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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Lyga
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sah sich rasch um, als er aus dem Wagen stieg. Es war dreist, die Leiche hier zu deponieren. Die Public School 29 befand sich an der Ecke Henry und Baltic Street. Keine allzu belebte Kreuzung, soweit Jazz feststellen konnte, aber selbst auf einer wenig befahrenen Kreuzung in New York herrschte mehr Verkehr als auf der geschäftigsten in Lobo’s Nod. Genau gegenüber war ein Chinarestaurant. Zwei Köche in Schürzen standen im Eingang und beobachteten mit offenem Mund den Wahnsinn auf der anderen Straßenseite.
    Bei den übrigen Gebäuden in Sichtweite schien es sich um Wohngebäude zu handeln. Kleine, gedrungene Mietshäuser und ein paar Stadthäuser.
    » Er wird eindeutig überheblich « , murmelte Jazz, als er mit Morales unter der Absperrung hindurchtauchte. » Die Leiche so in aller Öffentlichkeit abzulegen. «
    » Ja. « Morales hatte die Gegend ebenfalls in Augenschein genommen. » Er konnte zwar einigermaßen sicher sein, dass tagsüber niemand zu Hause ist, und die Schule beginnt erst wieder nächste Woche, aber er musste trotzdem davon ausgehen, dass irgendwer sich hier herumtreiben würde. «
    » Wo ist die Zeugin? «
    Morales deutete zur Tür. Ein uniformierter Beamter stand unweit der Eingangstür der Schule und hielt einer Frau im Wintermantel einen Becher hin, der Kaffee, Wasser oder sogar Whiskey enthalten mochte. Die Frau schien unter Schock zu stehen. » Dr. Meredith Sinclair, stellvertretende Schulleiterin. Neunundzwanzig. Sie wird fürs Erste nicht hilfreich sein. Warten wir, bis die Beamten sie beruhigt haben, dann versuchen wir es mal mit ihr. «
    Es gefiel Jazz, wie sie » wir « sagte.
    Die Leiche lag fast wie ein Schnee-Engel unmittelbar innerhalb eines Zauns, der das Schulgelände vom Gehsteig der Baltic Street trennte. Nichts Neues. Jazz schaltete sofort auf nüchterne Beurteilung.
    Weiblich, weiß, fünfundzwanzig bis dreißig. Blond. Nackt. Aufgeschlitzt vom Brustbein bis zur Hüfte, die klaffende Wunde ließ die glitschig glänzenden Schlingen ihrer Eingeweide sehen. Keine Augenlider, keine Augen.
    » Er hat die Eingeweide diesmal drinnen gelassen « , murmelte Morales und kauerte sich nieder, um einen besseren Blick zu haben. Ein Kriminaltechniker, dem sie die Sicht versperrte, bewegte sich verärgert ein Stück zur Seite und machte ein weiteres Foto der Leiche. Ein Kollege von ihm nahm ein Video auf.
    » Nein « , sagte Jazz. » Er hat sie zurückgelegt. «
    Morales zog die Stirn kraus und rief einen Mitarbeiter der Gerichtsmedizin zu sich. Der Mann stocherte in der Leiche umher und bestätigte, dass die Eingeweide in der Tat nicht mehr mit dem Körper verbunden waren. Sie waren entfernt und dann wieder in die Bauchhöhle gestopft worden.
    » Eine Weiterentwicklung seiner Signatur? « , dachte Morales laut nach.
    » Oder einfach nur ein Notbehelf « , sagte Jazz. » Vielleicht wollte er den Ort, wo er sie ermordet hatte, sauber hinterlassen, und wusste nicht, wohin sonst mit den Gedärmen, als er die Leiche transportierte. «
    » Dr. Sinclair kam etwa um zehn Uhr hierher, weil sie vor Ende der Weihnachtsferien noch Arbeit zu erledigen hatte, und ging um fünfzehn Uhr wieder. Irgendwann dazwischen wurde das Opfer hier abgelegt. Ein hübsches Fenster von fünf Stunden. « Morales schüttelte den Kopf. » Noch etwas, Wunderknabe? Du bist schließlich derjenige, der das ganze Zeug entdeckt hat, das wir an den anderen Tatorten übersehen haben. «
    » Nein. Hier gibt es sonst nichts zu sehen. Das ist nur der Ort, wo die Leiche deponiert wurde. Alle verfügbaren Hinweise für Sie befinden sich in oder an der Leiche. « Er drehte sich im Kreis und suchte die Gegend mit den Blicken ab. » Ich sehe keine Überwachungskameras, die in diese Richtung zeigen. Aber vielleicht befragen Sie die Anwohner in den umliegenden Straßen, ob jemand etwas gesehen hat. Er war mit einer Fracht wie dieser sicher nicht zu Fuß unterwegs. Sie suchen also nach einem Wagen, der an der Kreuzung hielt, nach einem Mann, der ausstieg … «
    » Warum dann die Bewohner der umliegenden Straßen befragen? «
    » Weil er irgendwoher gekommen sein muss. Wenn sich sein Wagenfabrikat identifizieren lässt, finden Sie vielleicht heraus, aus welcher Richtung er kam. Vielleicht hat eine andere Kamera irgendwo auf seinem Weg ein Bild von ihm oder von dem Nummernschild gemacht. «
    Morales stieß mit der Fußspitze in den Boden. » Ja, okay. « Er hörte ihr an, dass sie es für sinnlos hielt, und wahrscheinlich hatte sie recht.

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