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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Frühstück für ihn richten. Das wird seine Laune heben.«
    Vroni lief voraus, und bald waren sie inmitten jenes Durcheinanders, das der unvermutete herzogliche Besuch auf Kraiberg ausgelöst hatte. Ursel rannte mit einem Kleid in Eugenias Schlafgemach, die Mädchen kreischten und rissen sich gegenseitig die Schleifen aus den Haaren. Albrecht brüllte Befehle, und auf der Treppe trafen sie den verschlafenen Doktor Kranz.
    Die Halle füllte sich mit herzoglichen Jägern und Dienern, und Marie beeilte sich, Ruben unbehelligt mit in die Küche zu nehmen. Da Martha sich bereits in heller Aufregung um eine Mahlzeit für den hochwohlgeborenen Gast kümmerte, musste sich Marie mit Vronis Hilfe des Frühstücks für ihren Onkel annehmen.
    Als es Vroni endlich gelungen war, ein kleines Tablett mit heißer Milch, einer Schüssel Grütze, Brot und Käse zu bestücken, beorderte Albrecht Marie in die Bibliothek. Er wirkte nervös und rückte immer wieder seinen Gürtel mit dem Degen zurecht.
    »Marie, ich bitte Euch inständig: Falls Doktor Kranz in der Gegenwart des Herzogs um Eure Hand anhält, macht mir keine Schande! Es hängt sehr viel von dieser Verbindung für mich ab!«
    »Wie hätte es anders sein können. Mein Wohlergehen ist Euch vollkommen gleichgültig!«, fauchte Marie.
    »Nicht jetzt! Benehmt Euch ein Mal, wie es Eurem Stand angemessen ist!«, schrie Albrecht. »Ich kann Euch zwingen!« Doch als er Maries Tränen sah, streckte er die Hand nach ihr aus. »Nein, das würde ich nicht, aber versteht mich doch, bitte …«
    Verärgert raffte Marie ihre Röcke und lief davon. »Vroni, rasch! Bringen wir das Tablett nach oben! Wo ist der Herr aus Prag?«
    »Er wollte gleich aus dem Stall zurück sein.« Geschickt balancierte Vroni das Tablett zwischen den Dienern und Gästen hindurch, die sich zwanglos durch das gesamte Haus bewegten, als gehörte es ihnen.
    »Solange diese Leute nichts mitgehen lassen …«, meinte Marie, denn sie hatte einschlägige Erfahrungen mit hochwohlgeborenen Besuchern auf Gut Langenau gemacht. Es waren meist diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartete, die ihre Gastgeber hemmungslos bestahlen.
    »Na ja, viel ist eh nicht mehr da.« Vroni stieg die Treppen hinauf.
    Marie entdeckte Ruben unter den Menschen in der Halle und winkte ihn herbei.
    Mittlerweile war über eine Stunde vergangen, und Maries Herz klopfte nervös, als sie kurz darauf einen unbekannten Mann in herzoglicher Jagdkleidung vor der Tür ihres Onkels stehen sah.
    »Was wollt Ihr hier?«, rief Marie.
    »Seine Durchlaucht wünschen den Herrn von Kraiberg später zu sprechen«, konstatierte der Mann, ein junger Bursche von etwa zwanzig Jahren.
    »Wir bringen meinem Oheim sein Frühstück. Daran wird auch der Herzog nichts ändern.« Wütend schubste Marie den Jäger zur Seite und öffnete die Tür, die nicht verschlossen war. Dann drehte sie sich um und nahm Vroni das Tablett ab. »Danke, Vroni. Geh Ursel helfen, sie braucht dich gewiss.«
    Vroni knickste, warf dem herzoglichen Jäger ein Lächeln zu und eilte davon.
    »Marie! Seid Ihr das?«, rief ihr Onkel von oben mit dünner Stimme.
    Gefolgt von Aras und Ruben, der das Tablett nahm, lief sie die Treppe hinauf und fand ihren Onkel halb angekleidet im Stuhl seines Kuriositätenkabinetts. »Um Himmels willen, was tut Ihr denn noch hier?«
    Remigius hustete und rang nach Luft. »Es geht gleich …«
    Marie lief nach oben, um ein Wams für ihren Onkel zu holen, der nur mit Hemd, Hose und seinem bunten Mantel bekleidet war. Als sie wieder nach unten kam, trank Remigius von der warmen Milch, und Ruben reichte ihm ein Stück Brot, das der Alte in die Milch tauchte und langsam aß.
    »Oheim, der Herzog will mit Euch sprechen. Könnt Ihr uns nicht vorher einmal die Tafel zeigen?« Marie legte ihrem Onkel das Wams um die Schultern.
    Müde nickte Remigius. »Aber macht schnell, ich will nicht, dass der gierige Wittelsbacher meine Tafel sieht!«
    Remigius sah zu, wie Marie und Ruben die Tafel auswickelten und auf einen Stuhl stellten. Stolz sagte er: »Welch ein Kunstwerk! Könnt Ihr etwas damit anfangen? Hat Bernardus Euch etwas darüber gesagt?«
    Gebannt starrte Ruben auf die farbenprächtigen Edelsteine, die in Pietra-Dura-Manier den äußeren Rand der Tafel schmückten. »Nein«, sagte er schließlich traurig. »Die Kupferstiche lagen auf dem Tisch, und Bernardus betrachtete sie, war vollkommen fasziniert! So aufgeregt hatte ich ihn lange nicht gesehen.«
    »Ha!«, machte

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