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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ließ das Handy sinken. Vor den getönten Scheiben huschten Geröllboden und Felsen vorbei, lösten sich ab mit kleinen Wäldchen aus Joshua Trees und Büschen. Das Gras war so trocken, dass es den Namen nicht mehr verdiente. Sie brauchten Regen. Unbedingt. Erbarmungslos stach die Sonne grell vom
Himmel herab. Der Nacht-Kristall brannte wie Eis auf seiner Haut. Er griff neben sich und ließ die Trennscheibe herunter.
    »Hernan.«
    »Sí, Patron?« Der Fahrer sah ihn im Rückspiegel an.
    »Dreh um. Bring mich nach Hause.«
    »Sí, Patron. Sehr gerne.« In den Augenwinkeln des älteren Mannes erschienen unzählige Fältchen – die gleich darauf wieder verschwanden. »Patron?«
    Auf halbem Weg nach oben hielt er die Trennscheibe an, senkte sie wieder ein Stück. »Sí, Hernan?«
    »Ich hoffe, María schmort in der tiefsten Hölle für das, was sie getan hat.«
    »Ich auch, Hernan.« Allerdings traf ihn daran auch ein gerütteltes Maß an Schuld – wie man es drehte: Er hatte damals bei dem Mädchen versagt, das alles für ihn bedeutete. »Bring mich nach Hause«, wiederholte er müde.
    »Sí, Patron.«
    Er ließ die Trennscheibe endgültig zugleiten. Dass Luz auf Santa Reyada war, änderte nichts an seinen Plänen. Zumindest nicht, wenn kein Wunder geschah. Und an Wunder hatte er nie geglaubt. Teufelspakt hin oder her.
    Entschieden klickte er sich durch die Kontakte seines Handys und rief Luis de las Parras’ Nummer auf.
    Schon nach dem dritten Klingeln erklang ein unwilliges »Ja?«.
    »Luis? – Joaquín hier.«
    »Joaquín? Was kann ich für dich tun?« Schlagartig hatte sich Luis’ Tonfall geändert. Jetzt klang der Patron der las-Parras-Familie schmeichelnd.
    »Ich wollte dich nur darüber informieren, dass ich heute nicht zu unserem Treffen erscheinen werde. Und auch morgen
werdet ihr auf mich verzichten müssen. Ich muss mich um einige persönliche Dinge kümmern. – Richte auch den anderen mein Bedauern aus.«
    »Persönliche Dinge? Du hast die Berichte vorliegen … Was könnte wichtiger sein als deine Pflicht der Hermandad gegenüber? Wir haben dieses Treffen nur deinetwegen hier an der Westküste einberufen.« Die Missbilligung war in Luis’ Stimme nicht zu überhören. Niemand, auch nicht Joaquín de Alvaro, sagte ein Treffen der mächtigsten fünf Patrones ab. Außer vielleicht der Teufel persönlich.
    »Das ist meine Sache, Luis. Ihr werdet das Treffen ohne mich zu Ende bringen müssen. Ich bin im Augenblick auf Santa Reyada nicht abkömmlich.«
    »Joaquín, das kannst du nicht …«
    »Doch, ich kann. Wie du siehst.« Er bemühte sich nicht mehr darum, auch nur ansatzweise höflich zu klingen.
    »Joaquín, was auch immer so wichtig ist, es kann wohl kaum wichtiger sein, als die Nosferatu in ihre Schranken zu weisen. Du weißt, dass wir es ohne dich nicht schaffen können, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Ihre Übergriffe werden immer brutaler. Wir müssen die Unseren beschützen. Und wer könnte uns dabei besser helfen als du? Deine Domäne hat die wenigsten Toten zu beklagen. Und das, obwohl sie mit San Francisco, Los Angeles, San Diego und dem gesamten Umland bis zu dir hinaus nach Santa Reyada eine der größten ist.« Luis’ Tonfall war erneut schmeichelnd geworden. »Wenn es darum geht, dass du eine Entschädigung für deine Unterstützung verlangst … Es lässt sich sicherlich über alles reden.«
    Eine ›Entschädigung‹. Joaquín verzog abfällig den Mund. Ja, natürlich, in der Hermandad hatte alles einen Preis. Dummerweise
konnten sie seinen nicht bezahlen. Keiner von ihnen konnte die Zeit zurückdrehen. Oder verhindern, dass er mit jeder Nacht mehr zu einer Bestie wurde. Das konnte nur Luz.
    »Ich bedaure, Luis, aber es bleibt dabei: Ihr werdet das Treffen ohne mich zu Ende bringen müssen.«
    Einen Augenblick herrschte Stille, dann: »Die anderen werden nicht erfreut sein. Das wird Konsequenzen haben …«
    »Wenn du meinst. Aber ich hoffe, dir ist bewusst, wem du gerade drohst.«
    Luis holte scharf Atem. »Du verstehst das falsch. Das war keine Drohung, Joaquín …«
    »Dann ist es gut. – Ich melde mich, sobald es mir meine Zeit erlaubt, Luis. Bis dann.« Er drückte den anderen weg, bevor der noch irgendetwas erwidern konnte. Was auch immer Luis gesagt hatte: Natürlich waren seine Worte eine Drohung gewesen. Er hatte sich nur darauf besonnen, dass es vielleicht tatsächlich besser war, so etwas nicht offen gegen ihn auszusprechen. Aber Konsequenzen würde es haben, dass er

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