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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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etwas damit zu tun? »Ein Erdbeben?«
    »Wäre die plausibleste Erklärung, was? In einer alten Chronik heißt es allerdings ganz eindeutig: ›Santa Reyada erhob sich und verschlang die Hexer des Ordre des Sorciers.‹ Wobei: Letztlich zählt nur das Ergebnis. Als mein Urgroßvater, Amado Moraga und ihre Männer zurückkamen, sollen sie Santa Reyada – oder das, was davon übrig war – verlassen vorgefunden haben und die Leichen der Hexer des Ordre von Felsbrocken erschlagen oder in Erdspalten zerquetscht.«
    Ich holte tief Luft. Und stieß sie wieder aus. Okaaaay. Erde, die ihren eigenen Willen haben sollte. Das war mir dann doch etwas zu mystisch. Ein Erdbeben, das den einen oder anderen
massiven Riss im Boden verursacht hatte und dafür verantwortlich war, dass Mauern einstürzten und Menschen in ihrer direkten Umgebung unter sich begruben, klang da deutlich einleuchtender. Aber das musste ich ihm ja nicht unbedingt sagen. Ich räusperte mich.
    »Waren diese Verhandlungen denn wirklich ein Trick, um deinen Urgroßvater und Amado Moraga von hier wegzulocken? «
    »Der Ordre hat es immer abgestritten. Möglich, dass es sogar stimmt. Damals wie heute gibt es unter seinen Hexern noch immer genug, die die Hermandad lieber jetzt als später vernichtet sehen würden. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, solange wir ihnen nicht in die Quere kommen und keine Aufmerksamkeit auf uns und damit auf sie lenken, sollte man uns zufrieden lassen. Immerhin besteht die Gefahr, dass ein offener Krieg zwischen uns deutlich mehr Aufmerksamkeit auf alle lenkt, als es der derzeitige Status quo tut. Trotz all der Zwistigkeiten, die immer wieder aufflammen. Und in letzter Zeit dank der Nosferatu sogar häufiger als in den Jahrzehnten zuvor.«
    »War das der …« Wie hatte er gesagt? Ach ja. »… Nichtangriffspakt, den sie damals ausgehandelt haben?«
    »Unter anderem. Wir bleiben auf unserer Seite des Ozeans, sie auf ihrer. Laufen wir uns tatsächlich doch einmal über den Weg, ist jegliche Magie verboten. Für beide Seiten.
    Darüber hinaus ist die Hermandad verpflichtet, jeden Hexer aus unseren Reihen hinzurichten, der Nosferatu wird. Das zumindest ist die Theorie. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass wir es nicht innerhalb einer angemessenen Zeit schaffen oder dass der Betreffende untertauchen kann. Lenkt er dann durch seine Taten zu viel Aufmerksamkeit auf sich, hat auch der
Ordre – zusätzlich zu uns – das Recht, den Betreffenden zu jagen und zur Strecke zu bringen. Damit erhöht jeder Nosferatu, dessen wir nicht habhaft werden können, die Gefahr, dass der Ordre meint, sich in unsere Angelegenheiten einmischen zu dürfen. – Und jeder von uns hätte lieber die Pest in seiner Domäne, als einen von ihnen in ihr herumschnüffeln zu lassen.«
    »Aber warum erlaubt ihr es ihnen dann überhaupt?«
    »Das war der Preis, damit wir uns auch einer Blutbraut nähern dürfen, die aus der Alten Welt stammt. Und wir können es uns nicht leisten, auch nur eine von ihnen nicht zu ›finden‹. Auf zwanzig von uns ›endgültig Verfluchten‹ kommt eine von euch. Und dann muss sie auch noch die ›Richtige‹ für denjenigen sein.« Er schnaubte spöttisch. »Natürlich lassen sie uns in solchen Fällen entsprechend buckeln und zu Kreuze kriechen. Vor allem, wenn sie aus einer der Dynastien des Ordre kommt. So wie zum Beispiel Rosa und ihre Schwestern.«
    Ich sah ihn verblüfft an. »Meine Familie gehört eigentlich zum Ordre?«
    Wieder ein Schnauben, noch spöttischer als zuvor. Und bitter. »Genau genommen gehörte auch meine Familie ursprünglich zum Ordre. Aber, sí, die Moreiras haben nicht nur starke – und wunderschöne – Blutbräute hervorgebracht, sondern auch begnadete Hexer. – Die Brautpreise, die damals gezahlt worden sein müssen, dass Rosa, Teresa und Isabella herüberkommen durften, müssen horrend gewesen sein.«
    Ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein, legte ich die Arme um meine Mitte. Warum hatte Tante María mir nichts von meiner Hexer-Verwandtschaft erzählt? Was hatte sie mir noch alles nicht gesagt? Und vor allem: warum? Plötzlich ertrug ich es nicht länger im Inneren der Kirche. Schnell stapfte ich den
Pfad zwischen dem Schutt hindurch zum Ausgang. Joaquín sagte nichts, als ich mich an ihm vorbeischob.
    Erst am Brunnen blieb ich stehen. Ich konnte spüren, dass er mir gefolgt war, wieder ein paar Meter hinter mir stand, abwartete. Warum zum Teufel zitterten meine Hände? Ärgerlich über mich

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