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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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und der Auffahrt Windung um Windung nach oben folgte. Ohne auch nur eine Sekunde vom Gas zu gehen. Ein Parkdeck nach dem anderen blieb hinter uns zurück. Die Reifen des Lamborghini quietschten auf dem Asphalt. Ich umklammerte den Griff meiner Tür mit jeder Kehre fester. Immer wieder sah ich zu Joaquín hinüber. Doch der starrte nur vor uns auf die Fahrbahn. Geradezu verbissen.
    Mir war schwindlig, als wir die Plattform ganz oben endlich erreichten.
    Joaquín lenkte den Lamborghini an den Rand, brachte ihn zum Stehen und schaltete den Motor aus. Über die Dächer der
Häuser unter uns hinweg konnte man das Meer sehen. Nur eine Reihe trennte uns anscheinend vom Strand.
    Ich stieß meine Tür auf und stieg mit weichen Knien aus, sog tief die salzige Luft ein, um das Schwindelgefühl loszuwerden. Der Ausblick von hier oben war traumhaft. Waren wir deshalb hier? Abgesehen von uns war das Parkdeck verlassen. Nur ein geschlossener Transporter stand ein kleines Stück weiter an der Leitplanke in die Tiefe. Verwirrt runzelte ich die Stirn. War das nicht der Gleiche, in den Jorge mit seinen Männern die Kisten geladen hatte? Hatte der nicht auch einen solchen Kratzer am Kotflügel gehabt? Das schmutzige Grau stimmte auf jeden Fall.
    Joaquín war ebenfalls ausgestiegen und kam um das Heck des Lamborghini herum auf meine Seite, trat hinter mich. Ich wollte mich zu ihm umdrehen … In der gleichen Sekunde presste er mir ein Tuch vors Gesicht. Mein erschrockener Atemzug war ein Fehler. Ein stechend süßer Geruch drang mir in Mund und Nase. Ich krallte die Finger in seinen Arm. Zerrte daran. Versuchte es zumindest.
    Er drückte mir das Tuch nur fester vors Gesicht.
    »Lo siento, mi vida.« Sein Atem schlug gegen meinen Hals. Dann verschlang mich die Schwärze.

33
    W arum sollten wir dir glauben, de Alvaro? Jeder Einzelne von uns ist mächtig. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, das noch …«
    »Es gibt sie. Mehr müsst ihr nicht wissen.« Er lächelte Silvio Miani herablassend an, sah dann von einem zum anderen. »Überlegt euch eure Antworten gut. Ich mache euch diesen Vorschlag nur einmal.« Nachlässig hob er sein Glas an die Lippen, nahm einen Schluck. Exquisit diese Mischung. Das Rauchige des Whiskys mit einem Hauch von Blut. »Und glaubt mir: Ihr wollt nicht auf der falschen Seite stehen, wenn es so weit ist, Brüder.«
    Ein abfälliges Schnauben. Mateo Ivarra. Natürlich.
    »Und du erwartest tatsächlich, dass wir nur auf ein paar vage Andeutungen hin einem solchen Bündnis zustimmen, de Alvaro? « Raul de las Parras schüttelte den Kopf, verzog verächtlich das Gesicht. Die Narbe, die es auf der linken Seite spaltete, verwandelte es dabei noch mehr in eine Fratze. Gerüchteweise verdankte er sie niemand anderem als seinem Enkel. »Das glaube ich erst, wenn ich entweder weiß, wie du deine Macht zu vergrößern gedenkst, oder ich den Beweis dafür mit eigenen Augen sehe. Und bis dahin bin ich nicht bereit, irgendeine deiner Forderungen anzuerkennen.«

    Neben de las Parras nickte Ivarra. Ebenso wie die beiden anderen Nosferatu, die um den Tisch saßen. »Ich halte es genauso. Du bluffst, de Alva…« Er sah auf und an ihm vorbei.
    »Perdóne usted, Patron …« Einer seiner Diener trat neben ihn und verneigte sich, ein Handy in der Hand.
    »Was gibt es?« Unwillig wandte er sich ihm zu.
    »Ein Anruf.« Beinah ehrfürchtig sah der gerade erst zum Nosferatu gewordene Hexer zu den anderen, räusperte sich. »Der Junge. Er sagt, es sei dringend.«
    »Ihr entschuldigt mich einen Moment, Brüder.« Unter ihrem höflichen Gemurmel schob er seinen Stuhl zurück, nahm seinem Diener das Handy ab und verließ den Raum. Ein paar Meter den Gang hinunter blieb er stehen, hob es ans Ohr. Er sollte den Michelangelo von hier in sein eigentliches Heim bringen lassen. Das Bild war zu schade, um es wie alles andere nach diesem Treffen mit seinen ›Brüdern‹ aufzugeben. »Was gibt es, Cristóbal? Im Augenblick ist es äußerst un…«
    »Sie ist weg!«
    »Wie bitte?«
    »Lucinda, sie ist verschwunden. Und Joaquín auch.«
    Lautlos fletschte er die Fänge. Dieser kleine Stümper. »Was soll das heißen, Cristóbal, ›verschwunden‹? Wovon sprichst du?«
    »Das sage ich doch gerade. Lucinda und mein Bruder sind fort. Ich habe ganz Santa Reyada abgesucht …«
    »Wie lange?«
    »Ich weiß es nicht. Vorgestern Abend habe ich Lucinda zum letzten Mal gesehen. Joaquín ein paar Stunden später in der Nacht noch einmal. Zuerst dachte ich, er

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