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Blut und rote Seide

Blut und rote Seide

Titel: Blut und rote Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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war nicht zu verachten, wenn man eine »Kleine Sekretärin« an seiner Seite hatte, die einem jeden Wunsch von den Augen ablas.
    Nachdem sie gegessen hatten, bat sie den Kellner um die Rechnung, während Chen den Geldbeutel zückte.
    »Meine Einladung«, sagte er. »Damit müssen wir die öffentliche Hand nicht belasten.«
    »Aber was wir tun, ist doch im Dienst der Öffentlichkeit.«
    Der freundliche Kellner stellte zwei Quittungen aus, eine über fünfzig, eine weitere über hundert Yuan.
    »Die Steuereinnahmen der Stadt sind im vergangenen Monat um zweihundert Prozent gestiegen, nur wegen dieser neuen Quittungen mit den Lotterienummern«, erklärte sie und nibbelte mit einer Münze auf einer Quittung herum. »Da, sehen Sie, Sie haben mir Glück gebracht.«
    »Wie das?«
    »Ich habe zehn Yuan gewonnen. Jede Quittung hat eine Nummer.«
    »Eine geniale Idee.«
    »Kapitalismus in China funktioniert wie überall auf der Welt. Allein das Geld zählt. Kein Mensch hat früher in Restaurants Quittungen verlangt, außer es handelte sich um sogenannte ›sozialistische Unkosten‹, daher haben viele Restaurants dem Finanzamt Verluste gemeldet. Seit es die Lotterie gibt, verlangt jeder eine Quittung. Eine Familie soll angeblich schon zwanzigtausend Yuan gewonnen haben.«
    Auch Chen nibbelte seine Quittung, hatte aber kein Glück. Dafür streifte ihr Haar sein Gesicht, als sie sich über die Nummer beugten.
    Dann gingen sie zu den Boutiquen mit chinesischer Kleidung, die im hinteren Teil des Marktes lagen. Das eindrucksvolle Sortiment an qipaos in den Schaufenstern lockte vor allem Touristen an. Weiße Wolke hakte sich bei ihm unter und zog ihn in einen der Läden.
    »Das fragliche Kleid ist eher altmodisch, nicht wie diese Modelle hier«, erklärte er, während sie die Kleiderständer durchging. »Das muß ein Perverser sein, der sein Opfer durch ein solches Kleid demütigen will«, meinte Weiße Wolke.
    »Sie meinen den Mörder? Das müssen Sie mir näher erklären.«
    »Er macht sie damit zum Objekt seiner sexuellen Phantasie. Ein anmutiger qipao , elegant und zugleich erotisch, und dann die eingerissenen Seitenschlitze und losen Knöpfe. Ich habe Bilder davon in der Zeitung gesehen.«
    »Sie reden wie eine Polizistin«, sagte er. Derzeit schien jeder in Shanghai ein selbsternannter Kriminalist zu sein. Aber sie hatte nicht unrecht. »Sie kennen sich aus mit Mode.«
    »Ich besitze selbst zwei oder drei qipaos . Manchmal, wenn die Zeit knapp ist, muß ich mir das Kleid in aller Eile überziehen, aber die Schlitze sind dabei noch nie ausgerissen.«
    »Vielleicht hat er ihn ihr angezogen, als sie schon tot und ihr Körper starr und widerspenstig war.«
    »Selbst bei einem solchen Szenario würden die Schlitze kaum beschädigt. Egal, wie man ein solches Kleid anzieht, die Schlitze reißen dabei nicht aus«, sagte sie und wandte sich ihm zu. »Möchten Sie es ausprobieren – an mir?«
    »Ein Experiment?«
    »Ja, ganz einfach«, sagte sie, nahm einen scharlachroten qipao vom Bügel und schob Chen in eine der Umkleidekabinen. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, reichte sie ihm das Kleid. »Und jetzt ziehen Sie es mir an, so brutal wie möglich.«
    Sie schleuderte ihre Schuhe von sich und schälte sich aus ihrem Kleid. Innerhalb von Sekunden stand sie, nur mit Spitzen-BH und weißem Höschen bekleidet, vor ihm.
    Was ich hier tue, ist im Dienste der Ermittlungen, beteuerte er sich. Dann holte er tief Luft und machte sich ungeschickt daran, ihr den qipao überzuziehen.
    Sie hielt sich still unter seinen groben Händen und unterstützte ihn nicht – ganz das leblose Opfer. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung; kaum ein Muskel zuckte, es blieb völlig reglos, nur ihre Brustwarzen verhärteten sich. Sie errötete, während er das Kleid über ihren Körper herunterzog.
    Wie brutal und rücksichtslos er auch an dem Stoff zerrte, die Seitenschlitze blieben heil.
    Dann sah er, wie ihre Lippen zitterten und sie blaß wurde. Die Umkleidekabine war nicht geheizt. Es war kein Vergnügen, hier die halbnackte Leiche zu spielen.
    Doch der Beweis war erbracht. Die Schlitze mußten absichtlich eingerissen worden sein. Eine für den Fall entscheidende Erkenntnis.
    Er bestand darauf, für den qipao zu bezahlen. »Lassen Sie ihn gleich an, Weiße Wolke. Es steht Ihnen hervorragend.«
    »Aber das ist nicht nötig. Hier geht es um Ihre Arbeit«, sagte sie und zog eine Kamera hervor. »Machen Sie ein Foto von mir.«
    Er fotografierte sie vor dem

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