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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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packen.« Ich war selbst verblüfft, dass ich ihn in Schutz nahm. Joaquín ging es nicht besser, er erholte sich allerdings ziemlich schnell davon.
    »Da hörst du es. Sie lässt mich nur nicht.«

    »Und Sonnencreme hatten wir dabei«, schickte ich hastig hinterher. Wenn auch viel zu spät.
    Rafael verbiss sich offenbar jeden weiteren Kommentar. Seine Miene jedoch sprach ganze Bibliotheken.
    Hinter ihm stand Cris immer noch halb in der Terrassentür. Sehr still. Beinah … blass. Er schaute zu mir her. Irgendwie … besorgt. Und zugleich fast … schuldbewusst. Warum? Weil wir heute noch kein Wort miteinander gewechselt hatten? Wegen unserer Auseinandersetzung gestern früh? Oder den Dingen, die er vorgestern Nacht zu mir gesagt hatte? Ich lächelte ihn an. Er zögerte, erwiderte es schließlich schwach. Doch es war schlagartig wieder von seinen Lippen verschwunden, als Joaquíns Blick von mir zu ihm ging.
    Rafael räusperte sich leicht übertrieben. Der Laut ließ mich zusammenzucken. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie Soledad den Kopf zur Seite geneigt hatte und mich ansah. Nein, zwischen mir und Joaquín und Cris hin und her sah. Auch durch Joaquín schien ein Ruck zu gehen. Er nickte Fernán und ihr zu. »Vielleicht sollten wir anfangen.«
    Allein bei dem Gedanken daran, was hier gleich geschehen würde, verkrampfte sich etwas in meinem Inneren. Hastig räumte ich Papier, Alben, Spieluhr und Schmuckkästchen wieder in die Kiste und nahm sie in die Arme. Mr Brumbles lag zuoberst.
    »Ich gehe dann …«, murmelte ich. Soledads Augenbrauen schossen in die Höhe. Ich tat so, als hätte ich ihr Erstaunen nicht bemerkt, und eilte die Treppe hinauf. Rafael trat beiseite, um mich vorbeizulassen. Doch Joaquíns Hand an meinem Arm stoppte mich. Ich schaute ihn nicht an.
    »Du kannst gern zusehen, wenn du magst.« Das gleiche
Angebot, das er mir schon in seinem Laboratorium gemacht hatte.
    »Ich …«, setzte ich an, doch dann schüttelte ich nur den Kopf. Ohne selbst zu wissen, was ich damit sagen wollte.
    Cris hatte sich von der Tür gelöst, blieb jetzt aber knapp hinter Joaquín stehen. Ich hörte, wie er scharf Atem holte. »Aber nicht von hier unten. Wenn, dann nur von der Terrasse vor ihrem Zimmer aus. Hier unten ist es zu gefährlich.«
    Joaquín stieß einen ungeduldigen Laut aus, der eindeutig seinem Bruder galt. »Lucinda?«, fragte er dann noch einmal.
    Wieder schüttelte ich den Kopf, noch immer ohne ihn anzusehen, drängte mich zwischen ihm und Cris hindurch und flüchtete ins Innere des Hauses. Ich blieb erst wieder stehen, als ich mein Zimmer erreicht hatte.
    Mit meiner Kiste verkroch ich mich auf mein Bett. Zog wie zuvor Mr Brumbles auf meinen Schoß. Und starrte auf ihn hinab. Mein Herz klopfte.
    Rosa war da. Der Vorhang vor der Tür zu meiner Terrasse wirbelte auf. Ich drückte Mr Brumbles fester an mich. Früher hatte ich sie anders gespürt. War sie beinah wie eine reale Person für mich gewesen.
    »Was willst du, Rosa?« Meine Stimme klang schwach.
    Wieder wirbelte der Vorhang auf.
    »Ich möchte nicht da hinausgehen.« Ich wollte schon. Ich konnte mir nur selbst nicht erklären, warum ich es nicht mehr nicht wollte. Wovor hatte ich Angst? Oder keine Angst mehr?
    Das Wirbeln wurde ungeduldiger. Störrisch schüttelte ich den Kopf. Diesmal peitschte der Vorhang regelrecht in die Höhe. Krachend flogen die Schranktüren auf und wieder zu. Ich zog die Schultern hoch. Die Spieluhr bebte, spielte ihr ›Somewhere
over the Rainbow‹, obwohl ich sie nicht neu aufgezogen hatte. Meine ganze Kiste bebte, rutschte Richtung Bettrand.
    »Das wagst du nicht!« Hastig griff ich nach ihr. Sie machte einen kleinen Satz. Ich erwischte sie im letzten Moment. Der Deckel des Schmuckkästchens flog auf. Jetzt zuckte sein Inhalt. Mr Brumbles Beine bewegten sich. Wieder krachten die Schranktüren auf und zu. Und wieder. Und wieder. Immer weiter. Die Primaballerina wackelte, als hätte sie Schluckauf.
    »Also gut! Hör auf! Ich tu’s ja!«, schrie ich gegen den Lärm.
    Schlagartig herrschte Stille.
    »Lieber Himmel, warum ist dir das so wichtig, dass du dich wie ein elender Poltergeist aufführst?« Ich zog meine Kiste zurück in die Mitte des Bettes, während ich mich gleichzeitig zu seinem Rand schob. Natürlich bekam ich keine Antwort. Als ich zur Tür gehen wollte, landete eines meiner Kissen neben mir auf dem Boden. Der Vorhang wirbelte erneut auf.
    »Schon gut, ich nehm es ja mit.« Was auch immer Rosa wollte. Solange

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