Blut will Blut
ganzem Herzen teilte.
Nicht ganz einfach, da er sich selbst zu dieser Berufsgruppe zählen mußte.
«Nehmen Sie zum Beispiel einen
Mann wie Gus Grayling», sagte Langford weise.
«Ich habe ihn bislang noch
nicht kennengelernt.»
«Ist auch nicht nötig. Ich
werde Ihnen den Mann zeigen. Gus ist die perfekte zweite Banane, wie wir beim
Theater sagen. Sein ganzes Leben lang hat er immer nur den Stichwortgeber
gespielt. Keine Helden. Keine Romantiker. Keine Hauptrollen. Also will er
natürlich auch keine anderen Rollen spielen. Er versucht, seine eigenen
Romanzen zu erschaffen. Er hat eine verwickelte Theorie über Van Heisings
enttäuschte Leidenschaft für Mina. Erwähnen Sie das ihm gegenüber nicht;
andernfalls redet er tagelang von nichts anderem mehr! Was wünscht sich so ein
Mann am meisten, Spraggue?» Langford zögerte, aber nicht lange genug, um eine
Antwort bekommen zu können. Er zog hier einen Monolog ab, wollte keinen Dialog.
«Aufmerksamkeit!» donnerte Langford. «Und was kann ein Mann tun, um
Aufmerksamkeit zu bekommen?» Er nickte Spraggue bedächtig zu. Jetzt mußte der
aufgeweckte Schüler antworten.
«Tricks?» schlug Spraggue
vorsichtig vor.
Langford lächelte. «Wäre da
nicht eine Kleinigkeit, würde ich sagen, daß Grayling die perfekte Psyche für
unseren Scherzbold besitzt. Aber diese eine Kleinigkeit ist sehr bedeutend.
Georgina!»
«Georgina? Aber die ist doch
hinter Arthur Darien her.»
Langford schloß seine dunklen
Augen, während ein lässiges Lächeln um seine Mundwinkel spielte. «Alle lieben Arthur. Er ist ein Teddybär. Aber an einer echten Frau ist er überhaupt
nicht interessiert. Seine Mätresse ist dieses Theater, dieses Stück. Gus will
Georgina. Und er wird sie auch bekommen. Und das wiederum wird sein Verlangen
befriedigen, mir zu schaden, denn, wissen Sie, ich habe ihn sorgfältig auf die
Schlußfolgerung hingeführt, daß ich selbst an unserer jungen Naiven
interessiert bin.»
Was Langford perfekt in den
Kram paßte. Ein vorgetäuschtes Interesse an Georgina würde Caroline vom wahren
Objekt der umherschweifenden Begierden des Hauptdarstellers ablenken. Aber
würde ein Spiel, daß Gus und Caroline täuschte, notwendigerweise auch Greg
Hudson täuschen? Er war ganz sicher auch ein interessierter Beteiligter.
Was Spraggue Langford auch sagte.
«Hudson? Eine triviale
Persönlichkeit. Er muß von Anfang an gewußt haben, daß er Emma nichts bedeutet.
Ein so ungleiches Paar. Ein leichtsinniger ‹Flirt› ihrerseits, mehr nicht.
Wahrscheinlich reine Neugier. Vielleicht glaubte sie ja auch, ihn ‹kurieren› zu
können.» Langford schüttelte den Kopf. «Es fällt mir sehr schwer, Bisexuelle zu
verstehen. Für mich ist Hudson ein Rätsel. Vielleicht sollten wir ihn zunächst
besser im Kreis unserer Verdächtigen belassen.»
Vielleicht sollten wir das
wirklich! «Was ist mit Eddie?» fragte Spraggue.
«Sollten Sie sich keine Notizen
machen oder so?» fragte Langford unterkühlt. «Ich bezweifle, daß ich noch
einmal die Zeit haben werde, all dieses Material ein weiteres Mal
durchzugehen.»
«Ich habe ein ausgezeichnetes
Gedächtnis», erwiderte Spraggue ernst. Diese unglaubliche Eitelkeit!
«Sie verdächtigen einen Mann.
Spraggue, nicht wahr?»
«Ich habe den Kreis der
Verdächtigen noch nicht auf ein Geschlecht eingeengt. Wie kommen Sie darauf?»
«Sie fragen zuerst nach den
Männern.»
Spraggue fragte sich, ob das
eine Kostprobe von Langfords psychologischem Verständnis war. «Was wissen Sie
über Eddie Lafferty?»
«Wenig, wie ich
bedauerlicherweise zugeben muß. Es ist schwer, ihn näher kennenzulernen. Ein
Einzelgänger. Aufgefallen ist mir, daß unsere reizende Inspizientin eine
gewisse Anziehungskraft auf ihn auszuüben scheint...»
Verdammt, dachte Spraggue.
«Es ist schwer, Lafferty
einzuschätzen, weil er vorgibt, verrückt zu sein. Einer dieser Schauspieler,
die sich bemühen, sich so umfassend wie nur möglich mit ihrer Rolle zu
identifizieren. Er spielt seine Rolle selbst dann noch, wenn er nicht mehr auf
der Bühne steht. Versteckt seine wahre Persönlichkeit. Da er offensichtlich
seine wahre Freude daran hat, verrückt zu sein, möchte ich mal so vermuten, daß
er in Wirklichkeit geistig sehr normal ist, sehr schüchtern, durchschnittlich
eben. Kein besonders interessanter Mensch.»
«Sie würden jetzt lieber über
die Frauen sprechen?»
«Jederzeit, mein Junge.
Jederzeit. Von Emma will ich gar nicht erst reden. Die Vorstellung allein ist
schon
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