Blut und Kupfer
und befahl dem Knecht: »Hol einen Karren zu den Birken und ruf gleich Veit dazu! Schnell, beeil dich!«
»Euer Hund? Was ist geschehen?«, fragte Ruben und folgte ihr.
Stoßweise erzählte die atemlose Marie, wie es zu dem Unglück gekommen war, ließ sich jedoch nicht zum Anhalten bewegen, bevor sie nicht bei ihrem verletzten Hund war. Als sie die Birken erreichten, hörten sie auch schon den nahenden Karren, und Marie wurde etwas ruhiger. »Hier drinnen«, sagte sie unnötigerweise und führte Ruben zu dem kaum noch atmenden Hund.
Der notdürftige Verband war blutdurchtränkt, die Zunge hing Aras seitlich zwischen den Zähnen heraus. Marie befürchtete das Schlimmste und machte sich heftige Vorwürfe. Sie kniete sich neben ihren geliebten Hund auf den Boden, legte seinen Kopf auf ihren Schoß und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Ruben ging durch den Birkenhain und suchte nach Spuren des Angreifers.
»Frau von Langenau?«, hörte sie kurz darauf Veit rufen und dirigierte die Männer zu sich.
Der knorrige kleine Mann stapfte durch den Morast und ging, ohne zu zögern, neben dem Hund auf die Knie. Rasch tastete er Aras nach weiteren Verletzungen ab und untersuchte die Wunde. Kopfschüttelnd erhob er sich. »Der Stich ging tief und hat Herz oder Lunge verletzt. Selbst wenn ich die Wunde nähe, wird er innerlich verbluten.«
Schluchzend drückte Marie ihren Kopf in Aras’ Fell und wiegte ihn sacht. Als ein Zittern durch den Hundekörper ging, die Augen starr blickten und Marie fühlte, wie der Kopf schwer in ihren Schoß sank, konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten und weinte um ihren treuesten Freund.
Ergriffen und etwas hilflos standen die Männer bei ihr und schauten erleichtert auf, als Ruben von seinem Rundgang wiederkehrte. Auf seinen fragenden Blick nickte Veit, und Ruben legte Marie den Arm um die Schultern. »Ihr seid schon ganz nass und werdet Euch den Tod holen, wenn Ihr Euch nicht umkleidet. Dann wäre das Opfer Eures Hundes vergebens.«
Widerwillig hob sie den Kopf und gab Aras frei. Ruben half ihr aufzustehen, und Veit und der Knecht brachten den toten Wolfshund zum mitgeführten Karren. Voller Wut und Trauer starrte Marie auf den blutigen Fleck im Gras und konnte noch immer nicht glauben, was eben geschehen war.
»Veit!«, rief sie und stapfte durch den Morast hinter dem Karren her, den die beiden Männer langsam in Bewegung setzten. »Ich bitte euch beide, dem Herrn Albrecht nichts über diesen Vorfall zu sagen.«
Das lange Gesicht des Knechts zeigte ängstlichen Unmut. »Aber wenn wir gefragt werden? Ich will nicht an den Pranger!«
Veit raunzte den jüngeren Mann an: »Der Hund ist in eine Falle geraten und verendet. Merk dir das, und wenn das in deinen Erbsenschädel nicht hineingeht, halt dein dummes Maul. Ich finde ein schattiges Plätzchen für ihn, Herrin.«
Mit einem Ruck zog Veit den Karren an, und Marie konnte sich nicht von dem Anblick des leblosen grauen Hundekörpers mit dem blutverschmierten Hals lösen. Ihre Augen brannten, und sie presste sich eine Hand gegen den Mund, um nicht erneut laut aufzuschluchzen. Eine Berührung an ihrer Schulter schreckte sie auf.
Ruben hielt seinen Dolch weit ausgestreckt von sich, an der Klinge hing ein merkwürdiges Beutelchen. »Hier sind Kräfte am Werk, die vor nichts zurückschrecken, und ich weiß nicht, wer oder was dahintersteckt.«
»Was?«
»Schwarze Mächte?«
Marie fuhr sich mit dem Ärmel über die Nase. »Macht Euch nicht lustig über mich. Ihr glaubt doch nicht an Zauberei?«
»Nein, aber jemand will Euch Angst machen. Schaut, was ich an der Weide am Bach gefunden habe.« Der Böhme bewegte den Dolch, und was auch immer da in einem Lederbeutel hing, es stank fürchterlich und gemahnte Marie an die Ekel erregende Substanz, die man schon einmal nach ihr geworfen hatte.
»Widerwärtig! Fort damit!«, würgte sie hervor.
Er zögerte, schleuderte den Beutel dann aber weit fort. Anschließend wischte er den Dolch im Gras sauber und steckte ihn wieder in seinen Gürtel. »Wer könnte Euch Böses wollen?«
»Wo soll ich anfangen?«, meinte sie bitter und raffte ihre schmutzigen Röcke, um den Rückweg anzutreten.
»Auf mich macht Ihr nicht den Eindruck wie jemand, der sich Feinde macht«, sagte Ruben ruhig.
»Nein. Da habt Ihr sogar recht. Mein Leben ist derzeit nicht eben leicht, und ich bemühe mich, den Erwartungen meiner Familie zu entsprechen.« Sie räusperte sich und wandte den Kopf. »Ich scheine darin kläglich
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