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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sich. Die zwei übrigen waren hinter den Wagen, die ihnen am nächsten waren, in Deckung gegangen. Feuerten über Motorhauben und Autodächer hinweg. Ebenso wie Enrique. Auf beiden Seiten der Kirche erklangen Rufe und Schreie in der Dunkelheit. Die näher kamen. BlamBlamBlamBlam. Blam. Blam. BlamBlam. Blam.
    »Lauf!« Rafael sah sich noch nicht einmal nach mir um, schoss einfach weiter. Im letzten Moment dachte ich an die zerfallene Treppenstufe, stürzte in die Kirche, stolperte hinter der Tür gegen die nächste Wand, drückte mich dagegen, duckte mich unwillkürlich, weil draußen immer noch Kugeln in die Mauer schlugen. Rafael war direkt hinter ihr in Deckung gegangen, wechselte gerade eiskalt Magazine. Beängstigend routiniert.
    ›Bist du übergeschnappt?‹, wollte ich ihn anschreien. ›Hättest du mich nicht ein klitzekleines bisschen in diesen Wahnsinnsplan einweihen können?‹, ›Wann hast du ihn überhaupt gefasst?‹ – und – ›Gab’s bei diesem Irrsinn eigentlich auch einen Plan B?‹, doch ich brachte von einem Atemzug zum anderen keinen Ton mehr heraus. Sechs Männer hatten sich nahezu gleichzeitig zu mir umgedreht und starrten mich an. Meine Lungen zogen sich schlagartig zusammen: Hexer der Hermandad. Vampire. Jeder einzelne. Und zwischen ihnen … Joaquín.

    »Nein!« Ich merkte noch, dass Rafael nach mir griff, als ich vorwärtsstürmte, doch es war Tomás’ Arm um meine Mitte, der mich letztlich aufhielt. Kreischend und um mich schlagend.
    Er lag auf den Knien, die Arme schlaff an der Seite, den Kopf halb auf die Schulter und in den Nacken gesunken. Die Augen vollkommen leer. Wie eine Marionette, die nur noch von ihren Fäden in dieser Position gehalten wurde. Fast genau dort, wo ich damals die Nacht in dieser Kirche zugebracht hatte. Irgendwann musste Blut von seiner verletzten Hand auf die Steinplatten darunter getropft sein. Der Bannkreis um ihn herum waberte und flackerte, das einzige Licht in der dunklen Kirche, warf unruhige Schatten auf alles. Die Schüsse draußen hatten geendet.
    »Nein! Nein, das dürft ihr nicht!« Mit aller Kraft stemmte ich die Hände gegen Tomás’ Unterarm, versuchte, ihn von mir wegzudrücken, wand mich, grub ihm die Fingernägel in die Haut.
    Er zischte, drückte mich nur noch fester an sich, fluchte: »Kleines Biest.«
    »Aufhören! Hört auf damit! Macht, dass es aufhört!« Mit jedem Wort wurde meine Stimme mehr zu einem Heulen.
    Ich bekam kaum mit, wie Rafael hinter mir aufkeuchte, weil ihn einer der Hexer nur mit einer Bewegung gegen die Wand nagelte, wie gleich darauf irgendjemand hinter mir »Du Mistkerl« fauchte und es zwei Mal klapperte, als wäre etwas Metallisches zu Boden gefallen. Dann ein Klatschen.
    Rafael stöhnte etwas, das wie »Feigling« klang, und dann, lauter: »Ihr macht einen Fehler. Joaquín …« Wieder ein Klatschen.
    »Schluss damit!«, befahl einer der Hexer links von mir, während
ein Teil der anderen mich weiter anstarrte und einer »Escondera« ächzte. Außer Tomás kannte ich keinen von ihnen. Ich wollte auch keinen kennen, selbst wenn sie genau zu wissen schienen, wer ich war. Ich hatte nur Augen für Joaquín. Der sich gerade mit einem Röcheln aufbäumte, nur um gleich darauf ein Stück weiter vornüberzusacken.
    »Nein!« Meine Stimme kippte. »Es soll aufhören! Ihr dürft das nicht.« Ich zerrte heftiger an Tomás’ Arm. »Er hat doch nichts getan.«
    »Nichts getan?« Tomás stieß erneut ein Zischen aus. »Schau ihn dir an, er ist ein elender Nosferatu!«
    »Nein, das stimmt nicht. Er … seine … Augen sind noch gar nicht vollständig farblos … Ihr irrt euch.«
    »Lügnerin.«
    Ich schrie auf, als Tomás mich noch härter an sich zog. »Nein!«
    Im Kreis hob Joaquín den Kopf ein winziges Stück.
    »De Silva!«, sagte einer der beiden Hexer auf meiner rechten Seite warnend.
    Der ignorierte ihn. »Die Wunden auf seinem Rücken sprechen aber eine ganz andere Sprache.«
    »Ich weiß doch, was ich sehe. Er ist noch nicht Nosferatu!« Ich trat um mich, erwischte Tomás mit der Ferse, entlockte ihm ein Grunzen.
    »Lassen Sie sie los, de Silva!«
    »Señorita Moreira, glauben Sie mir, keiner von uns tut das hier gern.« Ein anderer Hexer. Grauhaarig. Ich meinte, Rafael ein bitteres Schnauben ausstoßen zu hören. »Aber wir haben keine andere Wahl. Joaquín … Er kannte unsere Gesetze. Er hat zugestimmt.«

    »Er hatte es sich anders überlegt.« Meine Stimme verwandelte sich mehr und mehr in ein

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