Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Nerven. Als ich aus der Wanne stieg, fühlte ich mich verdammt gut.
30
Ich wachte mit dem Gefühl auf, beobachtet zu werden. Öffnete die Augen.
Das Zimmer war schattig grau. Durch die Balkontür sah ich zinnfarbene Wolken über den Ozean ziehen. Der Wecker zeigte 8:40. »Das wird ein übler Schorf werden.« Ich drehte mich auf den Rücken. Katy stand neben meinem Bett.
Ich setzte mich auf, steckte mir ein Kissen hinter den Kopf und klopfte auf die Matratze.
Katy setzte sich neben mich. Ich sah, dass sie ein Blatt Papier in der Hand hielt.
»Du bist früh auf«, sagte ich.
»Kann sein, dass ich Mist gebaut habe.«
»Oh?«
»Du weißt doch, dass ich letzten Winter diesen Blog angefangen habe, nicht?«
»Ja.«
»Irgendwie wurde der mit ein paar Großen verlinkt, wie Buzzfeed und Blogblast, sogar mit dem der Hufflington Post. Ich kann gar nicht glauben, wie viele Zugriffe ich kriege und wie viele Leute Kommentare posten.«
»Das ist doch toll.«
Katy seufzte.
»Nicht?«
»In letzter Zeit habe ich für Coop gebloggt. Ich wollte über die Dummheit des Krieges reden, dass Leute weit weg von zu Hause sterben, in fremden Ländern, du weißt schon.«
»Okay.« Ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte.
»Es wurde total ansteckend. Aber die Antworten kamen quer aus dem Gemüsegarten, die Leute redeten über Kinder, die von betrunkenen Autofahrern getötet, aus fahrenden Autos heraus abgeknallt, von Polizisten erschossen werden.« Katy verzwirbelte beim Reden eine Haarsträhne. »Dann nahm die Diskussion vor zwei Tagen eine ganz neue Richtung. Es ging um Gangs.«
Katy strich sich mit der Haarsträhne über die Oberlippe. Wiederholte die Bewegung in der Gegenrichtung. Und dann das Ganze noch einmal.
»Weißt du, wie viele Gangs es allein in Los Angeles gibt?« In ihrem Ton spiegelten sich Schock und Bestürzung.
»Sag mir, dass du nicht über den Fall geschrieben hast, von dem wir gestern Abend sprachen.«
Nichts.
»Hast du es getan?«
»Du hast nicht gesagt, dass ich es nicht tun soll.« Rechtfertigend. »Und ich habe keine Namen genannt. Konnte ich nicht. Ich kannte ja keine.«
»Ach, Katy.«
»Sie waren jung, jemand hat sie umgebracht. Das ist traurig, Mom. Auch wenn sie Drogendealer waren.«
»Hast du mich erwähnt?«
»Nein.« Schnell. »Aber ich habe geschrieben, dass die Morde hier passiert sind.«
»Hast du den Namen der Gang genannt?«
Katy nickte.
»Scheiße.«
»Heute Morgen fand ich das hier auf meiner Site.« Sie gab mir das Blatt, den Ausdruck des Eintrags.
DU SAGST VERÜKTER DOC-LADY, SIE FIKT MÄCHTIGE GANG MÄCHTIGE GANG FIKT SIE. UND ALLE FEINDE. WER MÄCHTIGE GANG SOS. SONS OF SAMOA CRIP FIKT IS TOT!!!
Mein Herz machte ein paar Schläge außer der Reihe. Katy zuliebe zwang ich mich, zu lächeln und ruhig zu bleiben.
»Doc-Lady. Könntest das du sein?«, fragte Katy.
Ich legte ihr den Arm um die Schultern. »Das Internet ist voller Verrückter.«
Von denen einige morden, dachte ich.
»Könnte es eine Drohung sein?«
»Eher Gefasel.«
»Woher wissen die das nur? Über dich, meine ich.«
»Entspann dich.« Ich beschloss, die Sache für den Augenblick herunterzuspielen. Der Eintrag stammte von einem obskuren und fast analphabetischen Absender. Wie wahrscheinlich war es, dass er mit der gestrigen Kollision zu tun hatte?
»Ich fühle mich schrecklich. Ich hätte nie gedacht -«
»Hey.«
Wir schauten beide hoch. Lily stand in der Tür, sie trug ein Bikinioberteil und Shorts. Außerordentlich kurze.
»So.« Ich klopfte Katy aufs Knie. »Du hast eine Surfstunde. »Und was haben die Damen für heute sonst noch geplant?«
»Prinzesschen ist mit einem Tag am Strand einverstanden. Geht das Risiko ein, sich ihren dürren schwarzen Hintern zu verbrennen.«
»Wenigstens wird meiner nicht so fleckig rot.«
Katy zeigte ihr den hochgereckten Daumen. Lily erwiderte die Geste. Beide grinsten.
Wow.
»Wo ist dein Dad?«, fragte ich Lily. »In der Küche.«
»Macht Frühstück?« Sie nickte.
»Dann lasst uns was essen.«
Wir aßen eben die letzten Reste von Ryans Kokosnuss-Mango-Pfannkuchen, als das Festnetz klingelte.
»Ich geh hin.« Lily sprang von ihrem Stuhl auf.
»Was ist denn in Lily gefahren?«, fragte ich.
»Was? Sie ist zu der Einsicht gekommen, dass es ihr hier gefällt«, antwortete Katy.
Ich schaute Ryan an. Sein Blick war auf seine Tochter gerichtet. Ich sah Liebe darin. Und noch etwas. Hoffnung? Argwohn? Angst?
»Ist irgendein LaManche.« Lily drückte
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