Blut Und Knochen: Thriller
die Tür ab und verschwand in der Nacht.
20
Logan stand in der Dunkelheit, die dem ersten Morgendämmern vorausging, und bemühte sich, nicht in irgendetwas Rotes zu treten. Was leichter gesagt als getan war - wer hätte gedacht, dass ein einziger alter Mann so ergiebig wäre? Der Aufschlagbereich lag in einem betonierten Streifen zwischen den zwei Hochhäusern. ExDSI Brooks erstreckte sich mindestens drei bis vier Meter weit in alle Richtungen: Fahrbahn, Gehweg, Wände ... Die Autos waren am schlimmsten: Schrumpelige rote Bläschen bedeckten den Lack und glitzerten im Scheinwerferlicht der Spurensicherung wie vertrocknete Marienkäfer. Nicht gerade die idealen Begleitumstände für einen Montagmorgen-Kater. Eine Frau vom Team der Gesundheitsbehörde kam auf ihn zugeschlendert. Sie hatte den Reißverschluss ihres weißen Papier-Overalls bis zur Hüfte aufgezogen und schlürfte Tee aus einem Styroporbecher. »Werden Sie noch sehr lange brauchen?« »Glaub ich nicht.« Logan sah, wie DI Steel auf der anderen Seite des blau-weißen Polizei-Absperrbandes herumschlurfte, das Handy ans Ohr gepresst. »Kriegen Sie das alles hier weg, was meinen Sie?« Die Frau zuckte mit den Achseln. »Sie sollten mal sehen, mit was für Schweinereien wir es manchmal zu tun haben.« Sie zog eine riesige Spraydose aus der Tasche: »Trichlorethen - das frisst sich durch so gut wie jedes Material. Ich bin nur froh, dass mir keins von den Autos da gehört - weiß der Himmel, was das Zeug mit dem Lack anrichtet.« »He, Lazarus!« Es war Steel, die ihn über Garry Brooks' ganz persönlichen Ground Zero hinweg rief. »Sie sollen loslegen.« »Sie haben die Dame gehört.« Logan machte einen Bogen um den abgesperrten Bereich, während das Team von der Gesundheitsbehörde die Kapuzen überzog, die Gesichtsmasken anlegte und mit dem Trichlorethen zu Werke ging.
Steel zündete sich eine Zigarette an und sah ihnen beim Sprayen zu. Das streng riechende Lösungsmittel stieg in einem feinen Dunst auf, der von der Morgenbrise erfasst wurde und im Schein der Nachtbeleuchtung des Gebäudes glitzerte. »Wär' kein Job für mich
... « »Wie hat Insch es aufgenommen?«
»Was glauben Sie denn?« Sie nahm einen langen Zug. »Der Typ, zu dem Sie fünfundzwanzig Jahre lang aufgeblickt haben, macht 'nen Bauchklatscher vom Dach eines achtzehnstöckigen Hochhauses. Da feiern Sie nicht gerade 'ne Party mit Luftballons und Torte, oder?« Am Rand des Parkplatzes hatte sich eine kleine Schar von Gaffern versammelt, und auch aus den Fenstern des Hochhauses sahen ein paar Neugierige zu, wie das Team von der Gesundheitsbehörde alles mit hochwirksamem Lösungsmittel einsprühte. »Er will selber kommen.«
Logan hatte nichts anderes erwartet. Suspendierung hin oder her, Insch würde sich nicht darauf verlassen, dass sie keinen Mist bauten. »War das Wiseman?«
»Wahrscheinlich.« Steel ließ den Blick von dem blutbespritzten Parkplatz bis hinauf zum Dach des Hochhauses wandern. »Entweder das, oder Brooks wollte sich mal im Freestyle-Bungeespringen versuchen.« Sie sog eine Lunge voll Rauch ein. »Vielleicht war er von Schuldgefühlen zerfressen, weil er die FleischerErmittlung in den Sand gesetzt hatte? Wenn er von Anfang an sauber gearbeitet hätte, dann hätten sie das Schwein nie auf freien Fuß gesetzt.«
Sie zog noch ein letztes Mal an ihrer Zigarette und schnippte dann die Kippe in eine Lache trocknenden Bluts. »Was macht Ihre Höhenangst? «
Vom Dach aus gesehen, achtzehn Stockwerke über dem Boden, war der Parkplatz doch sehr, sehr weit unten. Die Gesundheitsbehörde war mit Sprühen fertig und versuchte jetzt, die restliche Lösungsmittelbrühe mit einem Schlauch in den nächsten Gully zu spülen.
Steel trat zögerlich an Logans Seite und lugte über die Mauer. »0 Mann - was glauben Sie, wie tief das ist?«
»So vierzig, fünfzig Meter?«
»Hmm ... « Sie räusperte sich, spuckte und sah dem kleiner werdenden Schleimbatzen nach. »Genug Zeit für einen langen, lauten Schrei. Man sollte doch meinen, dass jemand etwas davon mitgekriegt hätte.«
»Die Böller. Das große Feuerwerk der Stadt unten am-« »Sieht aus, als wäre Brooks nicht der Einzige gewesen, der gestern einen schlechten Tag hatte.« Sie drehte sich um und starrte in Logans ramponiertes Gesicht. »Zwei Mal in zwei Tagen?«
Logan hob eine Hand an die Wange. Sie war immer noch geschwollen, selbst nach einem Abend mit kalten Kompressen und Malt Whisky. »Es ist nichts weiter.«
»Man
Weitere Kostenlose Bücher