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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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übers Gesicht. Warum lässt Tante María mich nicht zu Quichotte? Warum sind die Männer hier?
    Einer von ihnen hat Anita den Hals durchgeschnitten. Sie fällt einfach zu Boden, als er sie loslässt. Ihre Augen sind weit aufgerissen. Wer backt jetzt Schokoladenkuchen?
    »Neeeeeiiiin!« Ich winde mich in Tante Marías Griff. Schluchze hilflos, schreie.
    »Komm schon, du kleines Aas.« Sie zerrt an meinem Arm. Wieder Schüsse. Santos fällt gegen den Flügel. Reißt die Weihnachtsdecke und die Geschenke und die Plätzchen mit sich zu Boden.
Rührt sich nicht mehr. Seine Pistole schlittert auf uns zu. Die Luft knistert vor Magie. » Chimo! Chimo!«
    Er dreht sich um, auf der Treppe, wo er mit einem anderen Mann gekämpft hat. Einem Mann mit langen Reißzähnen. Länger als Quichottes.
    »Komm schon!« Tante María zerrt mich zur Tür.
    »Neinneinnein! Chimo! Nein!« Ich beiße sie in die Hand, mit der sie mich festhält. Sie schreit, lässt mich los. Ich renne zur Treppe. Chimo stößt dem Mann die Finger vor die Brust, kommt mir entgegen, noch während der Mann zusammenbricht.
    »Lauf, Luz!«
    Wieder Schüsse. Zwei. Chimo stolpert auf der letzten Stufe, fängt sich, fällt dann doch auf die Knie. Auf seinem Pyjama sind plötzlich zwei rote Flecken. Er drückt die Hand auf die Brust, dort, wo die Flecken sind, zieht sie wieder weg, schaut darauf, schaut mich an. Irgendwie erstaunt. »Luz … « Er kippt zur Seite, versucht sich noch abzustützen. Seine Hand rutscht unter ihm weg. Dann liegt er auf dem Boden.
    »Chimo! Chimo!« Ich falle neben ihm auf die Knie. Unter ihm ist eine Pfütze. Sie ist rot. Sie macht den Stoff meines Nachthemdes nass.
    Er blinzelt, als könnte er mich nicht richtig sehen. Das Atmen scheint ihm wehzutun. Die Flecken auf seinem Pyjama werden immer größer. »Luz …« Seine Augen huschen umher, kehren zu mir zurück.
    »Steh auf, Chimo, steh auf!« Ich versuche, ihn vom Boden hochzuziehen, schluchze hilflos, wimmere. Er ist zu schwer für mich. »Steh auf, Chimo, steh doch auf!« Tante María kommt auf uns zu. In der Hand hat sie die Pistole. Plötzlich packt er meinen Arm, als hätte er Angst. Mein Chimo hat keine Angst, neinneinnein.
Sein Daumen drückt auf die Innenseite meines Handgelenks, da, wo man die Adern sehen kann. Ich kann nicht verstehen, was er sagt … »Steh auf, Chimo!«
    Tante María reißt mich auf die Füße. Chimos Hand löst sich von meinem Handgelenk. – Im selben Augenblick wird alles schwarz.
     
    »Chimo …«
    »Ich bin hier, mi luz.« Die Stimme war anders, dunkler. Aber es war immer noch dieselbe.
    »Was … Was …« Ich zitterte am ganzen Körper. So viel Blut. Da war so viel Blut.
    »Deine Erinnerungen.«
    »Sie … sie hat dich erschossen. Tante María hat dich erschossen. «
    »Nicht ganz. Aber beinah.«
    »Quichotte …«
    »Ja. – Aber es ist vorbei. Lange vorbei.«
    »Ich … ich …«
    »Willst du sie wiederhaben? Deine Erinnerungen? Ich habe sie dir damals genommen, ich kann sie dir auch wiedergeben.«
    »Warum …? Warum hast du …?«
    »Ich wollte dir nur das Grauen nehmen. Dabei habe ich alles ausgelöscht. Ich wollte es nicht. Wenn du willst, kann ich sie dir wiedergeben. Da ist noch viel mehr. Aber es ist nur ein ›Alles oder Nichts‹. Du musst es mir nur sagen. Jetzt. Ansonsten wird alles so sein, wie es bisher war. Du wirst dich nicht an deine Zeit bei uns erinnern. Nicht an die Nacht, als María kam, um dich zu holen …«
    Das Atmen tat weh. Aber nicht, weil er so entsetzlich dicht
hinter mir stand. In meiner Brust brannten Tränen, die ich nie geweint hatte.
    »Ich will mich erinnern!« Die Worte zitterten. Da war so viel Blut … Anita … ihr Mann Santos …
    »Sicher?«
    »Ja.« Es war nur ein Schluchzen.
    »Es wird wehtun«, warnte er leise.
    »Ich will mich erinnern.«
    »Dann sollst du es.« Im nächsten Moment schrie ich auf, als er meine Hände unvermittelt gegen die Scherbenkanten drückte. Mein Blut vermischte sich mit dem Wasser, seinem. Und dann löste er meinen Griff wieder von der Spiegelscherbe. Sie fiel, prallte klirrend auf den Boden. Wasser, Blut und unzählige winzige Scherben spritzten durch den Raum.
    Ich ging in die Knie, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt. Für eine Sekunde schien mein Kopf explodieren zu wollen, zersplittern wie das Stück Spiegel, ertrank ich in einer Flut von Bildern, Gefühlen, Tränen und Lachen. Ich schrie wieder, presste die Hände gegen die Schläfen. Schrie, schrie … Joaquíns Arme

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