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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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seine Stimmbänder zugleich mit seinem Lebensfaden durchschnitten. Seine Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen, sein Mund bewegte sich noch ein paarmal, dann erstarrte er. Jetzt bewegte sich nur noch das Bein, an dem die gelbe Hündin knurrend weiter zerrte.
    » Aus! Aus jetzt!«, befahl Krähenbein, und der Hund ließ los und kroch auf dem Bauch rückwärts, das blutige Maul auf den Pfoten, den Schwanz ängstlich eingezogen. Krähenbein wunderte sich nur kurz, dass das Tier ihm gehorchte, denn seine Gedanken waren woanders. Er dachte daran, was er zu finden hoffte, wenn er den Kopf wandte. Er war noch so benommen, dass seine Beine ihm nicht gehorcht hätten, wenn er versucht hätte, sich umzudrehen. Er hoffte, er würde Vandrad Sygni sehen, der grinsend einen zweiten Pfeil auf die Sehne legte.
    Doch es war genau, wie er befürchtet hatte. Nicht Vandrad Sygni – sondern ganz hinten auf dem Berg, den sie über all die Toten und Verwundeten hinweg herabgestolpert waren, ganz hinten, in diesem Gehölz – bei Odins Arsch, womöglich hundert Schritte oder noch mehr – saß eine kleine Gestalt auf einem Ast und winkte ihm mit dem Bogen. Krähenbein wusste, es war derselbe Ast, auf dem der erschöpfte Vogel gesessen hatte, der ihn mit seinen schwarzen Augen so prophetisch angesehen hatte.
    » Beim Dagda«, sagte Murrough bewundernd, als er mithilfe seiner Axt die Entfernung zwischen der Klinge und Raghnalls Hals abzuschätzen versuchte, » deine kleine Frau dort ist wahrlich eine treffliche Schützin, Krähenbein!«
    Tmutarakan am Schwarzen Meer, am selben Tag
    Orm
    Die Planken des Holzstegs fühlten sich selbst unter ihren Stiefeln heiß an, und der harzige Geruch der sonnenwarmen Dächer war ebenso anregend und ungewohnt wie das Gewirr der unbekannten Sprachen. Beim Anblick der Frau, die auf dem Markt angeboten wurde, ging ein Raunen durch die Menge, und wer sich aufs Handeln verstand, musste das Geschick des Händlers bewundern.
    Sie war von Kopf bis Fuß mit einem langen, schiefergrauen Leinentuch verhüllt, aber es war eindeutig eine Frau, die da an dem Strick zerrte, mit dem sie gefesselt war und unter dem man ihr schafwollene Manschetten angelegt hatte, damit ihre Handgelenke nicht wund gescheuert wurden.
    Der Händler, ein chasarischer Jude, lächelte die Menge mit seinen letzten verbliebenen Zähnen an, dann nahm er mit einer Verbeugung seine schmuddelige Mütze vom Kopf und zog mit großem Schwung die Verhüllung weg. Sie stand nackt da, unfähig, ihre Blöße zu bedecken. Schließlich blieb sie leicht gebeugt stehen, mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen Scham und Trotz lag.
    Die Menge, die sich trotz der Hitze versammelt hatte, war begeistert. Orm und Finn wechselten einen Blick, und der Sklavenhändler drehte seine gehorsame Ware mit geübter Hand bald in diese, bald in jene Richtung und pries sie auf Griechisch an, der Sprache der Händler.
    » Dies ist eine beglaubigte Jungfrau. Eine gefangene Prinzessin aus den fernen Gebieten jenseits des Kaspischen Meeres und bisher von keiner Männerhand berührt, wie man an ihrer Schüchternheit ganz deutlich erkennt.«
    Man musste ihn schon bewundern, dachte Orm. Sie war mit Sicherheit schon oft von zahllosen groben Bauern gebumst worden und hatte mindestens ein Kind geboren, kurz, sie war genauso wenig eine gefangene Prinzessin, wie Finn eine war. Auch kam sie nicht von jenseits des Kaspischen Meeres, man hatte ihr einfach unter Drohungen befohlen, den Mund zu halten – aber wer immer sie kaufte, würde überrascht sein, wie gut sie die slawische Sprache beherrschte.
    Der Händler fuhr mit seinen schwer beringten Fingern durch das dichte schwarze Haar der Frau. Die Araber und Juden in der Menge, ewige Rivalen bei allen Handelsgeschäften, traten erwartungsvoll von einem Bein aufs andere.
    » Dieses unglaubliche Nachtschwarz ist ihre natürliche Haarfarbe«, sagte er, dann legte er die Hand unter ihr Kinn und hob das Gesicht an. » Und bei diesem Gesicht haben auch keine Farbtöpfe nachgeholfen.«
    Er sah sie lüstern an, und sie zuckte leicht zurück, als seine Hand jetzt an ihrem nackten Oberschenkel entlangfuhr.
    » Diese zarten weißen Rundungen sprechen doch für sich. Diese Frau ist ein kostbarer Schmuck, würdig eines jeden Beys, Jarls oder Scheichs. Es ist auch nur Zufall, dass ich dieses seltene Geschöpf aufgrund einer persönlichen Notlage überhaupt hier anbiete, denn eigentlich hatte ich sie für den Basileus der Großen Stadt

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