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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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vier Jahren. Niemand weiß, wie es ausgebrochen ist: Brandstiftung, ein unvorsichtiger Rancharbeiter und seine Zigarette, ein verirrter Funke aus einem vergessenen Nest von einem der Waldbrände, die kurz zuvor in der Nähe gewütet hatten … Ich war an diesem Abend in Los Angeles und Joaquín und Rafael, soweit ich weiß, bei Aufräumarbeiten in San Isandro. Anscheinend hatte Joaquín irgendwie ein ungutes Gefühl, deshalb sind sie vorzeitig zurückgekommen. Aber da stand der Stall schon komplett in Flammen. Sie haben noch versucht, die Pferde rauszuholen, kamen aber nur noch an die in den vorderen Ständen heran. Dabei wären sie selbst um ein Haar im Feuer geblieben.«
    Er stieß die Fußspitze so hart in den verbackenen Boden, dass Staub aufspritzte. »Von achtzehn Pferden sind zwölf in den Flammen umgekommen und von den übrigen sechs waren zwei so schwer verletzt, dass sie erschossen werden mussten. Die restlichen vier hat Joaquín dann Jorge in San Isandro gegeben.«
    »Warum hat er nicht Magie eingesetzt … Immerhin soll er doch so mächtig sein?«
    »Weil er zwei Tage zuvor verhindert hat, dass San Isandro einem der Waldbrände zum Opfer gefallen ist, die hier in der Gegend gewütet hatten. Er war … komplett ausgebrannt, könnte man sagen.«
    »Das geht?« Erstaunt wandte ich mich weiter zu ihm um.
    »Oh ja. Bei einigen dauert es zwar ein bisschen länger, aber … ja, es geht. Vor allem der Rückschlag ist hart, wenn man bis an die Grenzen geht. Dann ist dir der Wind zu laut, der über den Boden streicht. Ich habe es schon erlebt, dass Joaquín sich zwei, manchmal sogar drei Tage im Dunkeln verbarrikadiert hat, weil er gar nichts mehr ertragen konnte. Manchmal spuckt er sich dabei dann auch die Seele aus dem Leib. Eine Migräne ist ein Witz dagegen.«
    Ich wusste nicht, wie eine Migräne sich anfühlte. Aber Tante María hatte in den letzten Monaten, bevor … hatte immer wieder Migräne-Anfälle gehabt. Jedes Mal hatten alle Läden geschlossen werden müssen. Noch nicht einmal fernsehen hatte ich bei diesen Gelegenheiten dürfen. Auch ohne Ton nicht. Einmal hatte ich im Dunkeln versehentlich ein Glas vom Tisch gestoßen. Sie hatte mir eine solche Ohrfeige verpasst, dass ich Blut geschmeckt hatte. Ich legte die Arme um meine Mitte.
    »Cris?«
    »Ja?« Seine Hand glitt meinen Rücken abwärts.
    »Was ist letzte Nacht passiert?«
    Seine Berührung stockte. »Du meinst, nachdem du …«
    »Ja.« Ich zog die Schultern hoch.
    Seine Hand verschwand. Er trat einen Schritt zurück. Ich drehte mich endgültig zu ihm um.

    »Cris …?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Er schüttelte den Kopf, schob die Hände in die Hosentaschen. »Ich war am Pool. Plötzlich brüllt und flucht Joaquín durch das ganze Haus. Alles, was ich mitkriege, ist, dass du nicht in deinem Zimmer bist und dass der Zauber wieder wirkt. – Was auch immer er damit gemeint hat. – Als Nächstes rast er mit Rafael davon, um dich zu suchen und zurückzubringen. Er war so wütend …« Wieder ein Kopfschütteln. »Irgendwann mitten in der Nacht sind sie zurückgekommen. Mit dir. Joaquín hatte dich auf den Armen. Du hast dich an ihn geklammert, als hinge dein Leben von ihm ab.« Sein Tonfall sagte nur zu deutlich, was er dabei empfunden hatte.
    Ich schloss die Augen. Ich erinnerte mich daran: seine Berührung, sein Murmeln. Sie hatten etwas … Tröstliches gehabt. Aber hatte ich wirklich begriffen, wer mich da festhielt? Wohl kaum. »Weißt du, was dort passiert ist?« Die Worte klangen brüchig.
    »Nur was ich mir aus dem zusammenreimen konnte, was Rafael Fernán gesagt hat.«
    Ich holte einmal tief Atem und öffnete die Augen wieder, sah ihn an. »Sag’s mir.«
    Er zögerte, nickte schließlich. »Offenbar sind sie am Anfang davon ausgegangen, dass du nicht so – entschuldige – unvernünftig sein würdest, dich ausgerechnet in Nestores Wagen zu verstecken, um von Santa Reyada wegzukommen.«
    In einem Anflug von Bitterkeit verzog ich den Mund. › Unvernünftig‹ war wohl kaum das Wort gewesen, das Rafael benutzt hatte.
    »Als sie endlich zwei und zwei zusammengezählt hatten,
sind sie anscheinend zuerst zu Nestore gefahren. Dort warst du nicht. Also sind sie zu der Villa, die Rogier für die Zeit gemietet hat, die er hier ist. Und als der sich geweigert hat, Joaquín ins Haus zu lassen …« Cris räusperte sich. »Joaquín muss wie ein Racheengel da hineingegangen sein.« Abermals schüttelte er den Kopf. »Wer es gewagt hat, sich ihm

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