Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
schleifte mich weiter, schob mich über einen verwirrend hohen Schweller auf einen Rücksitz, schloss lautlos die Tür, wechselte auf die Fahrerseite. Zwischen den Ungeheuern beugte er sich ein wenig vor, hielt
ihnen die Arme entgegen. Blut sickerte darüber, tropfte auf den Boden. Sie drängelten sich um ihn, leckten es ab, schnappten nacheinander. Immer wieder bleckte er die Zähne, scheuchte sie zurück, bis er sich unvermittelt bückte und irgendetwas auf den Boden kritzelte. Die Bestien jaulten auf, Risse fraßen sich von einer Sekunde zur nächsten durch ihre Körper wie durch vertrocknete Erde. Eine stürzte sich auf ihn, zerfiel noch im Sprung zu Staub. Von den anderen blieb nicht viel mehr zurück. Und selbst das ließ er vom Wind davontreiben.
    Schließlich drehte er sich um, kam auf den Wagen zu. Ich wich auf die andere Seite zurück, als er die Hand nach dem hinteren Türgriff ausstreckte. Einen Moment sah er mich durch die getönte Scheibe an. Und stieg vorne ein.
    Rafael glitt auf den Fahrersitz. »Zumindest hatte sie genug Verstand, Wasser mitzunehmen.« Er warf die leere Flasche achtlos in den Fußraum der Beifahrerseite und startete den Motor. Wann hatte er sie aufgehoben? Ich hatte noch nicht einmal mehr sagen können, wo genau ich sie fallen gelassen hatte, als diese ›Dinger‹ zum ersten Mal über mich hergefallen waren. Selbst wo meine Tasche abgeblieben war, wusste ich nicht. Die Klimaanlage erwachte zum Leben und verbannte die Hitze endgültig nach draußen. Die plötzliche Kühle ließ mich frösteln.
    Ein abfälliges Knurren von ihm. »Welcher Verstand?« Er drehte sich zu mir um, musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. Sie waren dunkel. Fast schwarz. Nur um die Pupille herum: ein heller Ring, nahezu farblos. Unwillkürlich drückte ich mich tiefer in die Ecke, tastete nach dem Türgriff. Er zischte. »Denk nicht mal dran. Noch einmal pfeife ich sie nicht zurück. « Hastig nahm ich die Hand weg. »Wenn sie Verstand
hätte, wäre sie auf Santa Reyada geblieben. – Auf dem Boden neben dir ist Wasser. Trink!« Noch immer maß er mich auf diese scharf prüfende Art. Auch dann noch, als ich die Plastikflasche aufhob, öffnete und tat, was er mir befohlen hatte. Der Wagen setzte sich in Bewegung, beschrieb einen weiten Bogen.
    »Sie waren nicht gerade begeistert, als du sie zurückgeschickt hast.« Rafael sah kurz zu ihm hin.
    »Das war mir von Anfang an klar.« Seine Augen hingen noch immer auf mir. Ich schob das Kinn vor, gab seinen Blick kalt und wütend zurück, versuchte, nicht gänzlich eingeschüchtert zu wirken. Für eine Sekunde schienen sich seine Lippen in mildem Spott zu kräuseln. Seine Eckzähne waren zu lang. Er hob eine Braue.
    »Werden die Biester noch Probleme machen?« Mit einem leisen Fluch wich Rafael einem besonders tiefen Schlagloch aus.
    »No.« Er sah mich weiter an, streifte das Jackett ab, reichte es mir nach hinten. »Hier!« An seiner Hand blitzte ein Siegelring mit einem tiefroten Stein. Ein seltsam anmutender Vogel erhob sich darauf aus etwas, das wie stilisierte Flammen aussah. Sollte das ein Phönix sein? Seine Unterarme waren blutverschmiert.
    Widerstrebend legte ich es um meine Schultern. So zerrissen war mein Shirt nun auch wieder nicht. In die Ärmel zu schlüpfen, sparte ich mir. In dem weichen und vermutlich unglaublich teuren Stoff hing ein frischer und zugleich irgendwie warmer Geruch – Orange, Zimt und … Nelken –, ebenso wie die Wärme seines Körpers.
    Abermals ein kurzer Blick Rafaels von der Seite zu ihm hin. »Alles in Ordnung bei dir?«
    Endlich wandte er sich nach vorne. »Sehen wir einfach nur zu, dass wir nach Hause kommen.«

    Zurück in mein Gefängnis. Ich zog das Jackett enger um mich. In meinem Knöchel saß ein Pochen. Offenbar war ich einmal zu oft umgeknickt. Vielleicht sollte ich dankbar sein, dass ich den Schmerz erst jetzt spürte. Verstohlen beugte ich mich vor und schob das Hosenbein ein wenig in die Höhe. Zu sehen war nichts, aber das musste bei mir nichts heißen. Ein weiteres Schlagloch schüttelte den Wagen und stieß mich gegen die Tür. Auf dem Beifahrersitz stützte er sich mit einer Hand am Armaturenbrett ab, schaute zu mir zurück, runzelte die Stirn.
    »Ist etwas mit deinem Bein?«
    Ich strich meine Hose glatt, richtete mich wieder auf, lehnte mich in meine Ecke und sah demonstrativ aus dem Fenster. Ohne zu antworten. Mit einem Grollen wandte er sich erneut ab. Rafael warf mir einen Blick im Rückspiegel zu,

Weitere Kostenlose Bücher