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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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und er würde es mir nicht übel nehmen, wenn ich Nein sagte. Fernán hielt, was er vorhatte, für Wahnsinn. Aber er würde es trotzdem tun. Notfalls auch allein. Hinter mir schlug die Terrassentür so heftig auf und zu, dass das Glas klirrte.
    Ich holte tief Luft. »Also gut!«, nickte ich nach einem weiteren Moment.
    Unten presste Cris die Lippen zu einem Strich zusammen.
    Joaquín streckte eine Hand nach mir aus. »Dann komm, mi vida.«
    Bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, stieß ich mich von der Brüstung ab und überquerte die Terrasse. Rosa empfing mich direkt an der Glastür.
    »Ich hoffe, du bist zufrieden?«
    Der Vorhang bauschte sich sanft.
    Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, was ich gleich tun würde, während ich nach unten ging. Das änderte nichts daran, dass mein Herz direkt in meiner Kehle zu klopfen schien.
    Als ich auf die Terrasse trat, war Joaquín nirgends zu sehen. Irgendjemand hatte die Kerze gelöscht. Soledad kam auf mich zu. Offenbar hatte sie meinen suchenden und dann verwirrten Blick bemerkt.
    »Er ist gleich zurück. Er wollte nur noch etwas holen. Und du musst wirklich keine Angst haben.«
    Ich nickte. Nicht, dass mein Herzschlag sich beruhigt hätte. »Herzlichen Glückwunsch zu dem Baby.«
    »Danke.« Stolz und zärtlich zugleich strich sie über ihren Bauch. »Wobei ich nicht weiß, ob ich die nächsten Monate wirklich so ›glücklich‹ sein werde.«
    Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Warum?« Freute sie sich
nicht auf das Kind? Eben hatte es noch so gewirkt, als könnte sie sich nichts Schöneres vorstellen.
    »Fernán wird sich wahrscheinlich aufführen, als sei ich nicht schwanger, sondern todkrank. Er hat mich eben schon gefragt, ob mir nicht zu kalt ist und ich eine Decke haben möchte.« Sie verdrehte die Augen. »Eine Decke! Kannst du dir das vorstellen? Man könnte meinen, die Temperaturen seien gerade mit einem Schlag unter null gefallen und wir hätten plötzlich Minusgrade. Ein bisschen bemuttert und gehätschelt zu werden, ist ja zuweilen ganz angenehm. Aber ich fürchte, auf Dauer wird er mich damit in den Wahnsinn treiben.« Mit einem spöttischen Schnauben schüttelte sie den Kopf. »Und Joaquín wird nicht viel besser sein.«
    Sie mochte ihn. Das war unübersehbar. Etwas in mir regte sich. Es war wie ein kleiner Stich. Was würde sie sagen, wenn sie wüsste, dass ich morgen wieder von hier fortgehen würde? Und nicht vorhatte, jemals zurückzukommen. »Kennst du ihn wirklich schon so lange? – Joaquín, meine ich.«
    »Du meinst wegen Fernáns Bemerkung mit den Schnullern?« Sie hakte sich bei mir unter, zog mich zur Einfassung der Terrasse und setzte sich darauf.
    »Ja.« Ich hatte gar keine andere Wahl, als neben sie zu sinken.
    »Na ja, nicht ganz so lange.« Ihre Zehennägel glänzten. Ich sah auf meine und wünschte mir abermals, ich hätte sie mir lackiert. »Ich würde sagen, es war eher schon das Kindergartenalter und ich habe ihm nicht den Schnuller gestohlen, sondern Kekse.« Sie seufzte sehnsuchtsvoll. »Anita hat immer ganz wunderbare Schokoladenkekse gebacken, wenn ich zu Besuch hier war.«
    Bis ihr die Kehle durchgeschnitten wurde. Meinetwegen.
Unsicher schaute ich sie von der Seite an. Also war Soledad auch auf Santa Reyada gewesen? Ich konnte mich nicht an sie erinnern. Und ihre Begrüßung vorhin hatte geklungen, als wären wir uns noch nie zuvor begegnet. »Wann war das?«
    »Ein paar Jahre bevor du nach Santa Reyada kamst.« Also kannten wir uns tatsächlich nicht. »Meine Familie hat auch schon die ein oder andere Blutbraut hervorgebracht und ich glaube, eine ganze Zeit hat der alte de Alvaro gehofft, ich würde für einen seiner Söhne passen. Tat ich aber nicht. Weder für Joaquín noch für Cris. Trotzdem hat er mich unter seine Fittiche genommen. Wahrscheinlich ging es ihm darum, zu kontrollieren, wer sich für mich interessieren durfte. Es gab ein paar Angebote für mich, aber wirklich bedrängt hat mich nie jemand. Das hätte bedeutet, sich mit Estéban de Alvaro anzulegen, und das hat keiner gewagt. Er hat mir auch das College finanziert.« Sie gluckste. »Ich glaube, das hat er irgendwann bitter bereut.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich Fernán dort kennengelernt habe.« Ihr Blick wurde verträumt. »Von Anfang an war klar, dass ich nur ihn wollte. Und er nur mich.« Für eine Sekunde glitt Ärger über ihre Züge. »Ich weiß nicht, wer es war, aber irgendjemand hat ihm gesteckt, dass ich, eine Blutbraut, mit einem aus

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