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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber
Autoren: Sabine Ebert
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dem Feldscher bestimmt eine Hilfe. Du solltest froh sein über meinen Einfall!«
    Markus schnaubte. »Und wenn sie vor lauter Furcht schreit oder losrennt und die Leute noch mehr durcheinanderbringt? Sie traut sich doch so schon kaum, ein Wort zu sagen. Da soll sie Verletzte bergen und die schrecklichsten Wunden behandeln, während wir vielleicht beschossen werden? Sie wird uns nur im Weg sein und zusätzlich Schwierigkeiten machen. Das ist kein Ort für jemanden wie sie. Außerdem bringst du sie in Gefahr. Hast du das schon bedacht, kleiner Bruder? Willst du schuld sein, wenn sie morgen tot ist?«
    Jan wollte widersprechen, doch nach diesen Worten blieb ihm die Entgegnung im Hals stecken. Mit einem Mal fand er seine Idee doch nicht mehr so gut. Er hatte Änne helfen wollen. Aber nun war es nicht mehr zu ändern. Der Burgkommandant hatte entschieden.
    »Sie ist tüchtig, glaube mir, auch wenn sie nicht viel redet«, murmelte er beklommen. »Vielleicht zeigt sie erst so richtig, was sie taugt, wenn sie außer Reichweite ihres verkommenen Vormundes ist.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, knurrte Markus wenig überzeugt.

Das Ultimatum des Königs
    V on der zinnenbewehrten halbkreisförmigen Mauer aus Stein, die das Peterstor umgab, blickte Ulrich auf das von Westen anrückende Heer. Neben ihm standen Niklas von Haubitz, der es abgelehnt hatte, sich wie seine Männer in der Halle zum Schlafen zu legen, und Bürgermeister Nikol Weighart, hinter ihnen Markus sowie Jan und Herrmann von der Torwache.
    Auf dem ganzen südwestlichen Abschnitt der Mauer hatten sich Bewaffnete versammelt und starrten mit finsteren Mienen den anrückenden Feinden entgegen.
    Zunächst war es nur ein schmaler Streifen, der sich am Horizont dunkel abzeichnete, doch bald konnten die Beobachter Einzelheiten ausmachen; zuerst die Reiterei mit dem königlichen Banner voran, dem schwarzen Adler auf goldenem Grund. Ihr folgten eine schier endlose Menge an Fußvolk und schwerbeladene Wagen, von denen wohl etliche die in Teile zerlegten Belagerungsmaschinen beförderten.
    Der Schnee schluckte jedes Geräusch, so dass es schien, als nähere sich lautlos eine Armee von Geistern. Und es mussten wirklich zehntausend sein, wenn nicht mehr.
    Erst als die Spitze des Heeres unmittelbar vor dem Torbogen stand, hörten sie das Schnauben der Pferde, das Klirren von Metall und eine herrische Stimme, die befahl: »Öffnet das Tor und übergebt die Schlüssel zur Stadt! Der König begehrt Einlass.«
    »Wenn der König als Gast kommt, so ist er uns willkommen. Doch ohne sein Heer!«, rief Ulrich hinunter. »Und die Schlüssel zur Stadt gehören nicht uns, sondern dem Markgrafen von Meißen. Ohne sein Einverständnis dürfen wir sie niemandem übergeben.«
    Der Rufer, nach Kleidung und Banner der Marschall des Königs, reckte demonstrativ die Faust nach oben. »Es gibt keinen Markgrafen von Meißen. Titel und Lehen sind erloschen. Freiberg gehört dem König. Wenn ihr nicht auch verfemt sein wollt wie der Gesetzlose Friedrich, öffnet das Tor!«
    Ulrich sah kurz hinüber zu Nikol Weighart, der bleich, aber entschlossen neben ihm stand.
    Dann rief er hinunter: »Mir ist nichts davon bekannt, dass das Fürstengericht die Acht über Friedrich ausgesprochen hat.«
    »Wie solltet Ihr auch davon wissen, Maltitz, wo Ihr doch eigentlich in Altenburg hättet sterben sollen«, höhnte der Marschall, ein hochgewachsener Mann in farbenprächtigem Wappenrock.
    Nun teilte sich die Schar der Berittenen vor dem Tor, um den König höchstpersönlich in Begleitung eines Dutzends kostbar gekleideter Ritter vorzulassen.
    Die glanzvolle Erscheinung des Nassauers, sein edles Pferd und die prächtige Rüstung standen in krassem Widerspruch zu seinen unerbittlichen Worten. »Übergebt mir die Schlüssel zur Stadt, oder ich mache Freiberg dem Erdboden gleich. Ihr habt Bedenkzeit bis morgen früh.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, lenkte Adolf von Nassau seinen Hengst um. Mit dem Arm gab er der Streitmacht das Zeichen, ihm vom Süden der Stadt entlang der Mauer Richtung Nordosten zu folgen, vorbei am Judenviertel, um dann auf der Anhöhe vor dem Donatstor Stellung zu beziehen, von der man eine gute Übersicht über die Stadt und ihre Befestigungsanlagen hatte.
    »Ruft die Ratsherren zusammen«, sagte Ulrich zu Nikol Weighart. »Und die ehrenwerten Männer des Bergschöppenstuhls. Sie müssen von dem Ultimatum erfahren.«
    Er selbst beschloss, vom Turm des Donatstores aus zu beobachten, wie sich das
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