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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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irgendwelche weiteren Mordwerkzeuge zu finden. Bis auf ein paar Zettel, Stift und … bunte Kreide war es leer. Sah man einmal von seinem Handy ab.
    Er schlug die Heckklappe im selben Moment zu, in dem ich meine Tür schloss, kam um den Wagen herum, stieg seinerseits ein und steckte den Schlüssel in die Zündung. Und hielt inne. Legte die Hände um das Lenkrad, fest. Sein Blick ging zu mir. Prüfend. Nachdenklich. Beinah … fragend. Seinen Hut musste er ebenfalls im Gepäckraum gelassen haben. Dann schüttelte er den Kopf, als habe er sich gegen irgendetwas entschieden.
    »Ich muss dir etwas sagen.« Wieder ein Kopfschütteln, als ich den Mund öffnete. »Nicht jetzt auf der Fahrt. In Ruhe. Wenn wir wieder zu Hause sind. – Oder vielleicht ist es sogar besser,
wenn ich es dich selbst sehen lasse.« Er nahm eine Hand vom Lenkrad, griff nach dem Schlüssel, drehte ihn. Nichts geschah. Von einer Sekunde zur anderen hatte er die Brauen zusammengezogen, war eine tiefe, senkrechte Linie auf seiner Stirn. Wieder drehte er den Schlüssel. Wieder rührte sich nichts. Joaquín zischte einen Fluch.
    »Was ist?«
    Anstatt mir zu antworten, griff er an der Seite unters Armaturenbrett – ein leises Klacken ertönte – . stieß seine Tür auf, stieg aus, ging zur Schnauze des Wagens und öffnete die Motorhaube. Jede seiner Bewegungen schrie fast vor Anspannung und Ärger. Mit einem unguten Gefühl kletterte ich ebenfalls hinaus und trat neben den Kotflügel. Er hatte sich über den Motor gebeugt, rüttelte an Kabeln, prüfte Steckverbindungen, griff tief in die Spalten hinein, tastete scheinbar blind darin herum, auf der Suche nach was auch immer. Und fluchte weiter auf Spanisch.
    »Was ist?«, wiederholte ich vorsichtig.
    »Er springt nicht an.«
    Als ob mir das entgangen wäre! Ich verbiss mir den Kommentar. Im Augenblick hätte ich damit vermutlich eine Explosion ausgelöst.
    »Setz dich auf meine Seite und dreh noch mal den Schlüssel in der Zündung. Vielleicht sehe ich dann, woran es liegt.« Sein Tonfall hatte etwas von Kasernenhof und Gnade-dir-Gottwenn-du-widersprichst.
    Wortlos schob ich mich auf den Fahrersitz. Und zögerte angesichts der drei Pedale unter dem Lenkrad.
    »Tritt das linke Pedal ganz durch und halte es getreten.« Offenbar war ihm aufgefallen, dass ich etwas länger brauchte, um
seine Anweisung zu befolgen. »Dann dreh den Schlüssel und gib ganz leicht Gas. Das rechte Pedal.« An seinem Ton hatte sich nichts geändert.
    Gehorsam tat ich, was er mir befohlen hatte. Wieder geschah nichts.
    »Noch mal!«
    Abermals drehte ich den Schlüssel, gab Gas. Keine Reaktion. Hinter der Motorhaube erklang ein Krachen, als hätte er mit ziemlicher Wucht irgendwo dagegengeschlagen. Oder getreten. O.k., hier lief eindeutig etwas nicht so, wie er es wollte. Wobei ich nicht sicher war, ob er tatsächlich ›nur‹ wütend war, weil der Wagen nicht ansprang. Ich hatte beinah den Eindruck, dass da noch etwas war. Mir zumindest wurde allmählich immer mulmiger zumute.
    Ich zuckte zusammen, als er die Motorhaube geräuschvoll zuknallte. Gleich darauf beugte er sich zur Beifahrerseite herein und holte sein Handy aus dem Handschuhfach.
    »Was ist?«
    »Er springt nicht an und ich habe keine Ahnung, warum. Theoretisch dürfte das gar nicht sein. Miguel hat ihn erst vor zwei Wochen routinemäßig durchgecheckt. Da war alles …« Er beendete den Satz nicht, starrte auf das Display des Handys. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, würde er jetzt tatsächlich jede Sekunde explodieren. Möglichst unauffällig drückte ich mich in den Sitz und zur Tür hin, versuchte, nicht zu atmen. Doch das Wutgebrüll, mit dem ich gerechnet hatte, kam nicht.
    Betont vorsichtig, als könne es bei der kleinsten Erschütterung auseinanderfallen, legte er das Handy auf den Sitz, richtete sich wieder auf, schloss die Tür hinter sich, ging steif zum
Brunnen hinüber und stützte sich mit beiden Händen auf den Rand. Was genau er tat, konnte ich nicht erkennen. Es sah jedoch fast so aus, als würde er seine Wut in die Tiefe hinunterbrüllen. Erst Minuten später stieß er sich endlich wieder von den Steinen ab, drehte sich um und kam zurück.
    »Der Akku ist leer«, teilte er mir in geschäftsmäßig kühlem Ton mit, während er neben mir auf den Sitz glitt. Ich schwieg, wartete, was noch kam. »Heute Morgen war er voll. Abgesehen von meinem Gespräch mit Kevin. Bevor ich das Handy vorhin ins Handschuhfach gelegt habe, hatte ich es

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