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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Sogar Quichotte kläfft nicht mehr.
    »Du kleines, nichtsnutziges …«
    Ich ducke mich unwillkürlich. Eine Hand schließt sich um meinen Arm, zieht mich von ihr weg. Chimo. Er schiebt mich hinter sich. Stellt sich zwischen sie und mich. Sagt nichts. Hebt nur das Kinn und sieht die Frau an. Plötzlich ist es sehr kalt.
     
    »Sie wird das Leben einer Prinzessin führen«, sagt der fremde Mann, der mich vorhin in den Finger gepikt und ein bisschen von meinem Blut auf ein Stückchen Glas geschmiert hat. Und mit dem meine Momy die ganze Zeit geredet hat. Seine Stimme ist ganz rau.
    »Momy?« Verschlafen reibe ich mir die Augen. Ich rutsche an den Sofarand. »Gehen wir jetzt heim?« Ich bin so müde.
    Sie steckt einen dicken, braunen Umschlag in die Tasche, beugt sich zu mir und nimmt mich in den Arm. Sie riecht wie immer nach Kuchen und Kirschen. Ich hätte jetzt gerne ein Stück Kuchen. Ich verstehe nicht, weshalb sie weint. »Sei brav, Liebling«, flüstert sie mir ins Ohr, dann lässt sie mich los und geht zur Tür. Ich sehe ihr dabei zu, wie sie hinausgeht. Die Tür zumacht. Ohne sich umzudrehen. Sie kommt bestimmt gleich wieder. Sie kommt immer wieder. – Aber diesmal kommt sie nicht wieder.
    »Momy!« Ich will ihr nachlaufen, aber der fremde Mann hält mich fest. »Momyyyyy!« Ich schreie und schlage um mich. »Momyyyyy! « Er lässt mich nicht los. Auch nicht, als ich zu weinen anfange. »Ich will meine Momyyy!« Ich weine und weine. Rufe nach meiner Momy. Sie kommt nicht wieder. Sie hat mich hiergelassen. Bei dem fremden Mann. Irgendwann kann ich nicht mehr weinen. Hinter mir höre ich Schritte.
    Bei der Treppe steht ein Junge. Seine Haare sind schwarz und
seine Augen dunkel. Sehr dunkel. Wie Schukolade. Er ist älter wie ich. Neben ihm sitzt ein Hund. Ein großer Hund. Mit langem Fell. Es ist auch dunkel. Schwarz und braun. Seine Pfoten sind weiß. An den Spitzen und ein bisschen die Beine hinauf. Nicht bei allen. Um seinen Hals ist das Fell auch weiß. Ganz viel. Lang ist es. Ganz lang. Seine Schnauze ist auch lang. Und schmal. Ich habe Schluckauf vom Weinen. Er legt den Kopf schief. Der Hund. An den Spitzen sind seine Ohren ein kleines bisschen umgeklappt. Der Junge sagt nichts, sieht mich einfach nur an. Sie sehen mich beide an. »Das ist mein Sohn: Joaquín. Du wirst einmal seine Sanguaíera werden, Lucinda«, sagt der Mann und zeigt auf den Jungen. Er hat die Hand auf meine Schulter gelegt. Ich stoße sie weg. Ich will das nicht werden, dieses Sanguaga-Ding. Ich will zu meiner Momy. Ich fange wieder an zu weinen. »Ich will heim. Ich will zu meiner Momy.«
     
    »Das dürfen sie nicht! Chimo, sag ihnen, dass sie das nicht dürfen! Sag es ihnen! Bitte sag es ihnen!« Ich zerre an seinem T-Shirt. Mit aller Kraft.
    Er rührt sich nicht von der Stelle. Schüttelt einfach nur den Kopf. »Sie müssen, er ist zu schwer verletzt, mi vida. Der Tierarzt kann ihm nicht helfen.«
    »Dann hilf du ihm! Mach seine Beine wieder heil!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Du lügst! Du kannst alles! Sie dürfen Donnie nicht erschießen!« Meine Stimme ist hell und schrill.
    »Lo siento, mi vida.« Er zieht mich herum, gegen meinen Willen. Nimmt mich in den Arm, dreht mein Gesicht zu sich. »Schau nicht hin.«
    Ein Schuss peitscht. Auch wenn ich mich dagegen wehre, Chimo
drückt mein Gesicht noch fester an seine Brust. Das Schnauben und Wiehern hat aufgehört. Donnie ist tot. Und ich weiß, dass es meine Schuld ist. Wenn ich gestern Abend nicht vergessen hätte, ihn in seinen Stall zu bringen, hätte er in der Nacht nicht aus dem Paddock davonlaufen können. Er hätte sich nicht vor irgendetwas erschreckt, wäre nicht in das Erdloch geraten und gestürzt. Er hätte sich nicht dabei die Vorderbeine brechen können.
    Ich reiße mich los. »Ich hasse dich!«, schreie ich und laufe davon.
     
    Überall fremde Männer. Tanta María hält mich am Arm fest. Sie tut mir weh. Warum hat sie mich aus meinem Bett geholt? Ramon und Amadeo liegen bei der Tür. Warum stehen sie nicht wieder auf? Der Weihnachtsbaum ist umgestürzt. Überall auf dem Boden sind Scherben von den Kugeln und schmelzender Schnee. Quichotte rennt auf uns zu. Die Zähne gefletscht. Stürzt sich knurrend auf Tante María. Ein Schuss. Er jault auf, wird noch im Sprung zurückgerissen, schlägt hart auf den Boden, bewegt sich nicht mehr. Sein Fell, überall rot …
    »Neeeeeiiiin!« Quichotte! Quichotte! Neinneinnein! Ich versuche mich loszureißen. Tränen laufen mir

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