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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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waren. Hatte die winzige Georgina die Kraft zu dem dazu erforderlichen
Schlag? Den Draht selbst konnte Karen leicht identifizieren: Er stammte direkt
von einer Rolle aus dem Arbeitsraum des Elektrikers. Aufbewahrt auf einem
Regalbrett in einem unverschlossenen Raum. Für jeden erreichbar.
    Spraggue schüttelte seinen
Kopf. «Sie sollten auch zu Mittag essen gehen, solange noch Zeit dazu ist»,
meinte er zu Karen.
    «Was ist mit Ihnen?»
    «Kein Hunger.»
    «Hat unser Scherzbold keine
neue Nachricht hinterlassen?»
    «Kann keine finden.»
    «Ich werde Ihnen ein Sandwich
mitbringen», sagte sie.
    Spraggue stattete Caroline
Ambrose einen Beileidsbesuch ab. Die Tür ihrer Garderobe war nur angelehnt. Sie
war allein.
    Caroline stand vor ihrem großen
Standspiegel. Sie putzte sich, probierte eine berühmte Pose nach der anderen.
Ihr Lächeln verblaßte, und die Fingerspitzen massierten behutsam Schläfen und
Stirn, versuchten verzweifelt, die Falten des Alters wegzuglätten.
    Das Gesicht im Spiegel war
geradezu klassisch. Caroline Ambrose hatte riesige dunkelblaue Augen unter
geschwungenen Brauen, eine Porzellanhaut, feine Gesichtszüge, eine Wolke
dunkler Haare und ein süßes Lächeln. Übersüß, korrigierte sich Spraggue, nicht
einfach nur süß. Ein steifes Lächeln, bei dem Lachfältchen vermieden werden
sollten. Taxierende Augen, die ständig auf der Suche waren: nach Beifall, nach
Schwäche, nach Profit.
    Caroline tuschte ihre langen
Wimpern, erneuerte den scharlachroten Lippenstift, tupfte mehr Farbe auf die
Wangen. Sie schaffte es, daß Spraggue sich nach dem kompromißlosen Gesicht von
Karen Snow sehnte — nicht schön, aber echt. Er zog die Intelligenz in Karens
Augen der falschen Fügsamkeit in Carolines ganz klar vor.
    Spraggue klopfte an. Caroline
war immer noch in ihr Spiegelbild vertieft.
    Sie drehte sich um, zeigte ihm
ein Dreiviertelprofil und ein Madonnenlächeln. Eines ihrer besten. Sie wurde
häufig so fotografiert.
    «Darf ich hereinkommen, Miss
Ambrose?» fragte Spraggue mit der, wie er hoffte, für eine Nebenrolle dem Star
gegenüber angemessenen Portion Respekt.
    Ihr Lächeln vergrößerte sich
grüblerisch. Sie klopfte auf eine Stelle auf der Bank neben sich und strahlte
ihn an, als er sich setzte.
    «Nennen Sie mich Caroline,
Michael. Bitte.»
    «Caroline.» Er sprach ihren
Namen beifällig aus. «Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt.»
    «O nein.»
    «Gut. Nach allem, was Sie
durchgemacht haben...»
    «Einfach furchtbar, nicht
wahr?» Sie zitterte, mußte dann selbst über ihre unnatürliche Reaktion lächeln.
«Die Dinge, mit denen sich Schauspieler eben abfinden müssen.»
    «Ganz besonders Sie.»
    Caroline errötete vor Freude.
«Dann ist es wenigstens Ihnen aufgefallen. Im Theater gibt es soviel Neid.»
    «Sie scheinen es aber sehr
gelassen zu nehmen. Wenn Sie nur ein paar Schritte weiter die Stufen
hinuntergegangen wären...»
    Sie legte eine Hand auf seinen
Arm. «Bitte, sagen Sie es nicht einmal. Ich bin nicht gelassen, ganz und gar nicht.»
Sie erlaubte ihrer Lippe ein winziges Beben. «Wirklich, man hätte mich hier
nicht allein lassen dürfen.»
    Also hatte John Langford sie
verlassen. Wegen Emma? «Tut mir leid», sagte Spraggue.
    «Ich bin dumm, ich weiß.»
Caroline lächelte tapfer. «Aber mit solchen Dingen kann ich mich nicht
aufhalten. Es könnte meine schauspielerischen Leistungen beeinträchtigen.»
    Es beeinträchtigt ihre
schauspielerischen Leistungen im Augenblick ganz sicher nicht, dachte Spraggue.
    «Wissen Sie, so etwas ist mir
auch früher schon passiert.»
    «Stolperdrähte?»
    «Nein, nein. Aber es wurde
bereits zweimal in meine Garderobe eingebrochen. Ich hatte auch schon
Rückschläge in meiner Karriere. Eifersüchtige Menschen, die schamlos ausgenutzt
haben, daß...»
    «Wissen Sie, wer diesen Draht
gespannt hat?»
    «Michael, nein, wie sollte ich?
Ich fühle es. Ich bin für solche Dinge sehr empfindsam. Ich spüre
einfach, wer meine Feinde sind. Ich habe immer Feinde.»
    «Haben Sie schon mit Darien
über Ihren Verdacht gesprochen?»
    «Mit Arthur? Er hört mir doch
nie zu. Er glaubt an das Gute im Menschen im allgemeinen, besonders, soweit es
das weibliche Geschlecht betrifft. Das ist eines der wirklich wunderbaren Dinge
an ihm.»
    «Sie kennen ihn schon lange.»
    «O ja, wir haben schon so
manches zusammen erlebt. Aber andererseits», sie lächelte verschmitzt, «soweit
ich weiß, kennen auch Sie Arthur recht gut von früher.»
    Toll. Genau, was ihm

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