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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Lyga
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die Anordnung der Gegenstände in der Kassette eine Rolle? Nein, das war Unsinn – der Inhalt musste sich zwangsläufig bewegen, wenn sie ausgegraben wurde. Man konnte sich auf keine bestimmte Ordnung mehr verlassen.
    Weniger als eine Minute noch.
    Sie starrte auf die Kassette, die sie jetzt nicht einmal mehr sah, weil sie nichts mehr suchte, weil es sinnlos war; die Sekunden verrannen, und sie würde es nie finden – und genau in dem Augenblick, in dem ihr Telefon läutete, sah sie es.
    Sie sah es.
    Oh, danke, lieber Gott. Gott sei Dank hatte sie den Deckel aufgelassen.
    Ein zweites Läuten. Sie holte tief Luft, damit sie ruhig klang, dann nahm sie das Gespräch an.
    » Glocke « , sagte sie, ehe der Anrufer etwas sagen konnte.
    Eine scheinbare Ewigkeit herrschte Schweigen, und Connie war sich sicher, dass sie es vermasselt hatte, dass das kleine Bild einer Glocke, das sie auf der Innenseite des Kassettendeckels gesehen hatte, nur eine Lichtspiegelung war, ein Schatten, den der Verschluss warf, oder …
    » Sehr gut, Connie … «
    Sie glaubte, Überraschung aus der bearbeiteten Stimme zu hören, aber das war schwer zu sagen.
    » Zeit, dass du nach New York zurückkehrst « , fuhr der Anrufer fort. » Wenn es geht, nimmst du einen Flug, der auf JFK landet. Der zweite Hinweis auf meine Identität findet sich dort, im Terminal vier, Ankunftsbereich, im ersten Stockwerk. Nimm Bargeld mit. «
    » Was … « Aber ihr Gegenüber war nicht mehr da, die Leitung war so tot wie Billy Dents Opfer.
    Nach kurzer Suche im Internet fand sie einen Platz in einer Maschine nach JFK , die am nächsten Tag nachmittags abflog. Einen Mittelplatz natürlich, mitten in der Mitte des Flugzeugs, um die schlechtest mögliche Erfahrung zu garantieren. Und die Last-Minute-Buchung würde sie ihre letzten Ersparnisse aus Babysitter- und Ferienjobs kosten, aber was blieb ihr anderes übrig?
    Nichts. Sie tat es für Jazz.
    Abgesehen davon, war das Geld für das Ticket noch ihr geringstes Problem. Connie blickte auf die geschlossene Tür ihres Zimmers und stellte sich ihre Eltern dahinter vor. O ja, das konnte richtig heiter werden …

38
    Der Polizeiakte zufolge, von der Jazz natürlich eine Kopie bekommen hatte – offizielles Task-Force-Mitglied zu sein war eine angenehme Abwechslung –, wohnte Belsamo in einer Gegend namens Fort Greene. Auf der Karte seines Smartphones schien es gar nicht weit von Carroll Gardens entfernt zu sein. Da er völlig ahnungslos war, was das U-Bahn-System betraf, beschloss Jazz, zu Fuß zu gehen, und verlor sich am Ende hoffnungslos in den Straßen von Brooklyn. Die Karten auf seinem Handy wurden nur sporadisch geladen, und er fand keinerlei Orientierung. Die meisten Leute eilten dick eingemummt gegen die Kälte dahin, und er konnte sich nicht überwinden, jemanden anzuhalten und nach dem Weg zu fragen. So wie sich die Leute hier bewegten, hätte er wahrscheinlich ohnehin jemanden mit einer Grätsche zu Fall bringen müssen.
    Schließlich gelangte er doch nach Fort Greene. Das Viertel selbst wirkte ganz nett, aber Belsamos Gebäude lag im hintersten Winkel einer dunklen, von Unrat übersäten Gasse. Jazz hielt flüchtig nach dem Ugly-J-Schriftzug Ausschau, entdeckte ihn jedoch nirgends.
    Der Wind frischte auf. Die Sonne ging unter. Jazz schlug den Kragen seiner Jacke hoch und zog sich die Baseballmütze über die Ränder seiner Ohren.
    An der Tür zu Belsamos Gebäude war ein überraschend starkes Schloss. Zehn Klingeln waren in zwei Reihen angeordnet. Belsamo hatte Wohnung 4A. Als Jazz läutete, geschah nichts.
    Gut. Er ist nicht da.
    Der nächste Teil – in das Gebäude gelangen – würde einfach sein. Billy hatte es Dutzende Male gemacht.
    Die meisten Leute sind faul, verstehst du. Und dumm. Und das Beste: Sie sehen sich gern als nette, hilfsbereite Menschen.
    Jazz begann, Türglocken zu drücken. Beim dritten Läuten meldete sich jemand.
    » UPS « , sagte Jazz in einem Ton, der gelangweilt und genervt zugleich war. » Ich habe was für 3C, aber da ist nie… «
    Er musste nicht einmal zu Ende sprechen. Irgendwer in 2B drückte einen Knopf, und die Haustür ging auf. Jazz schlüpfte in den Flur.
    Der Eingangsbereich war eng und grau. Eine gelbe Glühbirne beleuchtete mehr schlecht als recht einen kurzen Korridor, der zu zwei Türen und einer Treppe führte. Es roch aufdringlich nach gerösteten Zwiebeln.
    Er ging die Treppe hinauf, schnell, aber nicht zu schnell. Falls ihn jemand sah, wollte er nicht wirken,

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