Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
wollte ein großer Kerl wissen, ein Sachse namens Fridrek. Ein guter Bogenschütze, erinnerte Krähenbein sich.
» Bitte um Vergebung …«, fuhr er fort, was glatt gelogen war, denn die Art und Weise, wie er Krähenbein ins Gesicht sah, war eher eine Herausforderung. » Aber ich möchte wirklich wissen, warum wir diesem Händler hinterherlaufen. Und warum wir überhaupt hier sind und unbedingt die Insel Man erreichen müssen. Nur wegen einer Axt?«
Es war still, nur der Wind rauschte im hohen Gras hinter ihnen. Und für einen Moment setzte auch das Rauschen aus, als ob die Welt den Atem anhielt.
» Mir scheint doch«, fuhr Fridrek, der seine Lage offenbar verkannte, an die anderen gewandt fort, » dass wir hier einem Jüngling folgen, der nicht einmal besonders kampferprobt ist, und ich frage mich, was dabei für uns herauskommen soll.«
Seit er das Kommando dieses Schiffes übernommen hatte, gab Krähenbein sich Mühe, ein gutes Verhältnis zu den Männern aufzubauen, aber die unerwartete Ebbe, dazu der Ton, den dieser Fridrek anschlug, setzten seine Geduld auf eine harte Probe.
» Wir suchen meine Bestimmung«, sagte er schließlich und breitete die Arme aus. » Meine Bestimmung, König von Norwegen zu werden …«
» Norwegen hat einen König«, unterbrach Fridrek ihn. » Du hast doch weder genug Krieger noch die nötige Erfahrung, um einen Thron zu beanspruchen. Jetzt sitzen wir hier im Schlick fest und sind den Männern von Galgeddil ausgeliefert.«
» Es stimmt, dass ich in einer Schlacht vielleicht ein etwas leichtgewichtiger Krieger bin«, sagte Krähenbein, scheinbar noch immer freundlich – dann schoss sein Fuß hervor, und erst jetzt merkten die anderen, dass er langsam sein ganzes Gewicht auf das andere Bein verlagert hatte. Die genagelte Sohle seines Stiefels traf Fridrek mitten in sein verächtliches Gesicht, seine Nase brach, das Blut spritzte und Zähne flogen, als er mit einem erstickten Schrei rückwärts zu Boden ging.
» Trotzdem bin ich immer für eine Überraschung gut«, fuhr Krähenbein wütend fort, der sich nicht länger den Anschein gab, geduldig zu sein. » Außerdem habe ich es nicht gern, wenn ich beim Sprechen unterbrochen werde.«
» Du bist heute Abend aber ziemlich schlecht gelaunt«, brummte Onund, während die Männer Fridrek aufhalfen und sich um seine verletzte Nase kümmerten.
» Bin ich nicht«, erwiderte Krähenbein. » Eigentlich bin ich ausgezeichneter Stimmung, denn ich weiß, wie ich Fergus die Festung wegnehmen und die Männer befreien kann, gleichzeitig holen wir uns Hoskulds Ladung und alle weiteren Ladungen, die mit Sicherheit ebenfalls dort gelagert sind.«
Die Männer beugten sich interessiert vor, plötzlich aufmerksam geworden durch die Aussicht auf Beute, die es hier zu holen gab. Selbst die, die sich um Fridrek bemühten, ließen ihn erst mal bluten und drehten sich um, damit sie nichts verpassten.
» Denn wenn ich wirklich schlecht gelaunt wäre«, fügte Krähenbein hinzu und sah den Sachsen eindringlich an, » dann hätte ich ihn getötet.«
Eine bleiche Morgensonne bemühte sich, den Dunst aufzulösen, und warf schwache Schatten auf die Straße, die zur Festung hinaufführte. Es war eine kalte Sonne, ein schmutzig-trübes Licht, das auf den Karren fiel, den vier müde Bauern schoben. Ihnen voran gingen zwei Mädchen in sauberen Umhängen und weißen Hauben, die mit Tüchern bedeckte Krüge trugen.
Maccus, der nur der Milchmädchen wegen seinen Wachdienst am Tor einigermaßen gern versah, stieß Cuimer an, deutete mit dem Kopf in ihre Richtung und leckte sich vielsagend die Lippen. Cuimer grinste, stellte den Speer zur Seite und nahm den Helm ab, damit sein Haar besser zur Geltung kam, was Maccus unwillig zur Kenntnis nahm. Cuimer hatte dichtes, welliges Haar, das kaum verlaust war, aber Maccus wagte nicht, es ihm gleichzutun, denn er schwor, dass bei ihm der Helm schuld daran war, dass ihm am Hinterkopf alle Haare ausgefallen waren.
Dennoch, die Mädchen sahen reizend aus. Diese beiden mussten aus Hvitrann gekommen sein, denn er kannte sie noch nicht. Zwei neue Mädchen, fast lief ihm das Wasser im Mund zusammen bei diesem Gedanken. Die eine war klein und pummelig – die kann Cuimer haben, dachte Maccus, während seine Zunge an seinen losen Zähnen spielte – doch die andere war groß und wiegte sich verführerisch in den Hüften, als sie über die Zugbrücke kamen.
Nicht weit davon entfernt drehten Murrough und Mar die Köpfe und horchten
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