Blutbeichte
haben.«
»Damals habe ich bei Feelers gearbeitet, der Kneipe in East Village. Zwischen einem meiner Kollegen, Alan Moder, und mir hatte es gefunkt. Dean Valtry war Alans Freund. So habe ich ihn kennengelernt.«
»Was war Valtry für ein Mensch?«
»Ach, er war ganz in Ordnung«, sagte Sonja. »Allerdings ziemlich langweilig. Er hatte sich viel angelesen, war aber dumm. Eine gefährliche Kombination. Er war einer von den Typen, die in allen Dingen intelligenter sein wollen als andere, es aber nicht sind.«
»War er jemals gewalttätig?«
»Dean?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Warum fragen Sie?«
»Nun, wir haben jetzt die Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen, und da möchten wir so viele Informationen wie möglich sammeln«, erklärte Danny.
Joe fragte: »Wann haben Sie Valtry das letzte Mal gesehen?«
»Das ist Jahre her. Sagen Sie, gehörte ihm noch immer dieses Dentallabor?«
Joe nickte.
»Aber er soll nicht besonders talentiert gewesen sein, stimmt’s?«, sagte Sonja.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ich weiß es von Alan. Sie waren zusammen auf dem College. Schon komisch. Alan hat die Schule abgebrochen, und dabei war er von den beiden derjenige, der wirklich Talent hatte.«
»Aber Valtry hatte das Labor eröffnet«, sagte Joe.
»Ja. Doch Alan hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Labor einen so guten Ruf erlangt hat. Alan hat für Dean gearbeitet.«
»Hat Alan jetzt ein eigenes Labor?«
»Ich habe keine Ahnung, wo Alan jetzt ist oder was er treibt.«
»Es ging zwischen Ihnen nicht gut aus?«, fragte Danny.
»Ich will es mal so ausdrücken: Als ich Alan Moder zum letzten Mal gesehen habe, hat er mir in einem französischen Bistro in der Neunundzwanzigsten Straße vor meinen Kollegen Obszönitäten an den Kopf geworfen – sieben Jahre, nachdem ich ihn auf eine zugegeben miese Art abserviert hatte, damit er mich ein für alle Mal in Ruhe lässt.«
»Verstehe«, sagte Joe.
»Inzwischen bin ich natürlich darüber hinweg. Aber damals war ich zweiundzwanzig und wahnsinnig verliebt. Ichdachte, bei ihm wäre es genauso, bis ich ihn mit einer Frau erwischt habe, die doppelt so alt war wie er … eine fette, reiche Schlampe. Ich wusste, dass sie Alan nicht das Geringste bedeutete. Später tauchte er öfters in dem Restaurant auf und versuchte mich zurückzugewinnen, nachdem die Schlampe, wegen der er mich verlassen hatte, gestorben war. Aber das Kapitel ist längst abgeschlossen. Ich bin jetzt verheiratet.« Sie hob den Blick. »Tja, ich hoffe, jetzt sind Sie im Bilde.«
»Lassen Sie uns noch einmal auf Dean Valtry zurückkommen«, sagte Danny. »Haben Sie eine Ahnung, warum er Sie sprechen wollte?«
Sonja blickte die Detectives ratlos an. »Nein. Wir drei waren damals oft zusammen, Dean, Alan und ich, aber eigentlich nur, weil Dean der einzige Freund von Alan war, und darum hockte er uns ständig auf der Pelle. Er war … wir verstanden uns nicht besonders gut.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist seltsam, dass er jetzt versucht hat, mich anzurufen. Was er wohl von mir wollte?«
»Alan Moder scheint die einzige Verbindung zu Dean Valtry zu sein, an die Sie sich erinnern«, sagte Joe. »Sie haben wirklich keine Ahnung, wo wir Alan finden könnten, falls wir mit ihm reden müssen?«
»Er stammte aus Maplewood in New Jersey, aber ich glaube, er war nie mehr dort. Er hatte sich mit seiner Familie überworfen. Aber Sie könnten es ja trotzdem versuchen. Sein Vater hieß Tony mit Vornamen, so viel weiß ich noch.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Okay«, sagte Joe. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Shaun kam in die Küche und ging an seiner Mutter vorbei zum Kühlschrank. Er nahm den Orangensaft heraus, trank einen Schluck und stellte den Saft wieder zurück.
»Du bist sicher froh, wenn ich dir sage, dass ich nicht mehr mit Tara zusammen bin«, murmelte er.
»Was?«, sagte Anna erstaunt. »Warum sollte ich mich darüber freuen?«
Shaun starrte sie an. »Ist das dein Ernst?«
»Sie war doch süß.«
»Süß? Seit wann findest du klapperdürre Bräute süß?«
»Sie hatte ein hübsches Gesicht.«
»Unter dem ganzen Make-up sah sie aus wie Frankensteins Braut.«
»Shaun!«, sagte Anna mit gespielter Empörung.
»Soll ich dir was Lustiges erzählen?«, fragte Shaun.
»Das wäre zur Abwechslung mal nicht schlecht«, sagte Anna.
»Ich habe ihr eine gebundene Ausgabe von Romeo und Julia gekauft, weil sie mir gesagt hatte, dass sie die Geschichte so geil findet. Als ich ihr das Buch
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