Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Vollzug der Ehe verzichtet, wenn
Sie verstehen, was ich meine.«
    »Eine Ehe ohne Sex«, fügte Arno
Pfeiffer hinzu und erhielt dafür von seiner Frau einen strafenden Blick.
    »Wie mein Mann es sagte. Für diese
Josefsehe haben wir vor dem Gang zum Standesamt einen privatrechtlichen Vertrag
aufgesetzt. Das ging auch gut. Bis nach ein paar Monaten Willibald trotzdem wollte,
der geile Kerl.«
    Sie erschrak über ihre eigenen Worte.
»Verzeihen Sie bitte, dass ich mich habe gehen lassen. Aber er wollte mich regelrecht
erpressen. Schließlich habe ich die Scheidung eingereicht.«
    »Und wie ging’s dann weiter?«
    »Kirchlich war’s einfach. Eine geschlossene
Ehe kann kirchlicherseits aufgelöst werden, solange diese nicht vollzogen wurde.
Und darin waren wir uns ja einig.«
    »Und gesetzlich?«
    Arno Pfeiffer hatte bereits vor
einer Minute einen der Ordner aus dem Regal gezogen und blätterte darin herum.
    »Hier hab ich’s«, signalisierte
er. »Schauen Sie: Der Kommentar zu § 1353 BGB besagt, dass eine Abrede
über dauernde Enthaltsamkeit in der Ehe unzulässig ist und als allgemein nicht akzeptiert
gelten kann.«
    »Willi hat das keine Ruhe gelassen.«
Seine Frau übernahm wieder das Gespräch. »Seitdem schikaniert er Arno und mich mit
allem Möglichen. Die ganzen Jahre spionierte er uns nach. Er meldete sich sogar
im gleichen Verein an, um an interne Informationen zu kommen. Einmal hat er uns
angezeigt, weil unser Rindenmulch im Vorgarten angeblich so stinken würde. Und dabei
wohnt er –, äh, ich meine, wohnte er in Speyer.«
    Gerhard und ich schüttelten verwundert
unsere Köpfe.
    »Hat er damit Erfolg gehabt?«
    »Mit den Klagen und den Anzeigen?
Wie man’s nimmt. Rechtlich wurden sie allesamt abgeschmettert, aber psychisch war
und ist es nicht leicht, damit klarzukommen. Wir wussten ja nicht, mit welcher Gemeinheit
er als Nächstes kommen wird.«
    »Was liegt im Moment aktuell an?
Wie viele Klagen laufen zurzeit?«
    Ihr Mann ging erneut zum Regal und
holte den Ordner mit der römischen Sieben.
    »Uns wird illegale Gemäldevermittlung
vorgeworfen. Willi will herausgefunden haben, dass wir Bilder an- und verkaufen,
die vor vielen Jahrzehnten aus einem Museum verschwunden sein sollen.«
    »Und, stimmt es?«
    »Ach, woher denn!« Arno Pfeiffer
bekam einen wütenden Gesichtsausdruck. »Das, was wir anbieten, sind alles Kopien
alter Meister mit religiösen Motiven und sind dementsprechend auch gekennzeichnet.
87 einzelne Werke hat er aufgelistet, die wir angeblich in den letzten Jahren verkauft
hätten. Ich weiß bis heute nicht, wie er an die Daten gekommen ist. Aber egal, jedenfalls
beschäftigt das Gericht im Moment mehrere Gutachter, die die Käufer aufsuchen und
die Bilder beurteilen. Bisher wurden keine Unregelmäßigkeiten gefunden.«
    Seine Frau warf ihm einen verräterischen
Blick zu.
    »Wo liegt dann Ihr Problem?«
    Pfeiffers Teint wechselte spürbar
ins Rote. »Dieser Drecksack hat tatsächlich meinen Arbeitgeber informiert. Ich habe
eine Abmahnung bekommen, weil ich mir diese Nebentätigkeit nicht habe genehmigen
lassen.«
    »Warum haben Sie das nicht über
Ihre Frau abgewickelt?«
    »Hinterher ist man immer schlauer.
Wir haben uns darüber keine großen Gedanken gemacht. Alles lief über Eheleute Pfeiffer.
Schließlich machen wir das für einen wohltätigen Zweck. Die ganzen Erlöse kommen
unserer Kirche zugute.«
    Gerhard hielt seit mindestens zwei
Minuten eine leere Kaffeetasse in der Hand, doch weder sie noch er bemerkte dies.
    »Das mit der Abmahnung müssen Sie
selbst klären«, sagte ich. »Warum sind Sie eigentlich krankgeschrieben?«
    »Können Sie sich das nicht vorstellen?
Immerhin sind zwei Menschen in Zügen getötet worden, die ich selbst fuhr, wobei
mich der erste Mord am meisten mitnahm. Sie können sich denken, was in mir vorging,
als ich nichts ahnend mit dem Kerl nach hinten ging und ausgerechnet den Willi tot
vorfand.«
    »Dass Sie das Opfer kannten, haben
Sie damals vergessen zu Protokoll zu geben.«
    »Ich stand unter Schock, Herr Palzki!
Ich musste das doch erst einmal verarbeiten. Und dann kurz darauf diese andere Frau
in Mannheim.«
    »Sagt Ihnen der Name Astrid Leinhäuser
etwas?«
    Er überlegte. »Ist dies das zweite
Opfer? Tut mir leid, den Namen habe ich noch nie gehört.«
    Gerhard sah mich kurz an und wir
waren uns einig: Er schien die Wahrheit zu sagen.
    »Danach haben Sie sich krankschreiben
lassen?«
    »Ich konnte unmöglich weiterfahren.
Ich wäre eine Gefahr

Weitere Kostenlose Bücher