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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Lebens so sehr gefürchtet hatte, dass sie bereit gewesen war, alles zu schlucken, was ihr Mann ihr an Demütigungen zumutete. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt.
    Selbst wenn jetzt die Tür offen stünde . ..
    Sie wollte gerade nach einer Rechnung greifen, als ein über viele Jahre perfektionierter Instinkt sie aufschauen ließ. Und tatsächlich: Als hätte ihn der abrupte Stimmungswechsel seiner Frau auf den Plan gerufen, trat in diesem Augenblick Ryan Marquette durch die Drehtür des Hotels. Er hatte einen Ordner mit Dokumenten in der Hand und trug die samtweiche Wildlederjacke, die er sich vor ein paar Wochen geleistet hatte, lässig um die Schultern gelegt. Als er ihr zuwinkte, winkte sie ebenso freundlich zurück, obwohl sie ihm am liebsten an die Gurgel gegangen wäre.
    Neben ihr hatte Cora ihr typisches »Dir-ist-ja-nicht-zu-helfen-Gesicht« aufgesetzt, bevor sie sich mit einer knappen Entschuldigung zurückzog, ohne den Manager des Beau Rivage auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer warum, aber sie kann mich nicht ausstehen«, befand Ryan mit einem Lächeln, das – so viel immerhin konnte Ginny nach all diesen Jahren beurteilen – nur vordergründig amüsiert war. »Ich könnte mich auf den Kopf stellen und mit den Füßen Hurra schreien und würde von dieser Frau trotzdem nichts als Verachtung ernten.«
    »Ich glaube eher, dass du da von dir auf sie schließt«, konterte Ginny. »Immerhin wirst du kaum leugnen wollen, dass du Cora noch nie gemocht hast.«
    Ryan zog die Stirn in Falten. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich sie nicht leiden kann?«
    Das merke ich an der übertriebenen Freundlichkeit, die du ihr immer entgegenbringst, gab Ginny ihm in Gedanken zur Antwort. Laut sagte sie: »Sie ist nicht dein Typ.«
    Ihr Mann sah sie an, als erwarte er, dass sie ihm eine Falle stellte. Dann lachte er. Aber es klang gezwungen. »Cora ist sechzig-irgendwas und würde es sich vermutlich schon allein aus diesem Grund verbitten, irgendjemandes Typ zu sein.«
    »Das meine ich nicht.«
    »Sondern?«
    Zu Ginnys Verwunderung schien er wirklich an ihrer Antwort interessiert zu sein. Trotzdem sagte sie: »Vergiss es«, weil sie keine Lust hatte, mit ihm zu diskutieren.
    Er wollte etwas einwenden, doch sie blickte demonstrativ an ihm vorbei zum Eingang. Von dort kam ein schlanker, groß gewachsener Mann auf sie zu. Er zog einen schwarzen Hartschalenkoffer hinter sich her, und das Erste, was Ginny an ihm auffiel, waren seine außergewöhnlich schönen hellblauen Augen. Sie lächelte ihm zu und warfdabei einen raschen Blick auf die Zimmerliste, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag. »Monsieur de Winter?«
    Der Fremde bejahte. »Ich habe heute früh angerufen, und eine Ihrer Mitarbeiterinnen sagte mir, dass Sie aufgrund einer Stornierung kurzfristig noch ein Einzelzimmer frei hätten.«
    »Genau so ist es hier vermerkt«, nickte Ginny, indem sie ihm den Block mit den Anmeldeformularen über den Tresen schob.
    Aus den Augenwinkeln registrierte sie, dass Ryan den Neuankömmling einer sorgsamen Musterung unterzog, während er vorgab, irgendwelche Zahlen in eine Liste einzutragen.
    Seltsamerweise hatte er – seiner eigenen Fehltritte zum Trotz – schon immer mit überwachen Sensoren darauf reagiert, wenn ein Mann auf der Bildfläche erschien, der Ginnys Aufmerksamkeit erregte. Und auch jetzt konnte er seinen Argwohn nur mit Mühe verbergen.
    »Wolltest du noch irgendwas?«, erkundigte sich Ginny kühl, als er wieder einmal kurz zu ihr herübersah. »Ansonsten müsstest du dir bitte noch einmal den Kostenvoranschlag für die Bäder im ersten Stock ansehen. Er liegt oben im Büro auf deinem Schreibtisch.«
    Ryan bedachte sie mit einem Blick, den sie nicht deuten konnte. Dann sagte er: »In Ordnung«, und Ginny dachte, dass zumindest dieses eine Mal er derjenige gewesen war, der gelogen hatte. Zwischen ihnen beiden war definitiv gar nichts in Ordnung. Und einmal mehr fragte sie sich, seit wann sie sich dessen bewusst war.
    »Verzeihen Sie ...« Leon de Winter, der in der Zwischenzeit den Anmeldebogen ausgefüllt hatte, hielt fragendseinen Reisepass in die Höhe. »Benötigen Sie den hier noch?«
    Ginny registrierte beiläufig, dass sein Akzent nicht französisch klang, wie sie aufgrund des Nachnamens angenommen hatte, und sie versuchte, einen Blick auf den Wohnort zu erhaschen, den der Fremde auf dem Anmeldebogen vermerkt hatte. Was sie dort las, nahm ihr für ein paar flüchtige Sekunden den

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