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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Richtung.«
    Ein Knoten aus Übelkeit saß plötzlich in meiner Kehle. Auch wenn wir uns nicht mitten im Nirgendwo befunden hätten: Ich hatte nie eine echte Chance gehabt, von hier zu entkommen.
    Die großen gelben Blumen in der Vase auf dem Tresen aus Holz, Metall und Granit, der die Küche von dem sonnendurchfluteten Essbereich zwei Stufen tiefer trennte, wirkten mit einem Mal seltsam surreal.
    Rafael räusperte sich. »So wie du aussiehst, tigresa, würde ich vorschlagen, du gehst nach oben, nimmst eine Dusche oder vielleicht sogar ein heißes Bad und wir sehen uns deine Schrammen an, wenn du wieder ganz sauber bist. Es bringt nicht viel, wenn wir dich mit Jod malträtieren und du es danach gleich wieder abwäschst.«
    Ich stand einfach nur da und sah ihn an. Ich hatte nie eine echte Chance gehabt, von hier zu entkommen … Ich wollte nur eins: mich in irgendeine Ecke verkriechen – und hasste mich selbst dafür.
    »Tigresa?«
    Erschrocken blinzelte ich. Was hatte er gesagt? Ach ja.
    »Ich brauche keinen Babysitter.« Entschlossen streckte ich die Hand aus. Eine wortlose Aufforderung, mir das Fläschchen zu geben. Die Bewegung wirkte selbst auf mich hölzern.
    »Du musst hier niemandem irgendetwas beweisen, Tigresa …«
Er griff hinter sich, hielt es mir hin, ohne sich ansonsten zu rühren. Ich presste die Lippen aufeinander, ging zu ihm hinüber, um es ihm abzunehmen …
    »Lucinda! Ins Wohnzimmer!«
    Erschrocken fuhr ich herum, prallte zurück. Er stand in der Tür.
    »Joaquín …«, protestierte Cris halbherzig.
    Plötzlich war kalter Stein an meinem Rücken. Ich biss die Zähne zusammen. Wenn ich nicht von hier fortkam, was hatte ich dann zu verlieren? »Wie wäre es mit dem Zauberwort?« Mit beiden Händen umklammerte ich den Rand der Arbeitsplatte hinter mir.
    Er durchquerte die Küche, als seien nur er und ich im Raum, blieb ganz dicht vor mir stehen, lehnte sich zu mir. Ihm auch nur einen Inch weit auszuweichen, war unmöglich. »Ich habe kein Zauber wort für dich, dafür einen ganzen Zauber satz«, schnurrte er mir ins Ohr.
    Meine Lungen zogen sich zusammen. »Und der wäre?« Es war meiner Stimme anzuhören, dass mir die Luft fehlte. Abrupt zog er sich ein Stück zurück, trat beiseite.
    »Schaff deinen Hintern ins Wohnzimmer, ehe ich das für dich übernehme, mi flor.« An seinem Tonfall hatte sich nichts geändert.
    Cris keuchte. »So kannst du nicht …«
    Er drehte sich zu ihm um. Sein Blick genügte, um seinen Bruder zum Schweigen zu bringen – auch wenn der die Fäuste an den Seiten ballte. Gleich darauf hatte ich wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Das Wohnzimmer ist auf der linken Seite der Halle. Du erinnerst dich? Die Tür steht offen.« Seine Stimme war wieder zu dem Schnurren zurückgekehrt. »Also?«
    Ich drückte das Kreuz durch und hob das Kinn. Die Genugtuung, mich – wie auch immer – ins Wohnzimmer schleifen zu können, würde ich ihm nicht gönnen. Trotzdem schaffte ich es nicht, ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, während ich mich betont langsam an ihm vorbeischob. Doch ich hatte nicht geglaubt, dass es mir so schwerfallen würde, ihm dann tatsächlich den Rücken zuzuwenden, als ich die Tür erreichte. Der Ausdruck in Cris’ Gesicht sagte nur zu deutlich, was er von alldem hielt.
     
    Das Wohnzimmer war … schlicht. Zugegeben, um das Gemälde einer Wildpferdeherde vor einer Wüstenlandschaft an der einen Wand hätten sich vermutlich diverse Museen gerissen, und der aus grauem, rauem Stein gemauerte Kamin gegenüber der Tür war auch nicht zu übersehen, aber beides wirkte weder protzig noch fehl am Platz. Ebenso wenig wie die dicken, anscheinend handgewebten Teppiche auf dem wie dunkler Honig glänzenden Holzboden und die Sessel und die beiden Sofas, die um einen Tisch herum gruppiert standen, der aussah, als sei er aus einem einzigen Baumstamm geschnitten. Deckenhohe Fenster ließen das Sonnenlicht herein. Eigentlich. Im Moment waren Vorhänge davorgezogen.
    »Hinsetzen!«
    Er war direkt hinter mir; war es den ganzen Weg von der Küche bis hierher gewesen.
    Ich ließ mich auf den nächstbesten Sessel fallen, legte die Hände auf die Armlehnen aus hellem Holz, schaute zu ihm auf und bemühte mich, seinen Blick kalt zurückzugeben. Rafael lehnte mit der Schulter am Türrahmen. Cris stand neben ihm. Einen Moment sah er auf mich hinab, dann zog er sich
einen Hocker heran, der mit demselben Stoff wie Sessel und Sofas bespannt war, und setzte sich mir

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