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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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drehen können.« Nur auf einen Verdacht hin besah ich mir die Überreste des Brunnens genauer, als ich daran vorbeiging. Tatsächlich. Die gleichen Siegel und Symbole wie auf dem Brunnen in San Isandro. Verwittert zwar, aber trotzdem immer noch da. Ich stützte
mich vorsichtig mit beiden Händen auf dem Rand ab, beugte mich vor und spähte in die Tiefe. Dunkelheit. In der sich absolut nichts erkennen ließ. Die Steinchen, die ich vom Rand aufklaubte und hineinfallen ließ, trafen klackend unten auf. Ausgetrocknet. Erstaunlich angesichts der Hexenzeichen auf ihm.
    »Wollten sie. Aber dann wurde es ihnen doch zu teuer, hier alles wieder halbwegs aufzubauen. Ganz abgesehen davon, hätten sie von Estéban keine Genehmigung dazu bekommen.« Er stand immer noch beim Wagen.
    »Warum nicht?« Ich klopfte mir die Hände sauber und ging wieder weiter auf die Kirche zu. Quer vor ihr verlief ein Riss in der Erde. Einen knappen halben Meter breit und anscheinend ziemlich tief. Nicht der einzige, der den Platz zerschnitt, wie ich feststellte, als ich genauer hinsah. Hatte es hier irgendwann mal ein Erdbeben gegeben? Vorsichtig trat ich mit einem großen Schritt darüber hinweg. Aber hätten dann die Häuser – und vor allem die Kirche – nicht deutlich mehr beschädigt sein müssen?
    »Zuerst wäre die Filmcrew hier herumgetrampelt und später hätte es zu viele Touristen angelockt. Es war schon ärgerlich genug, dass die Scouts des Filmstudios das hier gefunden haben.«
    Aha. Nur keine Aufmerksamkeit. Mein ganzes Leben hatte ich nach genau diesem Gedanken gelebt, jetzt zu hören, dass es seinesgleichen eigentlich ganz genauso hielt, fühlte sich … seltsam an.
    Die fünf Stufen, die zum Eingang der Kirche hinaufführten, waren entweder ausgetreten, an unzähligen Stellen gebrochen oder es waren beängstigend große Stücke abgesplittert. ›Sicher‹ sah auf jeden Fall deutlich anders aus. Zumindest für mich. Trotzdem stieg ich sie hinauf. Vorsichtig.

    »Wie groß ist die Gefahr, dass hier alles zusammenfällt, wenn man hineingeht?« Ebenso vorsichtig spähte ich an den Überresten der Tür vorbei.
    »Gleich null. Jeder Stein hier ist mit Magie geschützt, die verhindert, dass er weiter verwittert. Oder in sich zusammenfällt. « Das Geräusch seiner Schritte verriet mir, dass er seinen Platz neben dem Wagen jetzt doch verlassen hatte. Als ich einen schnellen Blick in seine Richtung warf, kam er gerade ebenfalls die Treppenstufen herauf. Am Rand der obersten blieb er stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
    »Und wie alt ist das alles hier?« Ich wandte ihm wieder den Rücken zu, ignorierte dabei die Faust, die sich um meinen Magen zu legen schien, und schob mich wachsam durch die Türöffnung.
    »Ungefähr dreihundert Jahre. Plus/minus.«
    Verblüfft drehte ich mich erneut halb zu ihm um.
    Er zuckte die Schultern. »Die Hexer der Hermandad und ihre Familien gehörten zu den Ersten, die von der Alten in die Neue Welt herüberkamen.«
    Verständnislos schüttelte ich den Kopf. »Warum? Die Überfahrt muss doch Wochen auf einem dieser alten Schiffe gedauert haben.« Sie hatten ein Zuhause gehabt. Nach dem, was Tante María mir erzählt hatte, waren die Hexerfamilien schon immer wohlhabend und einflussreich gewesen. Egal ob auf dieser oder der anderen Seite des Ozeans. Warum hatten sie das aufgegeben, um sich hier aus dem Nichts eine neue Existenz aufzubauen?
    Ich sah sein neuerliches Schulterzucken nur aus dem Augenwinkel. »Wahrscheinlich waren sie es leid, vom Ordre gejagt zu werden.«

    »Ge-gejagt?« Überrascht wandte ich mich jetzt gänzlich zu ihm um.
    »Sí, gejagt. – Seit dem Pakt haben die Hexer des Ordre des Sorciers alles darangesetzt, ihre abtrünnigen Brüder und alle, die ihnen die Treue gehalten haben, aufzuspüren und zu vernichten. « Er verzog den Mund in bitterem Hohn. »Da lassen sie sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein, um die besser beschützen zu können, die zu ihnen gehören, und die, mit denen sie bisher Seite an Seite gekämpft haben, schreien Ketzer und Teufelshure und machen von einem Tag auf den anderen Jagd auf sie. Nett, oder?«
    »Ich dachte …« Ich biss mir auf die Lippe. Tante María hatte mir gesagt …
    »Was? Dass sie den Pakt damals nur um der Macht willen geschlossen haben?« Sein Auflachen war hart, als ich nickte. »No. Zugegeben: Es gab immer wieder Hexer, die dem Ordre den Rücken gekehrt und sich der schwarzen Seite der Hexerei zugewandt hatten, aber das hier war

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