah, L. A. im August - endlose Hitze. Er hatte drei Fensterfronten, alle nach Norden. Cinema-Scope-Sicht auf Taco-Schuppen, Mexen und Smog.
Mr. Hoover nahm ihn hart ran. Die alte Tücke war pingelig und aufgeregt. Gerüchte in Stereo: über das Grapevine und Wayne Junior. Er hatte Mr. Hoover versichert, dass alles auf Eis lag. Eine glatte Lüge, um Zeit zu schinden. Das ATF hatte das Grapevine im Visier. Er hatte Fred Otash zur Überprüfung der Sachlage nach St. Louis geschickt. Die Absprachen betreffs Wayne Junior konnten jederzeit platzen. Wayne war nicht bereit, Wayne Seniors Hass-Listen freizugeben. Dito Dr. Fred Hiltz.
Wayne wollte nicht mehr im Hassgeschäft mitmischen. Dr. Fred wollte zu viel Geld. Dwight hatte gestern einen Begrüßungsanruf beim Sonderagenten für L. A. getätigt. Jack Leahy war über Mr. Hoover hergezogen, schon fast tolldreist. Jack hatte die alte Tücke »Amphetamin Annie« genannt. Dwight hatte gegrunzt und an ihr letztes Telefongespräch gedacht. Mr. Hoover hatte getobt, geschmollt und aufgeschnitten. Mr. Hoover war nicht mehr hundertprozentig dicht. Mr. Hoover hatte die Mitarbeiter in Memphis einzeln aufgezählt, nur um zeigen zu können, DASS ER BESCHEID WUSSTE.
Dwight bekam Gänsehaut. Das Iglu wurde zu kalt.
Besichtigen wir die Schwarzenstadt.
Malzschnaps-Anzeigen markierten die Grenze. Hinter der Menthol-Zigaretten-Reklamen erschienen. Schlitz, Colt .45, Neger- Newport-Fluppen und Kools. Mohren-Einkaufsfreuden. Afro-Stolz. Schicke Schwarze mit weißen Zügen und negroiden Haaren.
Dwight fuhr nach Süden. Sein FBI-Schlitten zog erschreckte und angewiderte Blicke auf sich. Es war heiß. Der Smog hing tief. Viele bööööse Brüder unterwegs. Swing-Sessions und Würfelspiele. Viele Haarnetze. Viele knappe Kreissägenhüte auf glattgefetteten Haaren. Viele LAPD-Straßen-Razzien.
Er fuhr am Panther-Hauptquartier vorbei. Ein riesiger Fries an der Außenwand. Zwei schwarze Raubkatzen weiden ein blutendes rosa Schwein aus. Das Schwein trägt eine Dienstmarke mit der Bezeichnung Faschistischer Unterdrücker . Im Hintergrund das Letzte Abendmahl. Mit Huey Newton als Jesus. Und Eldridge Cleaver und Bobby Seale als Lieblingsjünger. Während die anderen Jünger Freiheit-für-Huey-T-Shirts trugen.
Das United-Slaves-Hauptquartier war nicht weit. Die Wachen an den Türen trugen schwarz glänzende Sonnenbrillen und schwarze Baskenmützen. Sie standen links und rechts einer Lautsprecheranlage auf dem Bürgersteig. Die schwachsinnige Sprüche trötete. Während Bongos den Takt schlugen. Dwight hörte »Insektizid dem Weißen Insekt«.
Schluss. Dwight fuhr nach Westen. Die Black Tribe Alliance besaß eine Ladenfront an der 43rd, Ecke Vernon. Deren Türemblem zeigte schwarze Fäuste, Schusswaffen und weiße Polizisten-Schweine mit Mini-Pimmeln. Die Mau-Mau Liberation Front -vier Blocks nach Süden. Kannibalische Wandfriese - weiße Bullen schrien in Kochtöpfen, die von schwarzen Muskelmännern gewürzt und gerührt wurden.
Schluss. Vorsitzender Mao trifft schwarzen Komiker Mike, versehen mit einem Schuss Dschungel-TV. Dwight fuhr nach Westen. Er fuhr an der »People's Bank of South Los Angeles« vorbei. Er dachte an die Aktennotiz. Angeblich eine Geldwaschanlage.
Karen hielt Gastvorlesungen an der University of Southern California. Er bekam Lust auf einen Abstecher und erwischte ihre Klasse beim Rausgehen. Die Jugendlichen waren langhaarig und ungepflegt. Sie sahen seinen grauen Anzug und die Pistole am Gürtel und verzogen angewidert das Gesicht. Der Vorlesungssaal war groß. Karen stand noch am Katheder. Dwight sprang geräuschvoll auf die Bühne. Karen schaute auf und lächelte.
Sie küssten sich auf dem Podium. Einige Studenten bemerkten es und machten bäh? Karen hielt ein Dia ins Licht. Dwight schaute es an. Mr. Hoover, um 1952.
»Sag nicht, dass du wieder schwarze Liste unterrichtest.«
»Sag nicht, dass du sie für gerechtfertigt hältst.«
»Sag nicht, dass ich einigen deiner rotbesockten Freunde nicht wieder zu ihren Jobs verholfen hätte.«
»Sag nicht, dass du dafür nichts bekommen hast.«
Dwight lächelte. »Ist Wie-heißt-er-doch in der Stadt?«
»Ja.«
»Wann geht er?«
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