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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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schüttelte den Kopf. Ich ignorierte beide.
     
    Wir erreichten Santa Reyada nicht über die große Zufahrt, die vor der Eingangstür endete, sondern über einen vergleichsweise schmalen, mit feinem Schotter bedeckten Weg, der zur hinteren Seite des Hauses führte. Denselben Weg, dem ich zu Anfang gefolgt war, als ich mich davongestohlen hatte.
    Er hielt mir die Tür auf. Ich übersah die Hand, die er mir anbot, um mir beim Aussteigen zu helfen. Während der Fahrt hatte er versucht, sich das Blut abzuwischen. Mit mäßigem Erfolg.
    Die Hitze traf mich wie ein Schlag. Heute Morgen war mir nicht klar gewesen, was mich dort draußen erwartete, aber jetzt … Jetzt wusste ich, wie grausam die Sierra war. Ein kleiner Teil von mir war froh, dass sie mich gefunden und zurückgebracht hatten. Allerdings nur ein sehr kleiner.

    Mein Knöchel trug mich gut genug, dass ich, ohne zu humpeln, laufen konnte. Rafael erwartete mich bereits an der Hintertür, stieß sie auf und ließ mich an sich vorbei. Dahinter herrschte angenehme Kühle. Lavendelduft wirbelte mir entgegen, schien beinah über mich hinwegzustreichen.
    In der Mitte der Küche blieb ich unschlüssig stehen. Die Anspannung kehrte zurück. Von einer Sekunde zur nächsten war die Enge wieder in meiner Brust. Was würde er tun, jetzt, da er mich wieder hier hatte?
    Für den Moment schenkte er mir nicht mehr als einen flüchtigen Blick, während er zum Spülstein unter dem Fenster ging, wo er das Wasser aufdrehte und sich daranmachte, sich das Blut endgültig von der Haut zu schrubben.
    Rafael hatte die Tür hinter ihm geschlossen, war ihm quer durch den Raum gefolgt und trat nun direkt neben ihn.
    »Jod?«, fragte er und öffnete bereits eine der Schranktüren aus hellem Holz über der Arbeitsplatte.
    »Nicht für mich.« Das Wasser, das in den Spülstein rann, war rot. »Aber für sie.« Ein Nicken in meine Richtung. Er murmelte etwas, das wie »¡Gracias, Rosa!« klang, als er nach einem Handtuch griff, von dem ich mich nicht erinnern konnte, dass es zuvor schon dort gelegen hatte, und sich vorsichtig abtrocknete. Schaudernd zog ich die Schultern hoch. Auf den Innenseiten seiner Unterarme waren Tätowierungen zum Vorschein gekommen, die ich zuvor unter dem Blut nicht bemerkt hatte und die sich von knapp oberhalb der Handgelenke bis etwa handbreit unter die Ellenbeugen erstreckten. Einzelne verschlungene Symbole, die einander nicht berührten. Soweit ich erkennen konnte, nicht nur in Schwarz; allerdings waren auch die anderen Farben so dunkel, dass ich nicht hätte sagen können, was
rot, blau oder grün war. Dazwischen sah die Haut aus, als hätte etwas mit fünf sehr scharfen Krallen tiefe, blutende Furchen hineingerissen. War es Zufall, dass die Tätowierungen selbst unversehrt geblieben waren? Neben ihm spielte Rafael mit einem Fläschchen aus braunem Glas herum, sah erwartungsvoll zu mir.
    Ich öffnete den Mund, um ihnen zu sagen, dass ich niemanden brauchte, der sich um mich kümmerte …
    »Lucinda, dem Himmel sei Dank …« Cris war plötzlich da, schloss mich in die Arme und drückte mich an sich. Ganz kurz glaubte ich, seine Lippen auf meinem Haar zu spüren. Doch dann ließ er mich hastig wieder los, trat sogar einen halben Schritt zurück. Seine Augen huschten über mich hinweg. Ich drehte mich um. Er sah zu uns her. Sein Blick war mörderisch.
    Ohne darüber nachzudenken, reckte ich das Kinn und schob mich vor Cris.
    Sein Mund verzog sich zu etwas wie einem Lächeln; hart, böse, spöttisch und zugleich seltsam bitter. Im nächsten Moment stieß er ein Schnauben aus, warf das Handtuch neben den Spülstein und stürmte aus der Küche.
    »Was ist passiert?« Cris trat wieder näher an mich heran. Offenbar wagte er es nicht, den Arm um mich zu legen. Dabei wünschte ich mir im Moment nichts sehnlicher.
    Rafael neigte den Kopf und studierte mich, als sähe er mich gerade zum ersten Mal. »Sie ist in die östlichen Wardings hineingelaufen«, meinte er nach einem Augenblick, während er zugleich das Fläschchen hinter sich auf die Arbeitsplatte aus Granit stellte.
    Mit einem Keuchen sog Cris die Luft ein.

    »Was sind das … Wardings?« Unsicher sah ich vom einen zum anderen.
    Die Antwort kam von Rafael. »Bannkreise. Sie umgeben Santa Reyada beinah vollständig. Eigentlich sind sie dazu gedacht, ungebetene Besucher und aufdringliche Touristen von hier fernzuhalten …« Er hob die Schultern. »Wie es scheint, funktionieren sie auch sehr gut in der anderen

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